Zwei Wochen nach der FFS

[Cappuccetto]

Hallo iris-evenstar!

Ich habe deinen packenden Reality-Bericht interessiert gelesen, vor allem, da ich ebenfalls eine FFS bei Dr. VdV gebucht habe.
Mittlerweile ist es schon ein knappes Jahr her, seit du deine Gesichts-OP hattest. Ich hoffe, es geht dir seelisch und körperlich gut und du genießt ein perfektes Passing.
Verzeih die Indiskretion, aber ein paar Fragen liegen mir am Herzen. Wie sieht es denn mittlerweile aus mit dem Heilungsfortschritt? Hast du noch taube Stellen oder Gefühlsirritationen? Im Besonderen denke ich da an Kopfhaut, Kinn und Unterlippe. Kannst du ohne Schmerzen auf etwas Hartes beißen? Und natürlich interessiert mich auch, ob du noch Probleme beim Sprechen oder Artikulieren von Silben hast.
Vielleicht bist du so nett und erzählst uns noch ein wenig über den Status Quo?

Alles Liebe,
Cappuccetto

[mike.]

Alles Gute Cappucceto :-)

Es würde mich freuen, wenn auch Du berichten würdest.

(ich will auch )

LG
Mike

[Cappuccetto]

Zitat:Alles Gute Cappucceto :-)

Dankeschön!

Zitat:Es würde mich freuen, wenn auch Du berichten würdest.

Gerne!
Allerdings wird es noch etwas dauern, ich bin erst im Jänner dran.
Dr. Bart übersiedelt übrigens mit Jahresende von Gent nach Antwerpen, wo dann sämtliche Operationen stattfinden werden. Antwerpen liegt von Brüssel ungefähr genauso weit weg, wie Gent. Mit dem Hochgeschwindigkeitszug vom Airport in einer knappen halben Stunde erreichbar.
Mir wäre ein Dezembertermin in Gent lieber gewesen, aber da gab es nur noch den 23. Dezember! Denn will wohl keiner, denn er ist noch immer frei. Ich denke, auch Ärzte stehen im Vorweihnachtsstress. Muss also nicht unbedingt sein.

Lg, Cappuccetto

[Hanna Maria]

Liebe Cappucetto,
Bitte entschuldige vielmals, dass ich mich da als Nichtgefragte einmische, aber ich denke, ich kann zwei Fragen beantworten.

1. Mit dem Sprechen hatte ich nie Probleme, nicht mal die Tage nach den OP. Vielleicht kann das am OP-Tag sein, aber ich denke, das ist eigentlich kein Thema. Mach dir aber kein Sorgen, es gibt genug andere Thema ;-)
2. auf Hartes beißen: Hm, was ist bei dir hart? Ein Apfel? Eine Karotte, eine nicht ausgelöste Walnuss? In der Tat muss man da aufpassen. Ich hatte dabei zwar nie Schmerzen, aber Dr. Bart meinte, dass ich nach der OP vier Wochen lang kein rohes Fleisch essen dürfe. Oh Gott, mein Hauptnahrungsmittel… ;-) Außerdem habe ich bei knackigen Äpfel aufgepasst. Ich bin eine ängstliche Natur und habe gut zwei Monate lang alles vermieden, was einer rohen Karotte, ja sogar einem rohen Apfel vergleichbar ist. Aber diesbezüglich keine Schmerzen.

BTW: Meine FFS-OP war zweiteilig; die erste war am 8.7.2013 und die zweite am 2.9.

Wie gesagt, wollte ich mich nicht einmischen, aber vielleicht interessiert‘s dich ja. Viele Erfolg für deine FFS und noch zwei Tipps: In Gent gab es eine Krankenschwester, die man für 300,-- buchen konnte. Die war übrigens super!!! Wenn es so wen auch in Antwerpen gibt, würde ich das tun. Außerdem würde ich mir für unmittelbar danach für zuhause einen Facharzt oder eine Ambulanz suchen, die dich checken kann. Ich meine, ich habe mir immer solche Sorgen um die Heilung gemacht bzw. mache ich mir die immer noch, und ein Check von einem Experten hat mich immer beruhigt.

[Cappuccetto]

Hallo, Hanna-Maria,

und danke, dass du dich eingemischt hast.
Ich bin Ende Jänner in Antwerpen dran und hoffe, dass es dort ebenfalls eine Krankenschwester gibt, die mich täglich ein, zwei Stunden lang besucht, da ich höchstwahrscheinlich alleine anreise. Zwar bin ich das Alleinsein gewöhnt, aber wer weiß, wie es mir psychisch geht, wenn ich mich das erste Mal in den Spiegel sehe und möglicherweise nicht wiedererkenne.
Barts Homepage gibt diesbezüglich noch nicht viel Auskunft, hoffentlich findet man bald ebenso gute Tipps für Unterkunft und Betreuung, als in Gent-Zeiten. Bei mir wird Haaransatz, Stirn, Brauen, Oberlippenlifting, Kieferverschmälerung und Kinnreduktion durchgeführt. Und dann noch mit etwas Eigenfett Lippen und Gesicht unterspritzt. Das übliche Programm halt. Wenigstens erspare ich mir die Nase, immerhin etwas.
Iris Evenstar hat geschrieben, dass sie nach zwei Wochen Post-Op noch Probleme hatte, V und W zu artikulieren, was dafür spricht, dass sie unter temporärer Taubheit der Unterlippe gelitten hat, da diese Konsonanten nur über die Unterlippe zu artikulieren sind. Kommt häufig vor nach Kinneingriffen, sollte aber nicht dauerhaft sein. Die Rate derer, bei denen es chronisch zu regionaler Taubheit kommt, liegt unter 1 Prozent. Dr. Bart sagte mir vorige Woche in München, er hätte schon lange keinen solchen Fall mehr gehabt. Gerade deshalb wären für mich Berichte von anderen interessant, die diese leidige Prozedur schon länger hinter sich haben.
Auch habe ich in der FFS-Group auf Yahoo gelesen, dass es die ersten Tage recht schmerzhaft sein soll, wenn man irrtümlich hart zubeißt oder nachts mit den Zähnen knirscht und dazu neige ich leider. Deshalb meine Frage, wie lange diese Empfindlichkeit anhält. Ansonsten habe ich von allen Seiten gehört, dass die Schmerzen überraschenderweise recht gering sein sollen, manche haben nicht einmal Schmerzmittel gebraucht.
Ich werde mir halt den Kühlschrank mit weichem Zeug vollstopfen und mich so die 10 Tage in Antwerpen über Wasser halten. Wird schon werden!

Nochmals vielen Dank für deine Infos, ich bin über jeden Hinweis froh!

Lieben Gruß,
Cappuccetto

[Hanna Maria]

Liebe Capuccetto,
Aha. Also nein, Artikulationsprobleme hatte ich wie gesagt nicht. Das mit den Schmerzen stimmt, die waren auch bei mir nicht schlimm. Ich habe bei der Gelegenheit aber gelernt, dass es auch Sachen gibt, die zwar nicht schmerzen aber trotzdem sehr unangenehm sind. Dazu zählen die Taubheiten, von denen ich im Moment (ca. 3 Wochen Post-OP-2) nach wie vor jede Menge habe und auch Kopfschmerzen. Abgesehen davon bin ich immer noch sehr geschwollen, also nicht mehr bunt, aber geschwollen. Ich würde sagen, in meinem Gesicht ist immer noch mehr taub und geschwollen als normal.

Ich hatte auch deine Prozeduren und dann noch Nase, Halslifting und außerdem noch 8 Wochen einen Expander zur Vergrößerung der haartragenden Kopfhaut implantiert, der bei der ersten OP rein kam und bei der zweite OP wieder raus genommen wurde.

Ich war bei der zweiten OP auch alleine, was kein Problem war. Allerdings neige ich bei medizinischen Dingen zu Todesängsten und Panikattacken, weil ich immer glaube, dass was schief geht. Wenn man eine Begleitung hat, hat man nicht so viel Zeit darüber nachzudenken, oder wenn man eine Schwester hat, die sich auskennt, kann man fragen. Da ich mich kenne, hab‘ ich also vorgesorgt.

Ich habe deshalb übrigens im Eremytenhof in Evergem gewohnt und hatte Isabell. Auf beides bin ich über die Homepage von Dr. Bart gekommen. Ich würde ihn mal fragen, ob er auch in Antwerpen wen empfehle kann.

Essen: Also, ich hatte keinen Kühlschrank, habe aber vor allem mit Trinkjoghurt, Apfelmus und Instantsuppe gut das Auslangen gefunden. Nach ein paar Tagen ist man meist so fit, dass man einkaufen kann. Übrigens hat Isabel in den ersten Tagen immer darauf gedrängt, dass ich viel Cola, und zwar das zuckerhaltige, trinke, weil das den Kreislauf schnell wieder hoch bringt.

Außerdem hatte sie eine Kühlungsmaschine, die man statt der Kühlbeuten verwenden konnte, was wahrscheinlich hundertmal effizienter war.

[iris_evenstar]

(20.09.2013, 18:16)Cappucceto schrieb: Hallo iris-evenstar!

Ich habe deinen packenden Reality-Bericht interessiert gelesen, vor allem, da ich ebenfalls eine FFS bei Dr. VdV gebucht habe.
Mittlerweile ist es schon ein knappes Jahr her, seit du deine Gesichts-OP hattest. Ich hoffe, es geht dir seelisch und körperlich gut und du genießt ein perfektes Passing.
Verzeih die Indiskretion, aber ein paar Fragen liegen mir am Herzen. Wie sieht es denn mittlerweile aus mit dem Heilungsfortschritt? Hast du noch taube Stellen oder Gefühlsirritationen? Im Besonderen denke ich da an Kopfhaut, Kinn und Unterlippe. Kannst du ohne Schmerzen auf etwas Hartes beißen? Und natürlich interessiert mich auch, ob du noch Probleme beim Sprechen oder Artikulieren von Silben hast.
Vielleicht bist du so nett und erzählst uns noch ein wenig über den Status Quo?

Alles Liebe,
Cappuccetto

Ja, fast ein Jahr ist es nun her, dass ich die OP hatte. Mittlerweile ist alles recht gut verheilt, aber natürlich darfst du nie annehmen, dass alles wieder wie vor der OP funktioniert. Ich werde mit Sicherheit mein Leben lang spüren, dass etwas in meinem Gesicht gemacht wurde. Das ist mir im Alltag nicht bewusst, aber wenn ich mich darauf konzentriere, ist es immer merkbar. Im Einzelnen zu deinen Fragen:

- Passing: Da hat die OP wirklich sehr gut funktioniert. Die Einzige, die mein Geschlecht nach wie vor ständig anzweifelt, bin nun ich selbst.

- Heilungsfortschritt, optisches Resultat: Mittlerweile ist die Heilung wohl ziemlich vollständig abgeschlossen. Was mir nach so langer Zeit aufgefallen ist: (1) Die Endotines in meinem Haaransatz sind entgegen der Herstellerangaben immer noch spürbar. Ich schätze, es wird noch einige Zeit dauern, bis sie sich vollständig aufgelöst haben. (2) Meine Nasenspitze ist glaube ich immer noch geschwollen. Insgesamt ist die Nase nicht so geworden wie geplant, und ich werde mich möglicherweise einer Korrektur-OP unterziehen. (3) Da mein Gesicht jetzt weiblich und mein Kinn zurückgesetzt ist, passt mein Hals überhaupt nicht mehr dazu. Im Profil geht er direkt von der Kinnspitze weg schräg nach unten. Das stört mich ungemein, und ich hoffe sehr, dass man es mit einer Halsstraffung verbessern kann. Die kann ich dann vielleicht gleich zusammen mit der Nase und einer Ohrenverkleinerung machen lassen. Es kann also durchaus sein, dass manche Dinge nicht ganz so werden wie geplant und/oder dass durch die Änderungen andere Unzulänglichkeiten zutage treten!

- Nerven: Wirklich ganz taube Stellen habe ich keine mehr, aber mehrere Stellen, an denen das Gefühl doch sehr anders ist als vor der OP (ich kann es am besten mit "prickelnd" beschreiben). Ich mache mir hier auch keine Illusionen, dass das noch weggeht. Speziell sind das die rechte Seite des Kinns, die Unterlippe (aber nur manchmal und nicht sehr stark), die Nasenspitze, die Stirn und der Haaransatz sowie ganz besonders die Kopfhaut. Das merke ich wie gesagt nur bei Berührung und wenn ich mich darauf konzentriere, also eigentlich stört es mich nicht so sehr.

- Beißen kann ich seit ein paar Wochen nach der OP alles, was ich will. Ich hatte da auch nie Schmerzen, sondern anfangs nur das Problem, dass ich den Mund kaum öffnen konnte. Übrigens ist auch das Gefühl meiner unteren Schneidezähne ziemlich eingeschränkt seit der OP.

- Ich hatte anfangs sehr starke Probleme beim Sprechen und habe das auch bei anderen Patientinnen gesehen/gehört. Mit der Zeit wurde es immer besser, bis eben nur mehr das V/W-Problem blieb. Aber auch das hat sich recht schnell gelegt und schon ca. 1 Monat nach der OP konnte ich normal reden.

Ich wünsche dir alles Gute für deine OP!

[Hanna Maria]

Liebe Iris,
Habe mit großem Interesse deinen Beitrag gelesen und es ist schon interessant, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu sehen. Das mit den Schneidezähnen zB hab ich auch. Allerdings hatte ich mal eine Zahn-OP und da hat es dann glaub ich gut zwei Jahre gedauert, bis es so war wir vorher. Also hätte ich da noch Hoffnung. Überhaupt, ich hab‘ mit mehreren Personen gesprochen, die nicht transgender sind, die aber auch plastische OP hatten und die davon gesprochen haben, dass gewisse Dinge sich auch nach Jahren noch normalisieren.

Sprechprobleme wiederum hatte ich nicht. Dafür dauern bei mir die Schwellungen ewig, d. h. ich bin auch jetzt nach 3 Wochen noch ganz verschwollen.

Außerdem hab‘ ich noch einen echten Knüller zu bietet: Ich hab‘ kein Passung, d. h. gut 90% der Leute sprechen mich nach wie vor ohne wenn und aber mit „Herr“ an. Ich hoffe nur, dass das an meinem noch sehr verschwollenen Gesicht liegt, weil das ja vor allem ein ziemliches Kinn produziert. Denn, wie ich mich zum ersten Mal nach der OP im Spiegel gesehen habe, und wo die Schwellunge noch nicht begonnen haben, hab‘ ich eigentlich ein schon ein weibliches Gesicht gesehen. Mir haben aber auch schon Leute gesagt, dass das an meiner Silhouette liegt, weil ich "big" sei. Aber da man auch da kaschieren kann, bin ich diesbezüglich nicht sehr beunruhigt.

Was mich aber auch sehr interessieren würde: Du hast ja Fett von der Taille in den Busen transferieren lassen. Wie bist du denn eigentlich damit zufrieden?

BTW: Bitte entschuldige, dass ich mich da in den Funkverkehr gemischt habe.


Hanna

[iris_evenstar]

Das tut mir leid, dass dich die Leute grad mit "Herr ..." anreden. Aber möglicherweise hast du recht und es liegt einfach an den Schwellungen. Gib deinem Gesicht noch etwas Zeit und sieh, was dann passiert. Ansonsten kann ich nur empfehlen, die Stimme zu trainieren! Die ist teilweise noch wichtiger als das Gesicht und erhöht deine Passing-Chancen beträchtlich bzw. kann auch ein perfektes optisches Passing schnell zunichte machen.

Liposuktion/Lipofilling: Das hat prinzipiell ganz gut funktioniert, allerdings darf man sich keine Wunder erwarten! Der Fettansatz an Bauch und Taille ist weg, aber ich habe natürlich trotzdem keine weibliche Taille deswegen - eher eine gerade Körperform. Und leider habe ich seit dem Eingriff doch einiges an Gewicht zugelegt, was das Resultat natürlich nicht unbedingt verbessert... ;-) Und Brüste hab ich jetzt ganz klar sichtbar (durch die HRT hab ich ja fast nichts bekommen), aber die sind schon recht klein für meine Körpergröße. Es überlebt auch nicht das ganze transferierte Fett den Eingriff, etwa die Hälfte wird im Laufe einiger Monate wieder abgebaut. Man könnte den Eingriff aber wiederholen und die Oberweite so weiter vergrößern. Mal sehen. Prinzipiell finde ich diese Art des Brustaufbaus sehr angenehm, man hat keinen Fremdkörper irgendwo sitzen, keine Narben und die Brust fühlt sich ganz natürlich an und sieht auch so aus.

[Hanna Maria]

@Iris
Hm, hört sich grundsätzlich nicht schlecht an. Werde ich mir auch überlegen. Da ich ja Schrauben in Kinn und Stirn und Knochenzement in der Stirn habe, will ich eigentlich keinen weiteren Fremdkörper mehr dazu bekommen.

Wegen des Passings mach ich mir im Moment noch wirklich keine Sorgen, denn FFS zu haben, und trotzdem wie ein Mann auszusehen, das gibt's glaub ich so gut wie überhaupt nicht. Das A und O ist bei mir halt das Gewicht und da muss ich jetzt bald was machen. Ja, und da bleibt dann noch die Stimme. Die trainiere ich eh schon seit einem Jahr, auf den Durchbruch warte ich aber noch...