Beitrag #9
25.03.2021, 16:28
(25.03.2021, 15:51)Maraki schrieb: @Rabenmädchen
Was ihr Spätberufenen uns Frühen auf jedenfall vorraus habt ist, dass ihr "von klein auf" keine Grenzen überschreiten musstet, und als dem geborenen Geschlecht zumindest für euch selbst eine Normalität herstellen konntet, wie du, Rabenmädchen, in deinem Thread nebenan schriebst, ein Haus gebaut hast, Firma gegründet ecpp.. Grenzen zu überschreiten ist NIE gesund, aber es blieb uns nichts anderes übrig..
Wir haben auf diesen Werdegang verzichtet, weil wir eben mit Schwierigkeiten unserer Umwandlung zutun hatten.. Wir haben diese Dige nicht angestrebt ..
Es war damals nicht so wie heute, dass man den Weg geht und gut ist. Man musste Grenzen überschreiten, die gefühlt kein anderer überschritt... das macht natürlich etwas mit einem, sich gefühlt als die Einzige auf dieser Welt zu fühlen, die keiner verstehen kann. Es gab kein Internet mit Austausch usw... gabs nicht..und man war noch in einer Stadt die einzige Transsexuelle.. Damit hattet ihr nichtsmehr zutun.
Ihr habt den Vorteil, euch erstmal ohne etwas im Schlepptau zu haben, etwas aufzubauen..
Ich habe es aber dann mit meinem Mann gemeinsam getan.
Ich habe Abitur nachgeholt und studiert ... aber auch erst viel später
Zu unserer Zeit war es tatsächlich so, das Transsexuelle ins Rotlichtmileu abtauchen mussten und ansonsten, wenn sie es nicht getan haben, eine Putzstelle bekommen haben... Mir blieb dieser Weg GSD erspart
Du hast einen harten Weg hinter dir.
1990 transitioniert und GA?
Das war zu der Zeit immer noch keine Standard OP.
Und trans Frauen etwas ganz ganz Seltenes.
Umso mehr Achtung hab ich in daher vor dir und vor Sunburst und meiner Bekannten mit dem Bundesverdienstkreuz (die mit Anfang 20 GAOPeriert wurde).
Ja, da sind viele ins Rotlichtgeschäft abgedriftet.
Und ja, ich hatte tatsächlich mit ungefähr 13 ganz rational entschieden, mir mit einer männlichen Rolle genug Geld für eine GAOP zu verdienen (ich hatte zu der Zeit wirklich keine Ahnung, dass das die Kasse bezahlt).
Weiter hatte ich mich mit dem Thema „trans“ nicht beschäftigt – wozu auch?
Dafür wäre Zeit, wenn das Geld für die OP da ist.
Ganz schön dumm, von heute aus betrachtet.
Ständig musste ich aufpassen, nicht zwangsgeoutet zu werden.
Männlich erscheinen.
Mir von Männern abschauen, wie sie sich bewegen, reden, worüber sie lachen.
Dann und wann, wenn ich das Mann-Sein nicht mehr aushielt, aber ganz heimlich, weibliche Kleidung tragen.
Ein Leben im Verstecken, Täuschen, Betrügen.
Voller Angst.
Nach draußen der selbstsichere Mann, und im Inneren das Mädchen, das vor lauter Angst nicht zum Leben gelassen werden durfte.
Bitte, Maraki:
Klingt diese Schilderung für dich wie die eines Mannes?
Glaubst du wirklich, dass jemand, die so gelebt hat, wieder in dieses Leben zurück will?
Zurück kann?
Ohne dabei irre zu werden?
Und glaub mir (flüster) ich bereue die Jahre, die ich in jenem Leben verschwendet habe.
Das Einzige, was diesen Jahren etwas Licht verleiht, ist mein lieber Mann - denn wir wären uns wohl nie begegnet, wenn ich schon mit 16 Jahren mein richtiges Geschlecht gelebt hätte.
Und auch er ist ein unverdientes Glück.
Mein Glück.
Nicht zu hassen - um zu lieben bin ich da (Antigone)