Beitrag #21
30.03.2021, 20:19
Manchmal ist weinen und weggehen nicht das schlechteste
Tatort - Die Amme
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RE: Tatort - Die Amme
Beitrag #21
30.03.2021, 20:19
Manchmal ist weinen und weggehen nicht das schlechteste
RE: Tatort - Die Amme
Beitrag #22
30.03.2021, 20:56
(30.03.2021, 15:01)Sopherl schrieb: Ich habe gestern einen Brief an den ORF verfasst, der heute über TransX abgeschickt wurde. Zuerst bekam ich eine sehr abfertigende Antwort: "Vielen Dank für Ihre Nachricht! Wir kümmern uns um eine rasche Antwort auf Ihre Fragen. Aufgrund der aktuellen Situation erhalten wir derzeit sehr viele E-Mails. Eine persönliche Rückmeldung auf Anregungen und Stellungnahmen zu unseren Programmangeboten ist uns aufgrund der Vielzahl der Nachrichten nur eingeschränkt möglich. Ihr Feedback bringen wir den Redaktionen und Programmverantwortlichen aber selbstverständlich umgehend zur Kenntnis. Danke für Ihr Interesse und die Zeit, die Sie sich genommen haben, uns zu schreiben. Freundliche Grüße und alles Gute Ihr ORF-Kundendienst-Team" Doch dann folgte schon persönlicher: "Sehr geehrtxx xxxx xxxxxxxxx, vielen Dank für Ihre Nachricht. Ihre Anmerkungen zum „Tatort“ vom 14. März 2021 haben wir der entsprechenden Stelle zur Kenntnis gebracht. In Bezugnahme auf Ihr Schreiben möchten wir Ihnen mitteilen, dass „Die Amme“ ein Film ist, der auf sehr subtile Weise mit der im Grunde immer unerklärlichen Tat eines Mörders umgeht. Es wird facettenreich reflektiert, wie schwer, ja genau genommen unmöglich es ist, einen Menschen abschließend zu bewerten und zu kategorisieren. Und selbstverständlich ist „Die Amme“ – wie auch jede andere Produktion des ORF – getragen vom Respekt vor der Menschenwürde und sozialen Minderheiten. Freundliche Grüße Stefan Kranzer" Immerhin.
Nicht zu hassen - um zu lieben bin ich da (Antigone)
RE: Tatort - Die Amme
Beitrag #23
30.03.2021, 21:18
(30.03.2021, 20:56)Rabenmädchen schrieb dass der ORF schrieb: In Bezugnahme auf Ihr Schreiben möchten wir Ihnen mitteilen, dass „Die Amme“ ein Film ist, der auf sehr subtile Weise mit der im Grunde immer unerklärlichen Tat eines Mörders umgeht. Es wird facettenreich reflektiert, wie schwer, ja genau genommen unmöglich es ist, einen Menschen abschließend zu bewerten und zu kategorisieren.Genau. Wie im richtigen Leben. Menschen nicht zu bewerten und zu kategorisieren dass sollte man sich vielleicht überhaupt hinter die Ohren schreiben. Zitat:Und selbstverständlich ist „Die Amme“ – wie auch jede andere Produktion des ORF – getragen vom Respekt vor der Menschenwürde und sozialen Minderheiten.Dem ist wohl nichts hinzuzufügen IF AT FIRST YOU DON'T SUCCEED, FIX YOUR Ponytail AND TRY AGAIN.
RE: Tatort - Die Amme
Beitrag #24
31.03.2021, 00:07
Das hättest sicher gern so.
https://www.bbc.com/news/uk-48756370 wie siehts mit gewalt gegen polizisten im vergleich aus? hat der nicht wer was über schuhe gepostet? Gott vergieb uns, wir haben eine Beschwerde verfasst. Der ORF bekommt übrigens 1000e davon am Tag. Meist gehts dabei um die Krawate eines Ansagers oder das Jesulein hing schief in Sepp Forchers Herrgottswinkerl. Nix gegen den Forcher Sepp btw. (c ..)~ \(._. D)
E L E F A N T E N L I E B E
t ö t e t F a s c h i s m u s
RE: Tatort - Die Amme
Beitrag #25
31.03.2021, 10:13
Der ORF schrieb:
[/quote] In Bezugnahme auf Ihr Schreiben möchten wir Ihnen mitteilen, dass „Die Amme“ ein Film ist, der auf sehr subtile Weise mit der im Grunde immer unerklärlichen Tat eines Mörders umgeht. Es wird facettenreich reflektiert, wie schwer, ja genau genommen unmöglich es ist, einen Menschen abschließend zu bewerten und zu kategorisieren. Und selbstverständlich ist „Die Amme“ – wie auch jede andere Produktion des ORF – getragen vom Respekt vor der Menschenwürde und sozialen Minderheiten. [/quote] Dieser Respekt nutzt nichts, wenn nicht die Folgen des eigenen Handelns bedacht werden. Deshalb sah ich mich genötigt, dem ORF einen weiteren Brief zu schreiben: Liebes ORF, im Tatort „Die Amme“ geht es um die Darstellung eines Mannes, der in Frauenkleidern mit jedoch weiterhin extrem männlichem Aussehen Verbrechen begeht. Diese Darstellung entspricht exakt dem, was manche Feministinnen von trans Frauen behaupten: Dass diese Menschen gar keine Frauen seien und auch nie „werden“ können (womit sie ironischerweise Recht haben, da keine trans Frau erst Frau „werden“ muss, sondern immer schon war). Dass diese Menschen Frauenkleidung anziehen, um ihren perversen Trieben nachgehen zu können. Dass diese Menschen sich als Frauen ausgeben, um in Frauenschutzräume wie Frauenhäuser, Frauentoiletten, Frauenumkleiden und Ähnlichem eindringen zu können und dort Frauen belästigen, vergewaltigen oder ermorden. Das katastrophale Passing des Mörders bestärkt diese Ansicht noch, dass trans Frauen nur verkleidete Männer sind. Was können die Folgen dieser Tatortfolge sein? Da sind zum einen die trans Frauen mit ähnlichem Passing. Sie sind von der Natur ohnehin schon benachteiligt. Schulterbreite, Körperlänge, große Hände und Füße, Brustkorb und vor allem männliche Gesichtszüge, Nase, Abstand Nase-Oberlippe,, Abstand Unterlippe-Kinn, Haaransatz und so weiter verhindern ihr Passing als Frau – als das, als was sie sich fühlen, sich sehen, es von sich selber wissen. Ihr Leben ist ein ständiger Kampf um Anerkennung ihres So-Seins, ein Kampf gegen Tuscheln, gegen scheele Blicke und sogar gegen angestrengtes Nichtsehen (so wie manche Menschen auf Rollstuhlfahrer reagieren). Aber die trans Frauen mit besserem oder auch exzellentem Passing sind ebenfalls betroffen. Denn wenn andere Menschen auch nur den kleinsten Verdacht haben, dass das Wesen, was sie sehen, keine „echte“ Frau ist, denken sie sofort „Das ist doch ein Mann!“ und dann haben sie das Bild des als Frau verkleideten Psychopathen im Kopf, der mordend durch die Filmgeschichte geistert. Natürlich ändert sich das Verhalten der Mitmenschen gegenüber trans Menschen nicht gravierend nach dem Anschauen eines solchen klischeebedienenden Filmes. Die Veränderung erfolgt nach der Salamitaktik. Scheibchen für Scheibchen wird abgeschnitten, bis die Wurst weg ist. Gegen alle wissenschaftliche Erkenntnis, gegen die aktuelle ICD, gegen verfassungsgerichtliche Feststellungen, gegen den amtlichen Personenstand und vor allem gegen das bessere Wissen der Betroffenen wird mit genau dieser Salamitaktik das Bild der trans Menschen als nicht ganz richtig im Kopf bestärkt, die dringend weggesperrt und behandelt werden müssen, bevor sie etwas Schlimmeres tun als nur in falscher Kleidung herumzulaufen und sich einzubilden, sie wären eines anderen Geschlechtes als ihnen bei ihrer Geburt zugeordnet worden war. Dieser Tatort bedient nicht nur ein schlimmes Klischee, das – wenn auch vom Autor möglicherweise ungewollt – von einer bestimmten Klientel der Zuschauer mit innerem Grinsen auf alle trans Frauen übertragen wird; er konterkariert darüber hinaus alle Bemühungen, der Allgemeinheit die mittlerweile unwiderlegbaren wissenschaftlichen Erkenntnisse zu vermitteln, dass Transsexualität keine geistige Erkrankung ist. Zusammengefasst: Die Diskriminierung in dieser Tatortfolge nicht darin, dass eine trans Frau, eine Transgenderin oder ein Transvestit ein Verbrechen begeht. Das tun sie in der Realität bestimmt und sie sind nicht immer oder nur Opfer, genauso wie Schwarze, Lesben, Schwule oder alle anderen Menschen. Die Diskriminierung besteht darin, dass der Verbrecher jenes Negativbild, welches manche Bevölkerungsschichten von trans Frauen immer noch haben, pflegt, verstärkt und ins negativ Möglichste verzerrt. Eine entsprechende Klarstellung in Ihrem Programm wäre schön und könnte durchaus Leben retten. Trans Menschen suizidieren sich fast sechs (6) mal so oft wie der Bevölkerungsdurchschnitt. 40% der trans Menschen haben bereits einen Suizidversuch hinter sich oder ernsthaft an Suizid gedacht. Dies in den seltensten Fällen, weil sie selber mit sich nicht leben können. Sondern weil ihre Mitmenschen nicht mit ihnen leben wollen. Ihre Tatortfolge hat nicht dazu beigetragen, diesen Missstand zu verbessern. Vielen Dank fürs Lesen.
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RE: Tatort - Die Amme
Beitrag #26
31.03.2021, 20:50
Da sage noch mal jemand, der ORF nähme sich Kritik nicht zu Herzen.
Heute um 20.15 bekam ich eine Antwort auf die oben genannte Email: Sehr geehrte Frau xxxxxx, vielen Dank für Ihre Nachricht und Ihre Rückmeldung zur Sendung „Tatort – Die Amme“ vom 14. März 2021. Wir haben die Kritik ausführlich intern besprochen und Ihre Anregungen an die zuständige Redaktion weitergegeben. Im Sinne unserer Verantwortung als öffentlich-rechtlicher Rundfunk ist Ihre Rückmeldung für unsere Arbeit besonders wertvoll. Mit Ihren Anmerkungen tragen Sie zu laufenden Diskussionsprozessen bei. Gerne übermitteln wir Ihnen folgende Stellungnahme der zuständigen Redaktion: Wir hatten ganz andere Ziele mit dieser Geschichte und insbesondere mit der Zeichnung der Figur „Janko“. Wir haben dieses Ziel ganz offensichtlich nicht (vollständig) erreicht, sondern Bedenken wachgerufen, die ich klarerweise nicht ohne weiteres wegerklären kann. Aber gestatten Sie mir bitte dennoch einen Versuch der Einordnung! Geschichten im Allgemeinen und Kriminalgeschichten im Speziellen leben üblicherweise davon, dass zunächst bloß fragmenthafte Ereignisabfolgen strukturiert und in ein kausales Ganzes gebracht werden. Eine Story braucht immer Anfang, Mitte und Schluss – und am Schluss sollte nach Möglichkeit jede Frage nach dem Wie und Warum einer Handlung geklärt sein. Im Krimi geschieht das üblicherweise so, dass wir als Betrachtende wissen wollen, wer wen und vor allem warum Böses angetan hat. „Weil Person A dies oder jenes erlebt hat, reift in ihr der der Plan, Person B zu ermorden. Und weil dabei die Indizien x, y und z erhalten blieben, konnte Person C den Fall klären.“ Wahrnehmungspsychologisch und dramaturgisch ist das ein sehr klares Modell. Es hat aber eine große Schwäche, mit der wir uns in „Die Amme“ intensiv auseinandergesetzt haben: je näher ich Person A komme, je besser ich sie kenne und verstehe, desto mehr trägt dies das Risiko einer gewissen Legitimation in sich. („Ah, deshalb ist der Mord geschehen, jetzt versteh ich…“) - Bei der Beschäftigung mit der Figur Janko hatten wir daher diesmal den Anspruch, eine Figur zu erzählen, welche sich derartigen Zuschreibungen und kausalen Erklärungen gegenüber weitestgehend versperrt. Bei ihm sollte so wenig wie möglich seine Taten erklären oder legitimieren. Weder eine irgendwo aufgerollte Kindheitsgeschichte, keine bestimmte Störung aufgrund eines erlittenen Traumas, natürlich auch kein rationales Motiv und schon gar keine Fetischisierung oder Sexualisierung der Taten. Anders als bei den allermeisten anderen Täter*innenfiguren aus Fernsehkrimis wissen wir bei diesem Film unglaublich wenig über einen Täter, der uns von der ersten Minute bis kurz vor Ende dauernd vor Augen steht und Böses tut. Und das Wenige, das wir wirklich über ihn wissen, geht in eine sehr archaische, rudimentäre Richtung. Janko ist ein wahrscheinlich wirklich psychisch schwer gestörter Charakter, der in dem gottgleichen Größenwahn handelt, er wäre besser imstande für Kinder zu sorgen als deren leibliche Mütter. Indem er eine in seinen Augen „böse Mutter“ (ein Konzept der Psychoanalytikerin Melanie Klein) zum Verschwinden bringt, setzt er sich selbst sowohl in seiner Phantasie als auch in der realen Welt an deren Stelle und übernimmt die Aufgabe des Kümmerns um die entführten Kinder. Zumindest nimmt er das für sich in Anspruch. Ob das zutrifft, warum er das tut, was ihn so weit getrieben hat, welche Vorgeschichte dieser Wahn hat, erzählt uns der Film dagegen nicht. Auch der Umstand, dass er wiederholt die Rollen wechselt und teils in Frauenkleidern, dann wieder in der Kluft eines männlichen verdeckten Ermittlers (Janko war tatsächlich Polizist, unser Ermittler lässt ihn einmal sogar dahingehend überprüfen) auftritt, verschafft uns alles andere als ein klares Bild von der Psyche des Täters. Unter anderem deshalb gab in dem Film die Nebenspur des Crackfalls, einerseits als klassische Blindspur für die Ermittler, andererseits als zusätzliche Aufladung der Täterfigur. Zusammengefasst – Janko ist ein irritierend erratischer Charakter, der sich den üblichen psychologischen und Motivzuschreibungen entzieht. Außer jener, dass er ohne Schuldbewusstsein Böses zu tun imstande ist. In diesem Punkt sollte sich Janko auch deutlich von den historischen Filmfiguren Norman Bates (Psycho) und Billy The Kid (Silence oft he Lambs) unterscheiden. Diese Figuren haben nämlich letztlich beide eine kohärente Lebensgeschichte, die ihre Taten einordnet. Der eine verwandelt sich in pathologischer Überwindung eines Traumas in die Imago seiner eigenen tyrannischen Mutter, die er ermordet hat, der andere wiederum plant seine buchstäbliche Metamorphose zur Frau. Unser Janko ist da anders, ungreifbar, er hat kein echtes Ziel, er ist in all seinen unauflöslichen Widersprüchen letztlich gar kein fassbarer „Charakter“, er ist einfach nur der TÄTER – der am Ende der Geschichte von Bibi Fellner und Moritz Eisner überführt wird. Soweit unser Plan. Der offenbar nicht oder zumindest nicht zur Gänze aufgegangen ist. Da waren wir bei allen Überlegungen und Bemühungen scheinbar nicht gut genug. Für uns Programmmacher*innen eröffnet Kritik immer den Anspruch, es besser zu machen, sensibler oder präziser vorzugehen. Im Fall der „Amme“ werden wir das selbstverständlich ebenso halten. Freundliche Grüße Magdalena Fischer
Nicht zu hassen - um zu lieben bin ich da (Antigone)
RE: Tatort - Die Amme
Beitrag #27
01.04.2021, 10:12
@rabenmädchen
TransX hat auch diesen Brief bekommen, allerdings mit einem persönlichen, längern und konstruktiven Schlussatz.
RE: Tatort - Die Amme
Beitrag #28
01.04.2021, 12:52
Ja, sie sind auf das trans-Thema nicht ausdrücklich eingegangen, was ich etwas unbefriedigend finde.
Es ist wohl ein Standardantwortmail. Immerhin setzen sie sich mit der Kritik auseinander. Das is doch schon was wert. Magst du posten, was TransX geschrieben worden ist?
Nicht zu hassen - um zu lieben bin ich da (Antigone)
RE: Tatort - Die Amme
Beitrag #29
01.04.2021, 16:44
RE: Tatort - Die Amme
Beitrag #30
04.04.2021, 19:47
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 06.04.2021, 13:05 von Mike-Tanja.)
Ich halte es für richtig und wichtig, Fernsehproduktionen wie diese zu kritisieren und kritisch zu kommentieren.
Ich habe den Film nicht gesehen, aber ich glaube den Berichten, wonach er transphobe Klischees verbreitet. Soweit, so schlecht. Aber: Es ist nur ein Fernsehfilm, es ist nur ein Drehbuch. Einige der Reaktionen darauf halte ich für deutlich übertrieben. Es ist kein Verbrechen, auch keine Verhetzung, einen psychisch kranken Mörder zu porträtieren, der sich selbst zur Transfrau stilisiert. Bestenfalls ist es das Wiederkäuen altbekannter Drehbuchmotive ("Schweigen der Lämmer", "Psycho" & Co). Man kann ja nicht ausschließen, dass so jemand ein Verbrechen begeht. Wenn es passieren könnte, dann darf man es auch zeigen. Auch Transmenschen sind im Übrigen keine besseren Menschen, und ich gehe davon aus, dass für andere gefährliche psychische Störungen unter ihnen etwa gleich häufig sind wie unter Cisgendern. Ob das Drehbuch und die Verfilmung das dafür vom Sender ausgegebene Geld wert waren, mögen andere beurteilen. Ansonsten betrachte ich das gelassen aus der Distanz. Immerhin sind kreativ-künstlerische Menschen, Drehbuchautor/inn/en, Schauspieler/innen und Menschen, die Regie führen, tendenziell wohl offener und aufgeschlossener als der Rest der Menschheit. Die muss man sich als Gruppe nicht durch eine übertrieben-wütende Attacke zu Feind/inn/en machen. - Sag' Du mir, in welche Schublade ich passe! -
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