Feeling

[winni]

Ich finde nur traurig dass der männliche Körper von vielen Transfrauen und Feministinnen immer mit der Vorstellung von Gewalttätigkeit, Vergewaltigung, Machismo, Frauenunterdrückung, Emotionslosigkeit in Zusammenhang gebracht wird. Sicher sind die meisten Mörder, Kriegsverbrecher und Vergewaltiger Männer, aber viele haben damit nichts zu tun und leiden unter den Vorgaben männlicher Rollenbilder . Dass die meisten Kriegstoten Männer sind, 80% der Selbstmorde von Männern begangen werden, 90% tödlicher Arbeitsunfälle, das Elend in versachlichten Funktionsrollen, die Ramboisierung, Wettkampf und Karrieredruck, gleichzeitig die meisten Schul- und Berufsversager spricht Bände. Mir scheint wichtig, dass man auch mit diesem kleinen Anhängsel zuerst einfach ein fühlendes, seiendes Geschöpf wie eine Frau ist und mal nicht eine Geschlechtsidentität als Mann erringen oder erkämpfen muss. Die Gefühle von Anmut, Körpersinnlichkeit, Sensibilität stelle ich da jenseits einer Geschlechtsidentität und mit dieser Sicht wäre schon persönlich viel gewonnen ohne sich im Körper nur fremd und falsch zu fühlen. Verständlich zwar dass man in der schwierigen Situation als Transgender die Auf- und Abwertung der Geschlechter braucht um sich selbst zu bestätigen, aber es wird da vieles aus eigener Sicht verallgemeinert und beschönigt. Gleichzeitig bricht jetzt schon bei Kindern eine Epidemie an Geschlechterzuordnung und Ausweitung der Geschlechter-Klischees auf, die einen völlig baff macht. Es gibt die seltenen Fälle dass Transsexuelle Hormone brauchen und  unbedingt operiert werden müssen aber es können glaub ich auch viele Erwartungen da nicht erfüllt werden.

[Annika_bay]

Hallo ihr Lieben,


es ist nicht einfach, auf die Frage des Feeling einzugehen. Wenn ich mich richtig erinnere, habe ich dass "Mädchen, die Frau" in mir immer verdrängt. So bin ich als Bub bin ich besonders riskant Ski gefahren.

Die Wende kam eigentlich später. Ich war so 17, als ich zu Verwandten ins Rheinland fuhr. Dort war grad Fasching und meine Tante meinte, ich solle doch mich als Mädchen, als Frau verkleiden und so mit ihnen ausgehen. Ich wollte nicht, ich war doch ein Bub, sagte ich. Aber sie überredet mich, und so ging ich als Madl mit ihnen zum Fasching.
Das war wie eine befreiende Explosion. Ich war zunächst unsicher und doch verstärkte sich mit jeder Minute das Gefühl – wow, es ist schön endlich Frau zu sein. Lange Haare, Rock, Blue (ausgestopfter BH, grins), Schuhe mit etwas Absatz. Als ich dann noch zum Tanz aufgefordert wurde, war ich irgendwie im siebten Himmel.

So fings halt an.

Später, mit 19 da hatte ich noch einmal so ein ähnliches Erlebnis. Ich war unsicher, wusste nicht, welchen Weg ich gehen sollte: Fühlte mich als Frau und doch nicht, weil ich Angst hatte, ob ich als Frau leben kann, akzeptiert werde. Ich war mir selbst nicht sicher, was ich wollte – also ein Wechselbad der Emotionen. Ich hatte einen Jugendfreund, dem ich vertraute. Wir sprachen darüber, er schlug vor (es war Winter) drei Wochen als Frau zu leben. Nicht irgendwo, sondern daheim in Garmisch. (Ich erzählte überall ich fahre in Urlaub, wohnte aber drei Wochen bei ihm im Gästezimmer). Wir oder ich alleine gingen aus, ins Cafe, Einkaufen, was auch imemr. Einige erkannten mich und hielten mich für meine Schwester.
Das war die Zeit der Entscheidung für mich. Danach ging ich meinen Weg und lebe jetzt als Annika.

Liebe Grüße
Annika

[Patricia1975]

Mir ist gerade gestern Abend eingefallen, dass ich in der Volksschule immer hohe Lederstiefel haben wollte. Gesehen habe ich die natürlich nur bei Mädchen und Frauen. Gibt und gab keine kniehohen Stiefel für Jungen. Habe dann bei Humanic damals welche gefunden die ich unbedingt wollte - Mutti hat sie dann gekauft. Ohne zu fragen.

[Meandra]

am schlimmsten war es immer in Fußgängerzonen und Shoppingcenter, wenn die Mädchen/Frauen kichernd und gut gelaunt in die Läden gingen und probierten und probierten. Das durfte ich nicht. Oder wenn meine Mädels sich für ein Fest umgezogen haben, sich schminkten und einfach nur toll aussahen, wusste ich, ich darf das nicht. Ich war auf jedes Mädchen, auf jede Frau voll neidisch. Sogar auf ihre inneren Geschlechtsorgane. Ich wollte die haben *woahaha* Da findet man echt seine satanistische Ader. Nein, es war für mich die Folter auf Erden.

[Patricia1975]

Ich habe genau immer dasselbe gefühlt. Einkaufen mit meiner Frau war die Hölle. Heuer im Sommerurlaub in nem Shoppingcenter in Split haben wir uns plötzlich mal beide 6 Stunden ausgetobt und auch unser Junior war mit uns es gab keine Probleme - weil wir uns alle wohlfühlten.

[Ирина]

(22.12.2017, 16:39)Patricia1975 schrieb: Mir ist gerade gestern Abend eingefallen, dass ich in der Volksschule immer hohe Lederstiefel haben wollte. [...]

Damals zu meiner Volksschulzeit ging's mir oft genauso: Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich so mit 7-8 Jahren unbedingt diese Choker-Kette (oder auch Tattoo-Kette) haben wollte, die einige von den Mädels um den Hals trugen. Aber obwohl die damals höchstens ein paar Schilling gekostet hätte, hab ich keine bekommen - im Gegenteil, ich wurde ausgeschimpft, weil sowas ja "nur für Mädchen ist" und ich ja nur ein dummer Junge war ...

Heute bin ich froh, dass diese Kette wieder total in ist - neben meinen geliebten 90's Crop Tops und Blumenkleidern - und ich damit ein bisschen was von meiner Kindheit nachholen kann:



Ich war damals überhaupt oft neidisch auf die Mädchen, weil sie die ganzen schönen Sachen haben durften, aber ich nicht; das fand ich immer so unfair und gemein  

Wie gerne hätte ich damals auch irgendwas mit einer Diddl-Maus drauf gehabt, da hatten manche Mädchen Hefte, Zeichenblöcke, Stifte, Sticker oder gar ein ganzes Federpennal - eine hatte sogar eine Diddl Jausenbox, kurz: Diddl-Maus überall, nur ich ging wieder mal leer aus, welch eine Überraschung *seufz* ...

Naja, mal sehen ob ich das auch noch nachholen und mir dazu noch was kaufen werde, schließlich sind Schulsachen ja zum Glück nicht mehr relevant für mich ...  

So und damit sag ich jetzt mal hier für eine Weile leise Servus (oder vielleicht gar für immer, bin nämlich offen gesagt grad am Überlegen, meinen Account löschen zu lassen), denn der ganze Kindergarten hier geht mir mittlerweile nur noch auf die Nerven.

[Patricia1975]

Der Diddl!!!

[Meandra]

schade, dass du gehen willst. Aber wir sind hier alle in diesem Kindergarten und wir alle geben unseren Senf dazu. Wir alle füttern ihn mit unseren Beiträgen. Die anderen mehr, die anderen weniger, die einen impulsiv, andere zurückhaltend. Wir alle haben unsere Meinungen und vertreten Standpunkte. Wir geben weiter, was wir erleben und erlebt haben. Klar gibt es die Raufbolde, die meinen, jedem den Stempel aufdrücken zu müssen. Gibt es in jeder Gemeinschaft. Wir hier sind so unterschiedlich. Du kannst gehen. Niemand wird dich aufhalten. Du sagst, dass dir der Kindergarten auf die Nerven geht. Vergiss nie, dass du Teil dieses Kindergarten bist und warst.