(06.02.2015, 22:18)TSI schrieb: Außerdem entwickelt sich ja aus Testosteron auch Östrogen, wenn Finasterid genommen wird (bin keine Biochemikerin) aber ganz ohne Testo noch weniger Östro, wenn nicht substituiert wird...
Ach ja, die Biochemie...
Cholesterin -> Progesteron -> Testosteron -> Östrogen
Das ist so ungefähr der Biosynthese-Pathway zum Estro (Abzweigungen zu ein paar anderen wichtigen Sachen wie Cortisol und Aldosteron habe ich weggelassen). Die Reaktionen in dieser Kette sind irreversibel, das heißt es geht nach jedem dieser Schritte nicht mehr zurück.
Der letzte Schritt (Testo -> Östro) erfordert ein Enzym namens Aromatase. Dieses ist u.a. im Eierstock (der unseresgleichen dummerweise fehlt) und im Fettgewebe (einer der Gründe dafür, warum beleibteren Männern ein Busen wächst) aktiv.
Auf die Aromatase verlassen bei der Östro-Produktion? Dumme Idee. Sehr dumme. Um einen einigermaßen brauchbaren Östro-Spiegel zu bekommen braucht die Aromatase einen wahnsinnig hohen Testo-Spiegel, mit allen Begleiterscheinungen. Soll das Testo dagegen runter, fehlt auch der Aromatase das Ausgangsmaterial.
Die Umwandlung Testo -> Östro erfolgt außerdem nicht 1:1. Serumspiegel von Testosteron (m) werden in 10 nmol/L gemessen; von Östradiol (w) in 100 pmol/L.
1 nmol = 1000 pmol.
10 nmol/L = 10.000 pmol/L.
Eine Frau hat also ca. um Faktor 100 weniger Östradiol im Blut als ein Mann Testosteron (umgekehrt sind auch die Rezeptoren für Ö empfindlicher). Wenn die Aromatase also Testosteron in Östradiol umwandeln soll, bleibt eine ganze Menge überschüssiges Testo übrig!
5-alpha-Reduktasehemmer haben mit obiger Reaktionskette nur indirekt zu tun. Es gibt da nämlich noch eine Reaktion:
Testosteron -> Dihydrotestosteron
Dafür ist die 5-alpha-Reduktase verantwortlich; dieser Schritt lässt sich mit Dutasterid/Finasterid/XXXsterid blockieren. Das DHT ist sozusagen eine aktivere Variante vom Testosteron, macht genauso Vermännlichung, aber eben noch etwas ausgeprägter. Und DHT ist hauptverantwortlich für den Androgen-bedingten Haarausfall, weshalb die Mittelchen alle gegen Haarausfall zum Einsatz kommen.
Eine vorsichtige Senkung des Testo-Spiegels mittels Androcur halte ich für möglich, dabei sollte die Dosis aber wirklich sehr klein sein - 5mg/Tag? Oder noch weniger? Wenn gar nichts vom Testo übrig bleiben soll (was auf Dauer für die Knochen nicht besonders gut ist; Osteoporose-Gefahr) sollte das Testo durch Östrogen ersetzt werden; das hat allerdings Auswirkungen (Feminisierung).