Frau, Trans*Frau oder doch "Macho"?
RE: Frau, Trans*Frau oder doch "Macho"?
Beitrag #31

Danke Angelika für die ausführliche Antwort, hab viel Neues dabei erfahren.

Gesellschaftlich gesehen wäre daher die Männerrolle, als die gesellschaftlich dominante, eher anzustreben als die Frauenrolle.

Bin mir nur nicht ganz sicher ob die gesellschaftlich dominante auch die bessere Rolle ist. Mag schon im Tierreich sein, dass sich die Männchen im Konkurrenzkampf gegenseitig erschöpfen und abmurksen.
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Welche gesellschaftliche Rolle die "Bessere" ist ist wohl müßig zu diskutieren. Wir Menschen leben nicht mehr in der Steinzeit sondern haben so etwas wie eine Zivilisation entwickelt.

Im Konkurrenzkampf zueinander, der heute verstärkt auf wirtschaftlichem und beruflichem Gebiet stattfindet, sind die Frauen heute ebenso eingebunden wie die Männer.

Allerdings mit dem Unterschied, dass die Frauen vermehrt auf Hindernisse stoßen. So z. B. an die sogenannte "Gläserne Decke", die ihnen den Zugang zu gewissen höheren Bereichen im Bereich ihrer Karriere versperrt.

So sind z. B. mehr als 50 % der UniversitätsabsolventInnen in Östereich weiblich, in den Chefetagen der Wirtschaft trifft man allerdings nur auf 7 % Frauen.

Auch sind die Fraueneinkomen im Schnitt nach wie vor wesentlich niedriger als jene der Männer (vergleichbare Ausbildung, Tätigkeit und Karreireweg vorausgesetzt). Im letzten Jahr hatten wir den sogenannten Equal-Pay-Day, das ist jener Tag an dem die Männer bereits das durchschnittliche Jahreseinkomen der Frauen erreicht haben, am 4. Oktober begangen. Von diesem Tag an bis Jahresende würden Frauen also gratis arbeiten, wenn sie das gleiche Monatseinkommen hätten wie die Männer.

Das hängt vielfach damit zusammen, dass Männer Netzwerke nutzen um sich gegenseitig zu helfen, während Frauen meistens alleine stehen. Die Knüpfung von Frauennetzwerken schint daher einen absolute Notwendigkeit zu sein, und wird von vielen Frauen in der Politik, und zwar über alle Parteigrenzen hinweg, heute bereits versucht. Frauenministerin Gabi Heinisch-Hosek ist auf diesem Gebiet sehr bemüht.

Wenn es den Frauen gelingt hier mit den Männern gleichzuziehen, dann wird sich auch das Problem mit der gesellschaftlich dominanten, bzw. untergeordneten Rolle erledigen.

(20.01.2012, 11:20)jasmin conny schrieb: Daher sind solche Systeme auch eher sehr stark homophob und oftmals auch transphob.

In der Natur sind sie es nicht, und auch in der Gesellschaft sind sie es nicht. Homo- oder Transphobie hat viel eher etwas mit dem Sexuellen zu tun als mit der gesellschaftlichen Stellung. Männer sind hier eher bereit anderen Männern die Hand zu reichen und ihnen beim gesellscahftlichen Aufstieg zu helfen, als zu forcieren, dass Frauen gleichziehen können.

(20.01.2012, 11:20)jasmin conny schrieb: Gerade in homo- oder transphoben Gesellschaften wie zb auch der Kirche glaub ich gibt es auf Grund des Tabus eine hohe latente Homosexualität, die dann zwar nicht direkt aber in anderen Bereichen wie Sport, Männerbündelei etc. ausgelebt wird

Nun, die Kirche, und hier vor allem die römisch-katholische, siond wohl ein besonderer Fall.

Einerseits herrscht dort der Zölibat, welcher ursprünglich dazu eingeführt worden ist, dass das Erbe der Würdenträger an die Kirche, und nicht an eventuelle Kinder fällt. Die Kirche als Institution profitiert halt am Meisten vom Zölibat.

Daz kommt noch, dass man bereits wenige Jahrhunderte nach Jesus begonnen hat die Frauen aus dem kirchlichen Leben zu entfernen. So wurde z. B. das Evangelium von Maria Magdalena, die möglicherweise sogar Jesus Frau gewesen ist, nicht in die Bibel aufgenommen, weil es für die Männer angenehmer war die Frauen beherrrschen zu können, als den Frauen, als jenem Geschlecht dem es möglich ist Nachwuchs zu bekommen, als gleichwertig anzuerkennen.

Und da Frauen (noch bis vor wenigen Jahrzehnten sprach die Kirche von Weibern) als minderwertig, lüstig und daher mit dem Teufel im Bund galten (immerhin sieht der nackte weibliche Körper immer glecih aus, egal ob er sexuell erregt ist oder nicht), war es nach dem verständnis der Kirchenoberen wohl besser den sexuellen Druck, der bei Männern durch das Testosteron entsteht, in einer homosexuellen Beziehung abzubauen, als Verkehr mit einer Frau zu haben. Zumal damit auch sichergestellt war, dass es keinen "Nachwuchs" der Priester geben kann.

Tja, und da die Kirche durch viele Jahrhunderte bin hin zur Aufklärung ab Anfang des 18. Jahrhunderts und der Trennung von Kirche und Staat zu Beginn des 20. Jahrhunderts einen allumfassenden, bzw. noch viel größeren gesellschaftlichen Einfluss hatte, als es heute der Fall ist (wenngleich der Einfluss der Kirche leider auch heute noch sehr stark ist), hat sich vieles ins weltliche Leben übertragen.


(20.01.2012, 11:20)jasmin conny schrieb: Es fält allerdings immer wieder auf, dass gerade Trans-Frauen meinen oftmals ein antiquiertes Frauenbild der Vergangenheit leben zu wollen, welches mehr der männlichen Phantasie des Machismus entspricht, als dem heute tatsächlich üblichen und anzustrebenden Rolenbild der selbstständigen, mündigen und voll emanzipierten Frau, die auch ohne Mann an ihrer Seite ihren Platz in der Gesellschaft hat.

In der 68-Periode gab es zum Beispiel kurz schon eine ziemliche Angleichung bei Verhaltensweisen, Kleidung und Freiheiten von Mann und Frau. Würde mich interessieren, ob eine Zeit mit dem Ausleben großer Ideale auch Auswirkung auf die sexuellen Fantasien und das Leben von Transsexuellen zu dieser Zeit hatte.

Die 68er-Bewegung kann heute als linke Bewegung weg von gesellschaftlichen Zwängen und hin zu Freiheit und Solidarität gesehen werden. Und eine Freiheitsbewegung bedingt auch die Anerkennung der unteilbaren Freiheit der Frauen.

Wie ich schon gesagt habe, hatten die Frauen, lassen wir jetzt mal alle Beschränkungen und Unfreiheiten dieser Systeme außer Acht, in den kommunistisch beherrrschten Ländern mehr Freiheiten als im Kapitalismus wie bei uns.

Unfreiheit und Einschränkung betraf dort beide Geschelchter in gleichem Maße, also Männer hatten dort nicht mehr Freiheit als Frauen und Frauen nicht mehr Beschränkungen als Männer.

So gesehen waren diese Systeme, im Hinblick auf die Gleichberechtigung der Geschelchter, wohl en großes Stück weiter als wir es sind, wengleich sich niemand von uns ein derartiges System hier wünscht. Aber wir sollten lernen und verscuhen die wenmigen positiven Ansätze dieser Diktaturen für uns zu übernehmen und uns nutzbar zu machen.

Was Transexuelle betrifft, so gibt es im Zusamenhangf mit der 68er-Bewegung wohl kaum Möglichkeiten zu inhaltlichen Aussagen und Abschätzungen des Umgangs damit. Die Zeit und auch die Medizin war einfach noch nicht so weit. Ja es gab Trans*, aber meist eben nur im Versteckten und oftmals auch nur im Rotlichtmillieu. Das Thema Trans* und der gesellschaftliche Umgang damit wie wir in heute kennen. war gegen Ende der 60er-Jahre noch undenkbar. Und sogesehen auch für die 68er-Love and Peace-Generation wohl kein Thema.

Leider aber haben die Menschen, die damals an die neuen Ideale geglaubt haben, ihren Idealismus später mit dem Einsetzen der Krisen der steigenden Arbeitslosigkeit und der Reaktion der herrschenden Klasse, die den Weg der Entsolidarisierung und des Individualismus gepredigt hat, verloren, sodass von damals nicht mehr als ein paar nostalgische Erinnerungen geblieben sind.
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