Intersexualität & Non-Binary: Verfahren zu Anerkennungen eines dritten Geschlechts
RE: Intersexualität: Gerichtsverfahren zur Anerkennungen eines dritten Geschlechts
Beitrag #61
Doch, doch, der Link funktioniert noch - aber hier mal ein Vollzitat:
http://www.luzernerzeitung.ch/nachrichte...72,1234099 schrieb:Weder Mann noch Frau: Wird bald ein drittes Geschlecht eingeführt?

Transpersonen fühlen sich weder dem männlichen noch dem weiblichen Geschlecht zugehörig. | Bild: Getty
 
GESELLSCHAFT ⋅ Der Bundesrat will die Änderung des rechtlichen Geschlechts vereinfachen. Ausserdem arbeitet die Landesregierung an einem Bericht zur Einführung eines dritten Geschlechts, wie sie in Deutschland ansteht.

15. April 2018, 05:00
Tobias Bär

Nach Schätzungen des Transgender Network Switzerland leben hierzulande mindestens 40 000 Transmenschen. Bei ihnen weicht die erlebte Geschlechtsidentität vom bei der Geburt eingetragenen Geschlecht ab. Einige hundert haben sich einer operativen Geschlechtsumwandlung unterzogen. Lange war eine solche Operation oder eine Hormonbehandlung zwingende Voraussetzung für jene, die ihren Geschlechtseintrag im Personenstandsregister ändern wollten. Heute genügt in den meisten Fällen die Bestätigung der Geschlechtsidentität durch eine medizinische Fachperson. Nötig ist aber auf jeden Fall der Gang vor ein Zivilgericht.

Künftig soll es für eine Änderung des amtlichen Geschlechts nur noch eine Erklärung gegenüber dem Zivilstandsamt brauchen. Eine entsprechende Vorlage schickt der Bundesrat noch im Frühling in die Vernehmlassung.

Bundesrat beschäftigt sich mit dem dritten Geschlecht
Das Transgender Network begrüsst zwar die angedachte Änderung. «Sie ignoriert aber den wahren Handlungsbedarf», sagt der Leiter der Rechtsberatung, Alecs Recher. Das Anliegen der Organisation lautet: Einführung eines dritten amtlichen Geschlechts. «Ein grosser Teil der Gruppe der Transpersonen identifiziert sich weder ausschliesslich als Mann noch ausschliesslich als Frau.» Ihnen würde der Staat heute mit dem binären Geschlechtssystem faktisch die Existenz absprechen.

«Auf lange Sicht führt kein Weg an der Einführung eines dritten amtlichen Geschlechts vorbei», sagt die SP-Nationalrätin Rebecca Ruiz (Waadt). «Und sei es nur, weil wir uns an andere Gesetzgebungen anpassen müssen.» Ruiz hat dabei die Entwicklung in Deutschland im Blick. Das dortige Bundesverfassungsgericht entschied im Oktober, das deutsche Personenstandsrecht müsse neben «weiblich» und «männlich» eine dritte Möglichkeit vorsehen. Ruiz sowie die grüne Basler Nationalrätin Sibel Arslan reichten in der Folge je einen Vorstoss zum Thema ein. Der Bundesrat soll aufzeigen, welche Folgen ein drittes Geschlecht hätte. Die Vorstösse wurden im Plenum noch nicht behandelt. Der Bundesrat sei aber überzeugt, dass sich die Schweiz mit der Frage eines dritten Geschlechts auseinandersetzen müsse, heisst es beim Bundesamt für Justiz. Die Regierung werde dazu einen Bericht erstellen.

Kein Verständnis dafür hat der Genfer SVP-Nationalrat Yves Nidegger, der die Vorstösse zur Einführung eines dritten amtlichen Geschlechts bekämpft: «Einmal mehr versucht Justizministerin Sommaruga, die gesellschaftspolitische Avantgarde zu bilden. Das ist aber nicht die Rolle des Gesetzgebers.» Für Intersexuelle, die sich nicht eindeutig dem weiblichen oder männlichen Geschlecht zuordnen liessen, könnten die geltenden Kategorien zwar tatsächlich ein Problem darstellen. «Diese Fälle sind aber so selten, dass kein Handlungsbedarf besteht.» Pro Jahr kämen in der Schweiz etwa 40 Kinder mit einer Variante der Geschlechtsentwicklung zur Welt, schrieb der Bundesrat 2016.

Nebensächlich ist ein drittes amtliches Geschlecht auch für die Organisation Zwischengeschlecht.org. Ungleich wichtiger sei ein Verbot der «Intersex-Genitalverstümmelungen» – also der Operationen, mit denen Intersexuellen im Kindesalter ein Geschlecht zugewiesen wird.

Verzicht auf Kategorie Geschlecht kein Tabu mehr
Der Bundesrat hielt vor zwei Jahren fest, mit irreversiblen Behandlungen müsse wenn immer möglich zugewartet werden, bis das Kind alt genug sei und selber darüber entscheiden könne. Das Kinderspital Zürich hält auf Anfrage fest, entsprechende Operationen würden «grundsätzlich nur noch sehr zurückhaltend» und immer unter individueller Beurteilung des Kindswohls durchgeführt. Daniela Truffer von Zwischengeschlecht.org sagt hingegen: «Die Genitalverstümmelungen werden unverändert von der IV bezahlt und in Kinderspitälern durchgeführt.»

In den Augen von Sibel Arslan könnte ein drittes amtliches Geschlecht hier durchaus Abhilfe schaffen: «Intersex-Menschen müssten nach der Geburt nicht operiert werden, weil sie ja nicht mehr einem Geschlecht zugeordnet werden müssten.» Arslan kann sich wie Rebecca Ruiz gar einen vollständigen Verzicht auf die Eintragung eines Geschlechts im Personenstandsregister vorstellen: «Das binäre Geschlechtssystem zu hinterfragen ist auch in der Schweiz kein Tabu mehr.»
[Bild: avatar_202.jpg] „NATSUME! NATSUMEe! NATSUMEee!“ — Nyanko-Sensei en.wikipedia.org/wiki/Natsume%27s_Book_of_Friends
WWW
Zitat

RE: Intersexualität: Gerichtsverfahren zur Anerkennungen eines dritten Geschlechts
Beitrag #62
dieser svp-mensch mit seinem spruch:

"Für Intersexuelle, die sich nicht eindeutig dem weiblichen oder männlichen Geschlecht zuordnen liessen, könnten die geltenden Kategorien zwar tatsächlich ein Problem darstellen. Diese Fälle sind aber so selten, dass kein Handlungsbedarf besteht."
 
merke: grundrechte und so'n kram sind nur was für die normative mehrheit. meine güte.
hat dieser mensch wirklich politische verantwortung? bezahlt aus steuergeldern?
 
andererseits... irgendjemand muß wohl den bösen cop spielen ^^
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"Gender/Sex Identity" oder auch:
"Die Geschichte vom Regenbogen, der dachte, er wäre ein Halbkreis...."

Inter/Nonbinary?
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RE: Intersexualität: Gerichtsverfahren zur Anerkennungen eines dritten Geschlechts
Beitrag #63
die Aussage von dem SVP-Politiker ist umso mehr skurriler, als eines seiner Spezialgebiete als Rechtsanwalt "les droits de l`homme" ist.
Zitat

RE: Intersexualität: Gerichtsverfahren zur Anerkennungen eines dritten Geschlechts
Beitrag #64
Rainbow 
der erste gesetzentwurf (für D), frisch ausm ofen
https://www.buzzfeed.com/de/julianeloeff...wlZL0zDve8
 
kein wort von selbstbestimmung, keinerlei wille, das TSG gleich mit anzupacken (bzw. zu entsorgen), keinerlei absicht, die hürden bei personenstands/namens-änderungen abzubauen, kein verbot von frühoperationen...
 
stattdessen...
weiterhin klammern an sexual-organen bei der geschlechtsbestimmung... aber gut, anders wirds bei der geburt ja auch nicht gemacht. ein blick zwischen die beine reicht, um sich ein etikett fürs leben einzufangen   Tongue
soviel dann zum thema, wie mann/frau/drittes definiert wird, also laut gesetzgeber...
 
aber gut, bis zum entgültigen gesetzentwurf ists ja noch ein stückchen weg.
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RE: Intersexualität: Gerichtsverfahren zur Anerkennungen eines dritten Geschlechts
Beitrag #65
Politisches Ziel ist also eine möglichst unattraktive Regelung, die entsprechend wenig in Anspruch genommen werden soll.

Auf die dritte Schublade "anders" zu kritzeln, hat etwas entlarvendes, so von wegen "othering".

Zutiefst perfide ist allerdings, von Intersexen, von denen doch einige von Medizynikern schwer traumatisiert wurden, zu verlangen, sie müßten sich bei solchen ein Attest besorgen. Für einige derer wird die damit die Chance verbaut, indem sie sich selbst als Zwitter definieren (und als solche Anerkennung finden möchten), wenigstens zu so etwas wie einer symbolischen Restitution zu gelangen. Stattdessen kommt nur die nächste Retraumatisierung.

Scheiß Heteronormativität!  Angry
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RE: Intersexualität: Gerichtsverfahren zur Anerkennungen eines dritten Geschlechts
Beitrag #66
Rainbow 
hätte mich auch überrascht, wenn der binär-normative status quo freiwillig am herrschaftlichen ast sägt, auf dem er sitzt.
aber gut, wenn die (wählerorientierte) politik sich zu fein dafür ist... es gibt ja noch gerichte, eu-konventionen und so weiter.

wie würde man so etwas nennen, gewichtung von interessen? ausspielung von minderheiten gegenüber mehrheiten?
btw... in deutschland gibt es nur zwei parteien, die keinen lgbti-beauftragten haben. einmal die rechte afd uuuund die cdu.
letztere ist regierend (hauptsächlich) sowie parlamentarisch mehrheitsbeschaffend. noch fragen?

wer jetzt raten mag, wofür das "c" in cdu steht... viel spaß dabei Tongue wäre ich selbst "c", ich würde mich schämen...
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RE: Intersexualität: Gerichtsverfahren zur Anerkennungen eines dritten Geschlechts
Beitrag #67
Und ich dachte immer, das CS in der bayerischen Schwesterpartei stünde für casual sex Facepalm

Nebenbei: ein brandneues Papier zum Thema IS aus Spanien:

Flor, Nuria Gregori; García Dauder, (S.) & Hurtado García, Inmaculada (2018). Bioethics and Intersex: “Time out”. A paradigm shift on Intersex Management in the Spanish context. Athenea Digital, 18(2), e1899. https://doi.org/10.5565/rev/athenea.1899
Zitat

RE: Intersexualität: Gerichtsverfahren zur Anerkennungen eines dritten Geschlechts
Beitrag #68
Der einschlägig nicht ganz unbekannte Oliver Tolmein über ein "ein minimalistisches Konzept [...], das möglichst viele Traditionen erhält" Facepalm

http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/de...28304.html

Zitat:Der Preis für das schnelle Handeln kommt dem Bundesinnenminister gelegen: Statt des großen Wurfes eines „Geschlechtervielfaltsgesetzes“, wie ihn in der letzten Legislaturperiode nach ausführlichen Beratungen mit Betroffenenverbänden, Expertinnen für Genderfragen und Menschenrechtsorganisationen das Familienministerium ins Auge gefasst hat, wird jetzt ein Projekt auf den Weg gebracht, das minimalistisch konzipiert ist und so viel traditionelles Denken in den bekannten Geschlechterkategorien erhält wie möglich.[...]

Gleich die nächste Type, die so tut, als stünde sie auf der Seite von IS. Can we say gaslighting?


PS: Ach ja, mir ist inzwischen eingefallen, CDU heißt natürlich ganz entsprechend "C-Dating Union" Silly2
Zitat

RE: Intersexualität: Gerichtsverfahren zur Anerkennungen eines dritten Geschlechts
Beitrag #69
Rainbow 
gesetzentwurf für drittes in D, zweiter akt
http://www.queer.de/detail.php?article_id=31327

ich verzichte mal darauf, mich auszukotzen...
und was sagt meine kristallkugel? neue gerichtsentscheide, die der politik in den arsch treten müssen, damit sie sich bewegt? okay.
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RE: Intersexualität: Gerichtsverfahren zur Anerkennungen eines dritten Geschlechts
Beitrag #70
"...ein minimalistisches Konzept werden, das möglichst viele Traditionen erhält."  Sick2 
(Aber was will man von der rechten äh reaktionären äh ich meine natürlich "konservativen" CDU bzw. insbesondere CSU auch erwarten...  Angry (manchmal schämt man sich einfach irgendwie dafür Bayer zu sein))
Zitat



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