standard.at: Kerosin 95: "Das ist verinnerlichte Arroganz"
RE: standard.at: Kerosin 95: "Das ist verinnerlichte Arroganz"
Beitrag #11
Im Ernst, ist ganz einfach.
An Stelle von er sie es einfach den Namen benutzen.
Alles Nicht-Personale wird sächlich.
Das Haus, das Garage, das Sonne, das PC.
Das würde vielen Fremdsprachlern das Erlernen des Deutschen erleichtern.
Nicht zu hassen - um zu lieben bin ich da (Antigone)
Zitat

RE: standard.at: Kerosin 95: "Das ist verinnerlichte Arroganz"
Beitrag #12
Wir können dies auch einmal unter einem anderen Aspekt betrachten.
Warum möchten manche Menschen nicht, dass sie mit „er“ oder „sie“ tituliert werden?
Warum legen trans Frauen so viel Wert auf das „sie“ und trans Männer auf das „er“?

Warum, wenn nicht mit dieser Titulierung bestimmte Ansprüche und Anforderungen verbunden wären, die die betroffenen Menschen nicht erfüllen können und / oder wollen.

Das Problem liegt also nicht bei den Betroffenen, sondern bei denen, die diese Anforderungen stellen.

Da Frauen und Männer (wo sind hier eigentlich die Diversen?) vor dem Gesetz gleich sind, dürften diese Ansprüche aber eigentlich gar nicht sonderlich differieren.

Tun sie aber – worunter nicht nur LGBTIQX+E-Menschen leiden, sondern auch cis Menschen betroffen sind.
Selbst Incels können unter die Betroffenen gezählt werden, da sie den Anforderungen, die an sie als Männer gestellt werden, ihrem Erleben nach nicht gerecht werden können.

Die Vermeidung von gendernden Pronomen bricht die Vereinnahmung des Individuums durch künstlich geschaffene Kategorien auf.
Das Benennen jeder Person mit ihrem individuellen Namen zwingt dazu, jeden Menschen wieder als Person und Persönlichkeit zu sehen, und nicht mehr als Bestandteil einer willkürlich gewählten Masse.
Nicht zu hassen - um zu lieben bin ich da (Antigone)
Zitat

RE: standard.at: Kerosin 95: "Das ist verinnerlichte Arroganz"
Beitrag #13
Anstelle von "ich" den Namen zu benutzen kennt man auch von kleinen Kindern. Aber ich kann dazu nichts weiter sagen. Ich habe nie auch nur an einem einzigen Seminar über Sprachentwicklung teilgenommen Blush

In amerikanischen indigenen Sprachen gibt es sehr wohl vollständige Pronominalformen.

Im ♂ Sexolekt des Lakȟóta bedeutet háu "hi, hello, greetings; yes". Das ♀ Gegenstück wäre háŋ. Irgendwas scheint da Karl May mißverstanden zu haben Huh

Bei uns gibt es tatsächlich bei Nomina und bei den Personalpronomina im Plural eine Unterscheidung belebt - unbelebt. Im Singular haben die Pronomina aber drei Genera wie im Deutschen: maskulinum (அவன் avaṉ), femininum (அவள் avaḷ), neutrum (அது atu). In unverfänglichen Unterhaltungen ist das ja durchaus nützlich, um zu verdeutlichen, von wem gerade die Rede ist Undecided

Was das Misgendering angeht, so schätze ich, daß auch Cis-Frauen von sich nicht gerne als "er" reden lassen möchten, und Cis-Männer entsprechend nicht als "sie".

Gesellschaften mit ganzen nicht-binären Geschlechtersystemen gibt es ja nun (also nicht nur mit residualen Vorkommen). Mir ist aber kein einziger Fall bekannt geworden, in denen es in deren Sprachen ein eigenes Genus für "non-binaries" gibt.

Schätzungsweise unterscheiden sehr viele Sprachen eh keine Genera. In Europa z.B. Baskisch, Ungarisch, Finnisch, Türkisch...

Die meisten deutsch(sprachig)en Non-Binaries werden sich daran aber nicht orientieren können. Mal sehen, was denen noch so dazu einfallen wird.

Leider habe ich keine NB Bekannte, die ich mal fragen könnte Sad
Zitat

RE: standard.at: Kerosin 95: "Das ist verinnerlichte Arroganz"
Beitrag #14
(10.03.2021, 11:28)Rabenmädchen schrieb: Warum möchten manche Menschen nicht, dass sie mit „er“ oder „sie“ tituliert werden?
Wohl, weil sie sich weder als das eine noch das andere oder als beides dauernd oder manchmal gleichzeitig empfinden und für sie diese allgemeine Bezeichnungen grade oder permanent nicht mehr "passend" klingt bzw ist.

(10.03.2021, 11:28)Rabenmädchen schrieb: Warum legen trans Frauen so viel Wert auf das „sie“ und trans Männer auf das „er“?
Auch cis Frauen und cis Männer legen viel Wert auf die "passende" Anrede, da sich jedes dieser beiden Geschlechter schon mal (natürlich nicht immer) sowohl biologisch/körperlich als auch sozial/gesellschaftlich vom anderen abgrenzen will, manchmal muss.

Transsexuelle Frauen und Männer im Speziellen begreifen sich im Grunde ja auch nur als cis mit "falschem" Körper, also auch da ist es sehr wichtig sich abzugrenzen.

Teilweise Intersexuellen sowie Transgendern im allgemeinen als auch Non-Binären im Besonderen ist hingegen eine Abgrenzung von diesem Binär-System wichtig - und wollen im Grunde nur eigene Bezeichnungen.


(10.03.2021, 11:28)Rabenmädchen schrieb: Das Benennen jeder Person mit ihrem individuellen Namen zwingt dazu, jeden Menschen wieder als Person und Persönlichkeit zu sehen, und nicht mehr als Bestandteil einer willkürlich gewählten Masse.
Jain, auch Naturvölker mach(t)en tw die gleichen bis selben Unterscheidungen (bei zB Alltäglichkeiten) zwischen männlichen und weiblichen Familien- bzw Stammes-Angehörigen, und einige hatten/haben sogar Bezeichnungen für jene unter ihnen, die eben nicht eindeutig dieses oder jenes waren bzw sein wollten - so einfach wärs ja dann auch wieder nicht... Wink2

(10.03.2021, 13:14)Sunburst schrieb: ... Irgendwas scheint da Karl May mißverstanden zu haben Huh
Der besuchte indigene nordamerikanische Stämme erst nachdem er seine Romane schrieb  Wink2
[Bild: avatar_202.jpg] „NATSUME! NATSUMEe! NATSUMEee!“ — Nyanko-Sensei en.wikipedia.org/wiki/Natsume%27s_Book_of_Friends
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RE: standard.at: Kerosin 95: "Das ist verinnerlichte Arroganz"
Beitrag #15
(10.03.2021, 13:53)Bonita schrieb: und einige hatten/haben sogar Bezeichnungen für jene unter ihnen, die eben nicht eindeutig dieses oder jenes waren bzw sein wollten - so einfach wärs ja dann auch wieder nicht... Wink2

Ja, ist wirklich nicht einfach. Angefangen mit den Namen, die manchmal von denen der binären Leute unterschieden sind (aber nicht immer).

Die meisten Sprachen haben Unterschiede zwischen Geschlechtern im Sprachgebrauch, manchmal haben sie aber auch bestimmte Wörter und Partikeln, die – typischerweise – einem oder anderen Geschlecht zuzuordnen sind. (Es ist aber nicht so festgefügt, daß es nicht immer noch als besonderes Ausdrucksmittel eingesetzt werden könnte.)

Recht bekannt ist der Fall der Lakȟóta-Passagen in "Der mit dem Wolf tanzt", die von einer Frau aus dem Englischen übersetzt wurden. Die Ausdrucksweisen passen zumindest nicht zu den Männern, die da dargestellt werden.
Zitat



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