Bin ich ein Arschloch wenn ich meinen Namen nicht ändere?

[Christoph]

Abend alle zusammen, ich hab die letzten Monate ein Problem.
Mir wird oft geraten meinen Namen zu ändern, der Personenstand ist schon lange durch und die e-card läuft auf weiblichen Namen und männliches Geschlecht. Ja sowas geht in Österreich! Ich nehme seit Oktober Testosteron und habe einen neuen Arbeitsplatz, die Leute dort haben mich noch nicht mal als Lesbe gesehen (naja bis auf eine, die hat mich beim ersten Arbeitstag für einen Männlichen Lehrling gehalten, victory!) obwohl sie merken das Bio technisch etwas nicht bei mir stimmt, naja mit der Lesben Sache scheinen die Leute klar zu kommen. Die Sache ist die dass mir der Arbeitsplatz zu Gut gefällt um das Klima zu sprängen vor allem weiß ich nicht wie ich Leuten sagen soll und ja ich bin jetzt kein ES mehr sondern der Christoph! Habe eine echt nette Kolegin die einen glauben ausübt und mich so akzeptiert als was ich jetzt bin, eigentlich will ich es mir mit ihr nicht verschätzen.
Mein Job (handwerklicher Beruf) geht mir leider über alles, ich will einfach keinen Stress riskieren auch wenn ich gerne als Mann gelten will weiß ich nicht mal ob ich dann nicht alles wegwerfen würde und ich nur noch komisch angestarrt werde.

Ist es wirklich so falsch wenn ich mit dem rechtlichen Mist so lange warte bis meine Stimme tiefer wird? Ich hab lange genug gewartet, ein Jahr halte ich auch noch aus!

[Atellana]

Also mein Ansatz zu dem Thema ist: es muss für dich passen, nicht für die Anderen. Wenn du mit der Namensänderung warten willst, wieso nicht?

Die Menschen am Arbeitsplatz kommen ja anscheinend mit dir gut aus, so wie du bist, und dass es sowieso einige Zeit dauert, bis sich alle an einen neuen Vornamen gewöhnt haben, ist auch klar. Und ja, der Ansatz, auf die tiefe Stimme zu warten, klingt plausibel, dann tun sich vielleicht auch alle leichter mit dem neuen Namen.

Bedenklich finde ich nur deine Aussage, dass du ein "es" bist. Menschen sind nie ein "es", egal, ob sie sich weiblich, männlich, inter, divers oder sonstwie empfinden, sie sind niemals ein "es". Soviel Wertschätzung kannst du verlangen (auch von dir selbst).

Ach so, und zum Titel deines Posts: Warum solltest du ein Arschloch sein? Wem gegenüber denn? Wen stört's denn wirklich? Es ist und bleibt deine Sache, wann du dich wie nennen willst. Kann dir ja auch keiner vorschreiben, dass du dich plötzlich Hieronymus nennen sollst, oder?

[transgirlSophia]

hallo Christoph

Ich finde das kein bisschen arschig von dir Jede*r von uns muss doch seinen eigenen Weg im Leben und in seine gelebte Geschlechterrolle finden. Ich kann total nachempfinden dass du dich lange Zeit als ein 'Es' gesehen hast. Schliesslich ging es mir (und sicher auch vielen von uns anderen) genauso als wir uns noch nicht bewusst waren, wer oder was wir wirklich sind

Ich wünsche dir viel Erfolg und auch das nötige Quäntchen Glück für deinen weiteren Weg

liebe Grüße
Sophia Shiva

[Allgäuerin]

Servas

Es muss stimmig sein für dich selbst , andere Menschen sind zweitrangig.
Die Hormonwirkungen brauchen manchmal etwas länger.
Und ich dachte männliches Verhalten und Artikulation sind sehr einfach, grins.
Ich durfte es anderst herum lernen.
Du erwähnst dass du im Handwerk arbeitest, da zählt der Mensch und sein können. Ich bin
Handwerkerin , liebe meinen Beruf und die Natur.
Hast du irgendwelche bedenken , dass deine E-Card quasi noch n Zwitter ist ?

Liebe Grüße Mini

[Rabenmädchen]

Hallo Christoph,

ich sag dir mal etwas:

Ja, du bist ein Arschloch.

Ändere sofort deinen Namen und oute dich als das, was du bist.

Veröffentliche deine Kontonummer und deine PIN, hier, und sofort.

Heirate die Frau, die ich dir nennen werde, und stirb an dem Datum, das ich dir vorgeben werde.

Leb ohnehin nur so, wie ich es dir sage...24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche...ohne Urlaub...das ganze Jahr...dein ganzes Leben lang...



Wie?

Das gefällt dir nicht?

Nun ja, dann...

dann leb dein Leben als das, was es ist:

DEIN Leben.

Und frag andere nicht um Rat, wie DU DEIN Leben leben sollst.

Das weiß niemand besser als du.


Alles Gute und Liebe

Dein Rabenmädchen

[transgirlSophia]

(23.02.2020, 01:48)Rabenmädchen schrieb: ich sag dir mal etwas:

Ja, du bist ein Arschloch.

Ändere sofort deinen Namen und oute dich als das, was du bist.

Hey Christoph

Ich finde dass sind ziemlich gemeine Worte! Auch wenn Rabenmädchen sie nur ironisch gemeint hat, sie können doch sehr weh tun.

Du bist auf dem richtigen Weg. Wir haben alle dieselben Probleme und stehen vor den gleichen Herausforderungen. Wenn es sich für dich richtig anfühlt, musst du deinen Namen noch nicht ändern. Vertraue auf dein Gefühl. Du bist genau so in Ordnung wie du bist!! Lass dich bloß nicht unterkriegen

Alles Liebe wünscht dir
Sophia

[Christoph]

Mal ein Update, die Leute vom Magistrat haben nach einem halben Jahr endlich zurück gerufen. Neuer Pass Konto geändert etc. aber auf der Arbeit bin ich immer noch die Kampflesbe. Ich habe beschlossen mich dort nicht zu outen. Ich Sitze meine Zeit für den Lebenlauf ab und geh auf Saison, glücklich sein ist mir meine berufliche Zukunft nicht wert, lieber Job. Gibt ja kein Gesetz dazu, ich hol mir mein letztes Zeugnis aus der Berufsschule lass den Gesellenbrief umändern und bin weg.

[transgirlSophia]

hey Christoph

Ich habe großen Respekt vor deiner Entscheidung. Es ist mutig von dir, überhaupt zu dir selbst zu stehen und deinen eigenen Weg zu finden. Mögest du auch privat dein Glück finden.

liebe Grüße
Sophia