Jobsuche und Bewerbungsgespräche

[A. L.]

Hallo

Da hast du aber Glück das es so glatt läuft. Viele haben auf unserem Arbeitsmarkt keine Chance. Ich wäre nie in die Technik reingekommen als Biofrau schon nicht und als Transfrau erst recht nicht. Die Order lautete ausdrücklich wir brauchen einen Mann, nur ein Mann kann diese Aufgabe bewältigen. Als Transfrau wenn sie es gewußt hätten hätte ich trotz akademischer Ausbildung und Fortbildungen keine Chance. Du kannst die größte Pfeife sein, mit Connections kommst du fast überall rein, ist leider so. Der Arbeitmarkt ist alles andere als gerecht. Auch Biofrauen haben es bei uns oft schwerer als Männer. Natürlich gibt es erfolgreiche Frauen und auch Transfrauen die Erfolg haben aber ich glaub die lassen sich leicht zählen. Ich war damals auf dem besten Weg auf den Transenstrich, viel hat nicht gefehlt. Mit Drogen hatte ich ja schon angefangen, auch sexuell freizügig u.ä., ich sah ja wirklich aus wie ein Mädchen, mit 18 bei Volljährigkeit wollte ich ja die OP und dann mit meiner damaligen Freundin nach Italien. Was da wohl aus mir geworden wäre ? Eine Zukunft auf dem Strich, da ist meine jetzige Lage trotz falschem Körper und Impulsen wohl noch besser. Damals nach dem Ende der Beziehung und dem Heroinentzug bin ich ja auch zur katholischen Bruderschaft "übergelaufen", danach auch sexuelle sowie drogenmäßige Karenz. Ich will nicht sagen das alle auf den Strich gehen aber vielen passiert auch dass, mir wars eine Lehre. Aber ich gönn dir den Erfolg von Herzen. Bin jetzt auch am überlegen, HT u. OP zu machen, die TS ist einfach zu stark, ein lebenlang verstellen kann wohl keiner.

Grüße Anja

[Mia]

Das stimmt schon das es Frauen in manchen Berufen, speziell technischen, viel schwerer haben.

[A. L.]

Hallo

Vor allem Technik aber auch Logistik, Transport und vieles mehr sind männerdominiert. Ich frage mich zwar was das Geschlecht mit technischen Wartungen zu tun hat aber die hohen Herren werden es wohl wissen. Bei uns im heiligen oder treffender gesagt scheinheiligen Land Tirol gilt ja oft noch die Order Frau hintern Herd. Ich durfte ja als Kind gar nicht in die Küche, ein Bub hat dort nichts zu suchen, das war die Order meines Vaters. Beim Heer lernt man Männlichkeit und Disziplin hieß es, auch sowas. Saufen das können sie, aber wie es aussieht wenn man ihm das Fläschchen mal wegnimmt. Unser Heer sowieso ein Sauhaufen. Will nicht sagen das alle Alkoholiker sind aber kenn einige die dort mit dem Trinken angefangen haben. Zum Glück hab ich mir das erspart. Bei uns in der Schuke war der Kochkurs nur für Mädchen, ich wollte ja auch kochen lernen doch ausser Schimpfe gab es nichts. Eigentlich auch paradox denn der Beruf Koch in der Gastronomie ist von Männern dominiert, zu hause kochen vor allem die Frauen. Ich durfte so vieles nicht was ich eigentlich wollte. Haben auch mehrere schon gesagt dass ich irgendwas weibliches bzw. transenhaftiges an mir hab früher schon und auch jetzt obwohl sie ja von meiner TS gar nichts wissen nicht nur von meiner Statur her. Ewig verstecken das kann glaub ich keiner, frag mich auch immer wieder wie ich es fertig brachte über solange Zeit soviele Leute zu täuschen. Meine Frau dachte ich wär schwul, an Transsexualität hätte sie nie geglaubt.

Grüße Anja

[Michaela_D]

Gratuliere zu Deinem Erfolg, Mia!
Das kenn ich wohl auch so ähnlich wie Du es beschreibst Anja. Ich arbeite seit 11 jahren in der IT und geh in der Qualitätssicherung meinen männlichen Kollegen ziemlich auf den Keks . Trotzdem bin ich hier, ausgenommen der Verwaltung die einzige, sonst nur Männlein rundherum.
Aus welcher Ecke in Tirol kommst Du? Ich bin vor 16 Jahren von Schwaz nach Oberösterreich "ausgewandert".
lg
Michaela

[A. L.]

Hallo

Komm aus einem Kuhdorf westlich von Innsbruck wohn etwas ausserhalb davon. Will irgendwann auch weg nur momentan der Kinder wegen nicht. Hatte ja in der Schule und als Kind schon Probleme wegen meiner mädchenhaften Art. Mein Vater hätte mich bestimmt erschlagen, trau mich heute noch nicht es ihm zu sagen, meine Mutter drehte schon am Rad. Den "netten" Nachbarsjungen stellten sie mir ja als Vorbild damals hin weil er ja ein echter Kerl war und nichts transenhaftiges an sich hatte. Minirock hatte er keinen an dafür aber Bomberjacke und Springerstiefel, er war in der rechten Szene drin. Eigentlich schon bedenklich das ein Rechtsextremer mehr Ansehen bei uns auf dem Land zumindest hat als ich mit als Trans. Ein fragwürdiges Ansehen aber weshalb man dem heilig ruhig dick das schein davorschreiben kann. Vor allem in den Seitentälern ist das heute noch so präsent, entweder man geht irgendwann von selbst, passt sich an oder erschiesst sich. Das mit dem Anpassen hat lange funktioniert doch geht es nicht mehr, die Gefühle sind zu stark, will versuchen solange zu warten bis die Kinder auf eigenen Beinen stehen und dann die HT und OP. Versuchen tu ich es in jedem Fall weil sonst sind die Kinder bei uns arm dran, Therapie vorher machen kann ich immer noch. Bei uns gehen die Uhren etwas anders und manchmal auch verkehrt herum.

Grüße Anja

[chipsi]

@Helllicious: Ich komme auch aus der Metallbranche, und auch da hat man Anspruch auf ein Arbeitszeugnis sobald man die Firma verlässt. Dadurch allerdings dass ohnehin nichts (auch nicht versteckt) Negatives drinstehen darf, ist die Aussagekraft desselben nicht allzu hoch und anscheinend ist es teilweise für Bewerbungen wirklich nicht sehr relevant. Ich freu mich jedenfalls für dich dass das mit deinem neuen Job im Stahlwerk so gut geklappt hat und wünsch dir auch weiterhin alles Gute!

@Mia: Das hab ich mir schon so gedacht und ich würds auch so machen wie du. Blöd ist nur wenn Frau noch nicht ganz fertig ist und die äussere Erscheinung noch zu wünschen übrig lässt, dann besteht wohl Erklärungsbedarf bei einer Bewerbung

(31.03.2015, 11:40)Mia schrieb: Ich traue mich zu behaupten das TS die vor der Angleichung schon Jobprobleme und keine vernünftige Ausbildung hatten auch nach der Angleichung nicht viel besser da stehen.
Meiner Erfahrung nach haben TS die schon vorher eine super Ausbildung und Jobs hatten auch später keine Probleme haben.

Das ist sicher richtig, es wird aber im Einzelfall drauf ankommen, je nachdem bei welcher Firma man sich bewirbt und um welchen Job es geht. Firmenchefs denken ja primär wirtschaftlich und da gehts um Qualifikation, Gehaltsvorstellungen, Belastbarkeit und Flexibilität. Es kann sicher positiv laufen und kein Problem darstellen, aber es kann glaub ich auch ein Grund sein dass man einen Job trotz fachlicher Qualifikation nicht bekommt, wenn man sich im Bewerbungsgespräch als Transfrau outet (nur wird das dann vermutlich nicht als Grund genannt werden, eh klar).

[Mia]

http://derstandard.at/2000013842098/Maen...angsam-auf

[TSI]

Also ich möcht ja Mias positive Grundstimmung nicht wieder zerstören, aber der Arbeitsmarkt ist gnadenlos!!! Und vor allem für Trans*Personen, wenn das Passing nicht wirklich überzeugend ist (Stimme; Größe, Gesicht...)
Es ist ganz einfach wirklich so und ich kenn genügend Trans*Frauen, die entweder nach der Personenstandsänderung am AMS oder im selbständigen Escort gelandet sind. Und nicht, weil sie unfähig und/oder schlecht ausgebildet sind. Allein ausschlaggebend ist ein nicht überzeugendes Passing. Es ist so. Der Arbeitsmarkt ist bereits für BioPersonen angespannt. Echt zach. JedeR, der/die was anderes behauptet, lebt in einer rosa Kuckuckswelt!!!

[Mia]

Mein Passing ist auch nicht ganz perfekt, dessen bin ich mir voll und ganz bewusst, aber ich hab ein mega Ego, das fährt da drüber wie nix^^
Selbstvertrauen ist angesagt, net jammern.

[Michaela_D]

Hey Ich geb da Mia Recht. Selbstvertrauen ist unter anderem ein Schlüssel, welches Passing ist schon perfekt?
Fühlen wir uns gut, so strahlen wir das auch aus und das hilft nicht über alles, aber immerhin ungemein!
lg Michaela