01.07.2020, 22:02 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 01.07.2020, 22:06 von der-die-das.)
Hallo an alle HRT-Anwenderinnen (Hormon-Ersatztherapie MzF)
Gestern, als ich meinen Blutbefund vom Hausarzt abgeholt habe, bin ich ziemlich erschrocken. Denn meine Hormonwerte sind irgendwie desaströs ... Zitat meiner Hausärztin
Östradiol .......... 419 pg/ml
Progesteron .... 2,55 ng/ml
Die Blutabnahme für diesen Befund wurde korrekt fast 3 Std. nach der morgendlichen Hormongabe durchgeführt - also die empfohlene Wartezeit zw. Applikation und Messung.
Die letzten Monate habe ich täglich morgens nach dem Duschen wie folgt behandelt:
3 Hübe Estrogel auf beide Oberarme gleich verteilt und eingerieben
2 Erbsen-große Mengen 3% Progesteron-Gel auf beide Brüste gleich verteilt und eingerieben
Meine Frage nun an euch wäre, ob ihr auch schon mal solche Probleme mit ausufernden Hormonwerten hattet? Und auch die Frage, mit welchen Dosierungen ihr so umgeht, und in welchen durchschnittlichen Laborwerten ihr so rangiert bzgl. Östradiol und Progesteron?
Leider habe ich bisher in Salzburg noch keine passende endokrinologische ärztliche Begleitung gefunden - und das jetzt schon seit 8 Jahren meiner HRT bzw. seit 7 Jahren nach meiner gaOP. Für die Rezepte und die Blutkontrollen wende ich mich bisher immer an meine Hausärztin.
Ich bin dankbar für eure Erfahrungen, Rückmeldungen und allfällige Tipps.
Hm, "lustig" irgendwie, wie unterschiedlich die Messempfehlungen sind!
Dr. Kaufmann vom AKH meinte, dass man/ich/ihre Klientinnen das Pflaster 10-12h vor der Blutabnahme kleben sollen, um einen guten Wert und keinen peak Wert zu messen.
Das gilt halt für das Gel und für die Pflaster und es gilt halt bei Dr. Kaufmann/AKH!
Ich bin auch postOP und hab einen E2 Wert zw. 90 und 120 pg/ml und Testo ungefähr bei 0,3 ng/ml!
Kaufmann meint zwar, dass ein bisi mehr mir gut täte, aber dann nehm ich noch mehr an Gewicht zu
Und Progesteron kann man lt. Kaufmann nehmen, muss es aber nicht. Und zwar in Tablettenform. Ich bekam sie, las den Beipackzettel, las Gewichtszunahme und hab es dann gelassen!
Ich finde die Werte jetzt, ehrlich gesagt, nicht so wild; ja, die allgemeine Empfehlung hierzulande lautet 100-200 pg/ml, allerdings gibt’s durchaus auch Quellen, die im Zuge einer Östrogen-Monotherapie (ohne eigenen Testo-Blocker) Werte von >300 pg/ml anstreben (vor allem Dr. Will Powers aus den USA).
So lange Du Dich gut fühlst und keine Nebenwirkungen hast... *schulterzuck*
23.07.2020, 12:50 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 23.07.2020, 12:52 von der-die-das.)
Sooo ... nun habe ich eine Entscheidung getroffen
Gestern wurde mir auf der Hormon-Ambulanz im Landeskrankenhaus Salzburg erklärt, dass - gleich wie bei einer CIS-Frau - man auch als MzF-Trans die Hormonersatztherapie (HRT) ab einem gewissen Alter ausschleichen kann und auch absetzen soll.
Daher habe ich nun endlich für mich eine Entscheidung getroffen ... ich bin nun 55 Jahre alt, also ca. im Alter einer CIS-Menopause. Daher habe ich nun in Absprache mit der Ärztin und im Einklang mit meinem Gefühl meine HRT nach nun 9 Jahren final beendet
Ein neuer Lebensabschnitt beginnt nun bei mir. Und, ja, es ist nach dieser langen Zeit auch ein Abschied von einem wesentlichen Teil meines Weges.
Ich bin nun gespannt, wie's so weitergehen wird bei mir. Ob die Körperbehaarung vielleicht wieder zunimmt, ob der Busen kleiner wird, ob mein Körper wieder andere Düfte und Gerüche entwickelt, ...
Ein großer Schritt für mich. Ein wesentlicher Abschnitt. Kein Verlust und kein Hadern. Einfach weitergehen im Leben. Und auf alles vertrauen, was ist.
Ich bin die Ida - ich bleib die Ida.
Ein Mensch mit Personenstand M,
aber auch mit Brust und Neovagina.
Die HRT komplett einzustellen halte ich - vor allem nach bereits erfolgter GaOP - für gefährlich und nicht empfehlenswert; die gänzliche Abwesenheit von Sexualhormonen führt unweigerlich zu Problemen wie Osteoporose, potentiellen Depressionen, usw.
24.07.2020, 01:08 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 24.07.2020, 01:15 von Bonita.)
Liebe Ida,
das Ausschleichen von Medikamenten, also auch bez Hormon-Therapie, bedeutet, über einen gewissen Zeitraum eben verhältnismäßig immer weniger an diesem Wirkstoff (zu sich) zu nehmen...
Also zB eine Woche lang nur noch zB die Hälfte oder zwei Drittel von der üblichen/bisherigen Dosis, im nächsten Zeit-Abschnitt dann nur noch alle 2 Tage ein Drittel und im dritten Abschnitt nur noch alle 3 oder X Tage die geringst mögliche Dosis anwenden - und im cis Fall irgendwann gar nichts mehr...
Allerdings, wenn nicht cis, sondern eben trans (und vorallem, wenn auch GaOPs hinter einem liegen), nur bis dahin reduzierend, dass man nach einiger Zeit zB pro Woche die geringste Dosis nur noch einmal anwendet - diese dann aber auch bis zum Holzpyjama - denn auch cis Leute produzieren bis dahin wenige, aber dennoch messbare Hormone, ohne die der Körper über lang oder eher kurz (gesundheitliche) Probleme bekommen kann (und Osteoporose ist da nur eines davon)...
Einfach ab Zeitpunkt X gar nichts mehr zu nehmen, ist für unsereins eher ein schlechter Ratschlag (eine cis Hormon-Ambulanz ist halt keine trans Hormon-Ambulanz)...
Danke für deine Erklärung und Rückmeldung. Die Hormonambulanz im Landeskrankenhaus Salzburg hat sich seit einiger Zeit schon auf Trans-Personen spezialisiert. Dazu wurde mir vom Transgenderreferenten, Herrn Anton Wittmann von der HOSI Salzburg nämlich auch die Frau OA Dr. Martine Kusmitsch-Pichler als Ansprechperson genannt.
Fr. Dr. Kusmitsch-Pichler hat sich auch mit anderen Trans-Spezialisten/Innen in anderen Kliniken in Österreich abgestimmt und kurzgeschlossen.
Und wir haben auch vereinbart, dass ich in Kürze mal eine Knochendichtemessung machen soll, um genau dieses Risiko abzuklären und ggf. auszuschließen. Sollte nämlich die Knochendichte ohnehin im Normbereich sein, besteht i.d.R. kein Risiko einer drohenden Osteoporose.
Meine Schwester z.B. ist vor Jahren an Brustkrebs erkrankt, und auch sie muss seit dem einen vollständigen Östrogen-Blocker nehmen. So gesehen ist das nicht so ungewöhnlich, dass man bzw. CIS-Frau ab einem gewissen Alter auch ohne Sexualhormone leben kann.
Für mich gehört dieser Abschied von Östrogen/Progesteron auch ganz selbstverständlich zu einer real gelegten MzF-Trans-Karriere dazu. Denn wie geschrieben geschieht dieser Abschied i.d.R. auch bei den CIS-Frauen in einem gewissen Alter und Lebensabschnitt ... Wechseljahre/Menopause.
Dieses unbedingte Festhalten an einer HRT bis zum Lebensende von Transfrauen kommt mir da eher wie eine, nicht ganz den üblichen Abfolgen von Lebensphasen einer CIS-Frau, entsprechende Fixierung auf "das Weibliche" vor.
Ich kenne aber natürlich auch CIS-Frauen, welche sich mit Hormontherapien gegen diesen Ablauf des Lebens entgegenstellen.
Alles ist möglich .. keines ist richtiger als das andere ... jeder, wie er meint und will. Ich finde es aber auch in Ordnung, tlw. stereotypische (MzF)Trans-Meinungen und Verhalten anzusprechen.
Denn eines ist mir schon klar geworden, auf meinem Trans-Weg ... nämlich dass ich als Trans-Person tlw. mir mehr Rechte nehmen kann und Pflichten von der Gesellschaft, meinen Gegenüber und dem Leben eingefordern kann, als es wohl die meisten CIS-Frauen sich je zu wagen trauen, oder es ihnen auch in der Art gar nicht möglich ist.
24.07.2020, 11:46 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 24.07.2020, 11:52 von der-die-das.)
(24.07.2020, 10:47)der-die-das schrieb: ... Dieses unbedingte Festhalten an einer HRT bis zum Lebensende von Transfrauen kommt mir da eher wie eine, nicht ganz den üblichen Abfolgen von Lebensphasen einer CIS-Frau, entsprechende Fixierung auf "das Weibliche" vor. ...
Ich kann dieses "Festhalten wollen" aus meiner eigenen Erfahrung auch echt gut verstehen und nachvollziehen ... da hat man(n) sich ein Leben lang auf dieses Leben als (Trans)Frau gefreut, inkl. den Hormonen, Brüsten, Vagina, Kleidung, Styling, Sexualität, Anrede u.v.m., und dann sollte man - wie in meinem Fall als 'spät transistierende' - diese tolle Sache mit den Hormonen vielleicht schon wieder in Frage stellen, evt. reduzieren oder vielleicht ganz aufhören
Ich habe zumindest bisher noch nie in meiner Trans-Community und im www jemanden über dieses Thema der "Wechseljahre/Menopause bei Transfrauen" diskutieren gehört. Schade eigentlich, denn als Transfrau will man ja doch "richtig" Frau sein - und da gehört dieses Thema nun auch mal ganz natürlich dazu ... in der Regel zumindest.
(24.07.2020, 10:47)der-die-das schrieb: Denn eines ist mir schon klar geworden, auf meinem Trans-Weg ... nämlich dass ich als Trans-Person tlw. mir mehr Rechte nehmen kann und Pflichten von der Gesellschaft, meinen Gegenüber und dem Leben eingefordern kann, als es wohl die meisten CIS-Frauen sich je zu wagen trauen, oder es ihnen auch in der Art gar nicht möglich ist.
Das ist ein aber sehr delikates Thema. Man könnte sich auch fragen, ob manche der vermeintlichen Vorteile nicht lediglich Konsequenzen aus den Benachteiligungen sind, die einem aufgedrückt werden. Klar muß ich mich um vieles nicht kümmern, wenn ich aus irgendwelchen Kontexten rausgefallen bin. Oder erst gar nicht drin war.
Da spielen auch soziale und individuell-biographische Faktoren mit rein. Leider kann ich nur feststellen, daß ich offensichtlich so privilegiert war (bin), daß für mich vieles ein No-Brainer war (ist).