Wie lebt ihr eure Transsexualität aus?
Wie lebt ihr eure Transsexualität aus?
Beitrag #1
Hallo,
ich wollte wissen, wie ihr eure Transpersönlichkeit auslebt. Seid ihr in aller Öffentlichkeit das, wonach ihr euch fühlt, habt euch sogar vielleicht schon operieren lassen, oder besucht ihr Trans-Selbsthilfegruppen... oder belasst ihr es auch vorerst nur in euren 4 Wänden.
Ich tue es vorerst nur in meiner Wohnung. Wenn ich nach Hause komme, versuche dann über einen gewissen Zeitraum ganz meine weibliche Seite auszuleben, mich wie eine Frau zu bewegen, in gewissem Maße auch zu kleiden bzw. weiblich erotisch, vielleicht auch mal melancholisch über bestimmte Dinge nachzusinnen und feuchte Augen zu bekommen, während ich mich an mich selbst, oder an einen weichen Gegenstand anschmiege und ankuschele.
Bei einer Bekannten, die ich darüber eingeweiht habe, habe ich mir auch erlaubt mich feminin zu verhalten. Als dann einer ihrer Kollegen hinzukam, haben sich dann aber bis zu einem gewissen Grad wieder bestimmte Mechanismen aktiviert, auch, wenn er eigentlich recht tolerant war.
Bei mir also vorerst nur in geschützten Umfeldern.
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RE: Wie lebt ihr eure Transsexualität aus?
Beitrag #2
Welche Transpersöhnlichkeit,ich lebe nur mich selbst...
Liebe Grüße ,Dani das Retortenprachtweib
Das einzig Unwandelbare... ist der Wandel ! Laotse
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RE: Wie lebt ihr eure Transsexualität aus?
Beitrag #3
(03.09.2012, 13:48)polum schrieb: ... vielleicht auch mal melancholisch über bestimmte Dinge nachzusinnen und feuchte Augen zu bekommen, während ich mich an mich selbst, oder an einen weichen Gegenstand anschmiege und ankuschele ...

Oh ja, kuscheln tut gut, mir auch! Manchmal fühl ich mich innerlich so ausgehungert, als wäre mein Gefühlsleben schon endlos auf eine Reduktionsdiät mit trockenem Zwieback und Wasser gesetzt.

Aber mir kommt vor, das hat nicht so viel mit männlich und weiblich zu tun, wie es das Klischee gern in Zuckerlrosa und Vergißmeinnichtblau ausmalt. Zärtlichkeit brauchen doch alle Menschen. Ist das Klischee nicht ungerecht? Ungerecht Männern gegenüber, die diese Sehnsucht (sogar vor sich selbst) wegheucheln müssen. Ungerecht Frauen gegenüber, die als gefühllos und unweiblich hingestellt werden, wenn ihr Verlangen nach Zärtlichkeit nicht so groß ist, dass sie von sich aus die uneingestandenen Männerwünsche erfüllen könnten.
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RE: Wie lebt ihr eure Transsexualität aus?
Beitrag #4
Ich lebe einfach meinen Traum gggggg
TRANS AUSTRIA - Öst. Gesellschaft für Transidentität
(trans-austria.org), Geschäftsführung

Psychotherapeutin, Supervisorin, Coach, Sexualberaterin
Alten- und Behindertenfachbetreuerin
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RE: Wie lebt ihr eure Transsexualität aus?
Beitrag #5
(03.09.2012, 13:48)polum schrieb: Hallo,
ich wollte wissen, wie ihr eure Transpersönlichkeit auslebt. Seid ihr in aller Öffentlichkeit das, wonach ihr euch fühlt, habt euch sogar vielleicht schon operieren lassen, oder besucht ihr Trans-Selbsthilfegruppen... oder belasst ihr es auch vorerst nur in euren 4 Wänden.
Ich tue es vorerst nur in meiner Wohnung. [hier gekürzt]

Ich war gestern untertags Tanja. Mit meiner Freundin unterwegs, Museumsbesuch (Sammlung Essl, Klosterneuburg), dann im Kino, voher und nachher was Essen und Kaffee trinken.

Ich weiß bis heute nicht, ob ich das "ausleben" nennen soll. Für mich ist das einfach der Nachweis, dass ich die, die ich auch bin, nicht vor der Welt verstecken muss.

Natürlich kenne ich auch die mehr oder weniger versteckt, heimliche Seite, das "Vor-dem-Spiegel-Pirouetten-drehen". Das wichtigste ist aus meiner Sicht, dass man weiß, dass es da keinen vorgeschriebenen Weg gibt. Es gibt nichts, was man schaffen muss! Es gibt keine Mindestzeiten und Qualifikationslimits. Man ist im Grunde frei, sich die Richtung zu suchen, die einem Herz und Verstand weisen.

Ich bin weder in irgendeiner Weise operiert (an mir ist noch alles dran, außer den Mandeln Wink), noch verfüge ich über ein überdurchschnittliches, naturgegebenes oder erlerntes Passing. Ich bin hier und jetzt eine "klassische" Tivi bzw. ein Transvestit. Ich trage Make-up und eine Perücke, um problemlos in die Männerrolle zurück-switchen zu können.
- Sag' Du mir, in welche Schublade ich passe! Wave   -
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RE: Wie lebt ihr eure Transsexualität aus?
Beitrag #6
Nun M-T wenn du schon dies so erwähnst, gestatte mir doch bitte eine Frage und zwar jene, wenn du sagst "classic Tv" zu sein, bedeutet dies dann, du bist doch nicht ganz unglücklich darüber Mann zu sein mit Funktion?
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RE: Wie lebt ihr eure Transsexualität aus?
Beitrag #7
(03.09.2012, 23:25)Sarah-Michelle schrieb: Nun M-T wenn du schon dies so erwähnst, gestatte mir doch bitte eine Frage und zwar jene, wenn du sagst "classic Tv" zu sein, bedeutet dies dann, du bist doch nicht ganz unglücklich darüber Mann zu sein mit Funktion?

Ich liebe eine Frau und lebe mit ihr, da sie sich selbst als heterosexuell sieht, bin ich also auch deutlich männlich, sonst würde es mit uns gar nicht gehen.

Ich sehe mich lieber als Tanja im Spiegel, obwohl mein männliches Spiegelbild gleichmäßiger und stimmiger ist. Meine primären männlichen Geschlechtsmerkmal sind eben da. Ich sehe keinen zwingend Grund und fühle kein Verlangen, sie "loszuwerden". Ganz abgesehen davon, dass ich bei Diagnose "Transsexualismus" eventuell ein großes Problem hätte, da einer lebenslangen HRT andere gesundheitliche Probleme entgegenstehen könnten.

Ich sehe mich auch als attraktiven, liebenswerten Mann. Nicht fehlerlos, aber ganz o.k.! Unglücklich bin ich darüber nicht. Ich denke mir nur oft, dass ich manche Kurve im Leben als Frau leichter genommen hätte. Die, wohlgemerkt: klischeehaft-typische, Frauenrolle passt m.E. besser zu meinem emotionalen Profil.
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RE: Wie lebt ihr eure Transsexualität aus?
Beitrag #8
Danke fuer die ehrliche antwort
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RE: Wie lebt ihr eure Transsexualität aus?
Beitrag #9
Pollum, es freut mich von deinen fortschritten gegenüber den letzten tagen zu lesen! anscheinend geht es dir besser, das ist schön! tut es nicht gut diese bekannte eingeweiht zu haben? wie hat sie reagiert?

weiterhin alles gute!
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RE: Wie lebt ihr eure Transsexualität aus?
Beitrag #10
(03.09.2012, 20:11)gertrud_desch schrieb:
(03.09.2012, 13:48)polum schrieb: ... vielleicht auch mal melancholisch über bestimmte Dinge nachzusinnen und feuchte Augen zu bekommen, während ich mich an mich selbst, oder an einen weichen Gegenstand anschmiege und ankuschele ...

Oh ja, kuscheln tut gut, mir auch! Manchmal fühl ich mich innerlich so ausgehungert, als wäre mein Gefühlsleben schon endlos auf eine Reduktionsdiät mit trockenem Zwieback und Wasser gesetzt.

Aber mir kommt vor, das hat nicht so viel mit männlich und weiblich zu tun, wie es das Klischee gern in Zuckerlrosa und Vergißmeinnichtblau ausmalt. Zärtlichkeit brauchen doch alle Menschen. Ist das Klischee nicht ungerecht? Ungerecht Männern gegenüber, die diese Sehnsucht (sogar vor sich selbst) wegheucheln müssen. Ungerecht Frauen gegenüber, die als gefühllos und unweiblich hingestellt werden, wenn ihr Verlangen nach Zärtlichkeit nicht so groß ist, dass sie von sich aus die uneingestandenen Männerwünsche erfüllen könnten.

Gut zu hören, dass es nicht nur mir so geht. Es ist aber irgendwie verdammt schwer in unserer Gesellschaft einfach jemanden zu finden, mit dem man kuscheln kann. Ich hatte mal eine Internetbekanntschaft, mit der ich mich dann auch im RL getroffen hatte, die dann nach unserem 3. Treffen den Kontakt abbrach, was offensichtlich damit zusammenhing, dass ich nicht mit ihr ins Bett gegangen bin. Rückblickend waren ja die Signale schon klar, die sie mir zugesendet hat. Aber für den Anfang wollte ich einfach nur etwas kuscheln.

(03.09.2012, 23:22)Mike-Tanja schrieb:
(03.09.2012, 13:48)polum schrieb: Hallo,
ich wollte wissen, wie ihr eure Transpersönlichkeit auslebt. Seid ihr in aller Öffentlichkeit das, wonach ihr euch fühlt, habt euch sogar vielleicht schon operieren lassen, oder besucht ihr Trans-Selbsthilfegruppen... oder belasst ihr es auch vorerst nur in euren 4 Wänden.
Ich tue es vorerst nur in meiner Wohnung. [hier gekürzt]

Ich war gestern untertags Tanja. Mit meiner Freundin unterwegs, Museumsbesuch (Sammlung Essl, Klosterneuburg), dann im Kino, voher und nachher was Essen und Kaffee trinken.

Ich weiß bis heute nicht, ob ich das "ausleben" nennen soll. Für mich ist das einfach der Nachweis, dass ich die, die ich auch bin, nicht vor der Welt verstecken muss.

Natürlich kenne ich auch die mehr oder weniger versteckt, heimliche Seite, das "Vor-dem-Spiegel-Pirouetten-drehen". Das wichtigste ist aus meiner Sicht, dass man weiß, dass es da keinen vorgeschriebene Weg gibt. Es gibt nichts, was man schaffen muss! Es gibt keine Mindestzeiten und Qualifikationslimits. Man ist im Grunde frei, sich die Richtung zu suchen, die einem Herz und Verstand weisen.

Ich bin weder in irgendeiner Weise operiert (an mir ist noch alles dran, außer den Mandeln Wink), noch verfüge ich über ein überdurchschnittliches, naturgegebenes oder erlerntes Passing. Ich bin hier und jetzt eine "klassische" Tivi bzw. ein Transvestit. Ich trage Make-up und eine Perücke, um problemlos in die Männerrolle zurück-switchen zu können.

Zitat:Ich sehe mich auch als attraktiven, liebenswerten Mann. Nicht fehlerlos, aber ganz o.k.! Unglücklich bin ich darüber nicht. Ich denke mir nur oft, dass ich manche Kurve im Leben als Frau leichter genommen hätte. Die, wohlgemerkt: klischeehaft-typische, Frauenrolle passt m.E. besser zu meinem emotionalen Profil.

Hmm, da sind wir uns vielleicht nicht so unähnlich. Ich bin überzeugt, dass es für mich besser gewesen wäre, als Frau zur Welt zu kommen. Ich sehe das aber auch vorallem durch unsere gesellschaftlichen Normen bedingt.
Als Frau kann man nunmal relativ problemlos alle seine Seiten ausleben, ohne dass es zu stark aneckt.
Wärest du als Tanja geboren, könntest du ja jeden Tag überall in langen Hosen und Holzfällerhemd - um sich mal Klischees zu bedienen - als Mike herumlaufen, ohne, dass es irgendwie aufsehen hervorrufen würde.

(04.09.2012, 00:12)(S)andy schrieb: Pollum, es freut mich von deinen fortschritten gegenüber den letzten tagen zu lesen! anscheinend geht es dir besser, das ist schön! tut es nicht gut diese bekannte eingeweiht zu haben? wie hat sie reagiert?

weiterhin alles gute!

Vielen Dank. Ich versuche eine halbwegs konsistente Persönlichkeit aufzubauen, in welcher ich zumindest auch bis zu einem gewissen Grad meine sensiblen Seiten im Alltag zu lasse. Die ganz extremen weiblichen Seiten - Stichwort Aktfotos in Reizwäsche - bleiben natürlich was fürs Private, bzw. fürs private Umfeld.
Wie hat meine Freundin darauf reagiert... hmm. Sie war mir gegenüber auch auf jeden Fall offener als sonst. Wir haben dann auch zwischendrin gewitzelt, ich sei jetzt ihr bester schwuler, nicht-schwuler Freund. Bei Frauen scheint so eine etwas ,,tuntige'' Ader auf jeden Fall ein guter Eisbrecher zu sein.
Ich war vor ein paar Monaten z.B. mit 2 Kollegen in einer Kneipe, und es war irgendwie recht lanweilig. Am Tisch nebendran saßen 2 Mädels, die sich gerade einen Sekt bestellten. Zum Spaß habe ich mir dann auch einen bestellt und angefangen einen was Riesentucke zu tun. Ich war meisterhaft darin... weshalb ist natürlich klar. Jedenfalls hatte ich sofort ihr Interesse und sie haben sich zu uns an den Tisch gesetzt. Zwischendrin tätigten sie so Äußerungen wie ,,ich finds nicht schlimm, dass du schwul bist. So muss ich keine Ängste vor dir haben''. Die beiden waren so sehr auf mich fokussiert, dass ein Kollege sich zurückgesetzt fühlte und mich als nicht schwul geoutet hat. Big Grin
Naja, seine feminine Ader hin und wieder zu zeigen ist auf jeden Fall besser fürs soziale Leben, als wie ein Granitblock herumzulaufen, wie ich es die letzten Jahre getan habe.
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