Ann Lie
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RE: TG und die schwierige Arbeitswelt
Hallo
Ich hab da den Vorteil das ich im öffentlichen Dienst bin da fliegt frau nicht so leicht. Outing hat da gut funktioniert, war auch der einzigste Bereich wos keine Probleme gab. Die Kolleginnen und Kollegen werden so ihre Meinung dazu haben aber das mit meiner Identität was nicht "stimmte" ahnten bzw. wussten die meisten vorher schon. Privat ist es sicher viel schwerer weil man leichter unter einem Vorwand gekündigt werden kann.
LG Ann Lie
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RE: TG und die schwierige Arbeitswelt
Eine wegen offengelegter TS verweigerte Anstellung oder eine nach einem Coming-Out erfolgte Kündigung ist eine rechtswidrige Diskriminierung auf Grund des Geschlechts (respektive der Geschlechtsidentität/der sexuellen Orientierung). Man könnte also Schadenersatz fordern bzw. die Kündigung erfolgreich anfechten.
Soweit die Theorie.
In der Praxis sind nur selten Unternehmen strohdumm genug, solche Motive auch zu kommunizieren. Also gibt es keinen Beweis für unlauteres Handeln, eventuell nur die aus der Erfahrung des Transmenschen schon bekannte, immer gleiche Mauer des Missbehagens und der emotionalen Ablehnung.
Und selbst wenn man z.B. eine Kündigung vor Gericht erfolgreich wieder wegbiegen sollte, Chefinnen/Chefs vergessen so eine Niederlage selten, und irgendeine andere "weiche" Stelle gibt es in jedem Personalakt oder Leistungsprofil. Man kauft also u.U. nur etwas Zeit bis zum nächsten blauen Brief. Und angenehmer wird das Betriebsklima nach so einer Sache sicher nicht!
Was man daher aus meiner Sicht raten und anmerken kann:
- Nach PÄ konsequent im Identitätsgeschlecht leben.
- Der Komplex TS/PÄ hat eigentlich als Thema in einer Bewerbung nichts verloren. Er kann als vergangenes Ereignis im CV erwähnt werden - mehr aber nicht! Um es bewusst überspitzt, hart und brutal zu sagen: Jammertransen, die den Eindruck vermitteln, immer noch voll auf dem Selbstfindungstrip zu sein (weil sie ellenlang über ihre Gender-Identität schreiben), werden nur sehr schwer einen Job finden.
- Einen Job bekommt man (von Sonderfällen abgesehen) auf Grund der Trias Qualifikation, Referenzen und persönlicher Eindruck. TS kann man höchstens unter "Persönliches" buchen.
- Wenn man es nicht schaffen sollte, alle Unterlagen (insbesondere Arbeitszeugnisse) auf das Identitätsgeschlecht umschreiben zu lassen, kommt man um eine Offenlegung der TS-Vergangenheit sowieso nicht herum (Lücken im CV bzw. fehlende Zeugnisse erwecken idR sofort Verdacht und provozieren Fragen!).
- Nach erfolgreicher Etablierung in einem Job halte ich persönlich ein Coming-Out dennoch für sinnvoll (Stichwort: Vertrauensaufbau), egal ob PÄ und/oder gaOP schon hinter oder noch vor einem liegen. Bei nicht-optimalem Passing oder leicht zu entdeckenden Spuren der früheren Lebensphase halte ich es sogar für ein Muss. Besser selbst rauskommen, als am Ende von neidischen Kolleg/inn/en durch den Tratschfunk geoutet zu werden.
- Nein, eine PÄ muss nicht zwingend gemacht werden. Man darf auch als Pro-Forma-Mann mit dem Inneren und Äußeren einer Frau (und vice versa) leben. Aber wenn das äußere Erscheinungsbild erst einmal dauerhaft nicht (mehr) zum amtlichen Geschlecht passt (und z.B. Kunden verwirren könnte), sehe ich keinen Sinn darin, weiter zu zögern. Dann muss ein Coming-Out eben sein. Überraschen wird es dann wahrscheinlich eh niemanden mehr.
- Ein Coming-Out am Arbeitsplatz sollte unbedingt möglichst von oben nach unten erfolgen. Vorgesetzte sollten keinesfalls den Eindruck erhalten, dass sie "es" als Letzte in der Firma erfahren. Gleich nach den Vorgesetzten sollten Betriebsrat oder Personalvertretung kommen, da man je eventuell deren Unterstützung brauchen wird.
- Als Faustregel kann man sagen, dass die Probleme generell geringer sein werden, wenn eine Arbeit zum Produktions- oder Back-Office-Bereich gehört. Wer das Unternehmen repräsentiert oder repräsentieren soll (z.B. Verkauf, Kundenbetreuung, Empfang, Management) wird es immer schwerer haben als eine Buchhalterin oder ein IT-Admin, von Fällen perfekten Passings und äußerer Attraktivität mal abgesehen. Denn leider möchte (fast) jeder Arbeitgeber möglichst attraktive, "normale" und Vertrauen erweckende Menschen als seine "Gesichter" haben.
- Es stimmt, dass man im öffentlichen Dienst (im weiteren Sinne) besser abgesichert ist, auch bei einem Coming-Out am Arbeitsplatz. Ganz einfach, weil es in diesem Sektor prinzipiell keine Tradition von "hire & fire" und eine strengere Bindung an Gesetze (z.B. Anti-Diskriminierungsvorschriften) gibt. Das gilt aber nicht, was die Chancen bei einer erstmaligen Bewerbung oder bei weiteren Karriereschritten (z.B. internen Bewerbungen) angeht. Da stößt man wohl auf die gleichen Probleme wie anderswo.
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RE: TG und die schwierige Arbeitswelt
(29.11.2015, 19:29)Mike-Tanja schrieb: Jammert[-wort]
Das so abwertende Begriffe von einer Moderatorin verwendet werden find ich ziemlich beschissen.
Finds auch nicht nötig die Vergangenheit mit der Arbeitsstelle zu besprechen, wenn ich jetzt schon länger als irgendein Geschlecht lebe. Ist einfach meine Sache.
Ann Lie
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RE: TG und die schwierige Arbeitswelt
Und da sie ja wie ich im öffentlichen Dienst arbeitet soweit ich weiß ist leicht klugackern da fliegt man nicht so leicht. Privat siehts anders aus da wird nicht TS als Grund angegeben, da wird mal umstrukturiert nach gewisser Zeit oder sonst irgendwas erfunden. Privat sind andere Statuten.
LG Ann Lie
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RE: TG und die schwierige Arbeitswelt
29.11.2015, 23:55
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 30.11.2015, 00:00 von supernova.)
(29.11.2015, 19:29)Mike-Tanja schrieb: Nach erfolgreicher Etablierung in einem Job halte ich persönlich ein Coming-Out dennoch für sinnvoll (Stichwort: Vertrauensaufbau), egal ob PÄ und/oder gaOP schon hinter oder noch vor einem liegen. Bei nicht-optimalem Passing oder leicht zu entdeckenden Spuren der früheren Lebensphase halte ich es sogar für ein Muss.
Das sehe ich grundsätzlich anders. Nach einer PÄ und GaOP sich weiterhin zu outen, ist IMHO schwaches Selbstvertrauen. Dann kann man sich gleich auf die Stirn drucken "Bitte nicht böse sein, bin zwar eine Transe hab aber mein Passing ist halt nicht so toll".
Ne ne, wer mal alle Schritte hinter sich hat, braucht sowas wirklich nicht mehr.
Und wenn jemand dumm fragen sollte, dann tut man so als wenn man überhaupt nicht weiss um was es jetzt eigneltich geht. In extremen Fällen mit GaOP würde ich mich sogar ausziehen um meinen "Status" zu unterstreichen.
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RE: TG und die schwierige Arbeitswelt
Ich sag auch sobald man es einmal geschafft hat unerkannt in der Öffentlichkeit zu leben ist es Wahnsinn sich absichtlich zu outen. Das machen in meinen Augen nur Verrückte.
Man arbeitet jahrelang nur darauf hin unerkannt zu sein um alles wieder zunichte zu machen? Bestimmt^^
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RE: TG und die schwierige Arbeitswelt
Supernova hat da schon recht. Warum sich outen, wenn alles passt? Das ist doch sinnlos und vorallem am arbeitsplatz kontraproduktiv.
Genauso hat cutecutecute recht. Mal pauschal und bewusst, leute aus dem forum jammer-transe zu nennen, ist echt ein charmanter zug. Vorallem von jemand, der solche probleme genau nicht hat, nicht mal ansatzweise als transvestit, denn um es bewusst überspitzt und hart zu formulieren: eine fummeltrine ist ein normaler cis-mann und wird doch auch sicher so in die arbeit/zum vorstellungs-gespräch gehen, wird sich wohl weniger outen ect
Also bitte, bitte n bisschen respekt vor leuten, die durch eine bewusste angleichung manchmal probleme haben bei der jobsuche ect und sich solche ausdrücke zu sparen
Ich will mich nicht verbiegen für dein Bild von Geschlecht und deshalb bin ich einfach die, die dein Frauenbild zerfetzt!
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RE: TG und die schwierige Arbeitswelt
@Mike-Tanja: ohne jetzt schon alles im Detail gelesen zu haben aber: TAUSEND DANK FÜR DIE ZEILEN!!!!
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RE: TG und die schwierige Arbeitswelt
Außerdem wenn ich so was in einen Lebenslauf rein schreib das würde ja die ganzen Änderungen in den Zeugnissen oder auch in der Geburtsurkunde usw. überflüssig machen.
Das einzige was ich dann noch machen müsste wäre eine Namensänderung.
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RE: TG und die schwierige Arbeitswelt
(29.11.2015, 21:16)cutecutecute schrieb: (29.11.2015, 19:29)Mike-Tanja schrieb: Jammert[-wort]
Das so abwertende Begriffe von einer Moderatorin verwendet werden find ich ziemlich beschissen.
[Rest gekürzt]
Mehr als
Zitat:[...]Um es bewusst überspitzt, hart und brutal zu sagen:[...]
kann ich schwer hinschreiben, um klarzustellen, dass ich das sonst nicht so formulieren würde.
Ich wollte damit den Blickwinkel eines Menschen vermitteln, den keine besondere Sympathie und kein besonderes Verständnis für die Gruppe der Transgender kennzeichnet, und dessen Reaktionen nicht durch einen gruppeninternen Maßstab an "Korrektheit" bestimmt werden.
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