Gewalt gegen TG/TG als Verbrechensopfer
Gewalt gegen TG/TG als Verbrechensopfer
Beitrag #1

Eine Kurzmeldung in der heutigen Wiener Gratis-Druckausgabe der Tageszeitung "Österreich" (Seite 14):

Zitat:Transvestit wurde Handtasche geklaut

Wien. Montag wurde ein als Frau gekleideter Mann (57) Opfer von Räubern. In der Heeresmuseumstraße wurde er von zwei Räubern angesprochen. Einer schlug ihm auf den Kopf, der andere entriss ihm die Handtasche. Das Opfer blieb unverletzt.

Nun gut, das war vielleicht wirklich nur ein kriminelles Duo, das bei einem Zufallsopfer auf Geld aus war. Der Bericht sagt auch nichts über die Tageszeit, und auch der Ort (Heeresmuseumstraße, also im Schweizer Garten, der traditionell als nächtliche schwule Cruising-Zone der mehr schmuddeligen Art gilt) könnte eine Rolle gespielt haben.

Aber ich befürchte, jede/r von uns hat sich schon einmal speziell wegen des TG-Seins gefürchtet oder bedroht gefühlt. Confused
  • Ist das so?
  • Wie verhält man sich im Fall der Fälle?
  • Wie verhält man sich nach einem kriminellen Angriff als TG (insbesondere Prä-OP oder Tivi) gegenüber der Polizei?
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RE: Gewalt gegen TG/TG als Verbrechensopfer
Beitrag #2
liebe mike-tanja,

ich fühle mich in meiner nachbarschaft und im ortsteil sicher und werde zwar öfters erstaunt gemustert, aber akzeptiert und nicht belästigt. andererseits vermeide ich es, "aufgebrezelt" abends in die kölner city zu fahren. dort herrscht ein rauhes klima, und ich fühle mich in diesem umfeld unbehaglich und unsicher.

wiederholt bin ich mit dem auto in polizeikontrollen geraten. ich wurde zwar eingehend überprüft bis hin zum alkohol- und drogentest, ansonsten aber völlig korrekt behandelt. mir scheint, dass polizisten bei abweichendem aussehen mit kriminellem verhalten rechnen.

ich überlege mir schon vorher, wie ich wo auftrete. aber insgesamt sind die ängste größer als die realen bedrohungen.

gruß, rieke
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RE: Gewalt gegen TG/TG als Verbrechensopfer
Beitrag #3
Zitat:Aber ich befürchte, jede/r von uns hat sich schon einmal speziell wegen des TG-Seins gefürchtet oder bedroht gefühlt.

Glücklicherweise ist mir das (bisher) noch nie passiert.

Zitat:Wie verhält man sich im Fall der Fälle?

Vor allem genau merken, wie die Gangster ausgesehen haben und wenn es nicht anders geht, passiv und kooperativ zeigen. Nicht den Helden spielen. Besonders wenn es mehrere sind, kann das ansonsten gefährlich werden.

Zitat:Wie verhält man sich nach einem kriminellen Angriff als TG (insbesondere Prä-OP oder Tivi) gegenüber der Polizei?

Indem man sich gegenüber den Polizei-Beamten sofort deklariert, bevor man sein erlebtes Drama berichtet. Dann wird man auch ernst genommen. Wenn möglich, ruhig und mit kühlem Kopf berichten. Und natürlich gehört ein solcher Angriff unbedingt angezeigt. Derartige Verbrecher müssen aus dem Verkehr gezogen werden.
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RE: Gewalt gegen TG/TG als Verbrechensopfer
Beitrag #4
(07.11.2012, 13:39)Mike-Tanja schrieb: [*]Ist das so?
Ja, man weiß nie wie spezielle Personengruppen reagieren. NIcht überall ist TS eine "selbstverständlichkeit" geworden. Damit möchte ich vorallem Personengruppen ansprechen, die ebenfalls Probleme mit Homosexuellen etc. haben.
Wissen kann man zwar nie, wie der Mensch im Herzen wirklich ist, aber sicher ist sicher.

(07.11.2012, 13:39)Mike-Tanja schrieb: [*]Wie verhält man sich im Fall der Fälle?
Wenn man ein ungutes Gefühl hat, eher belebte Gegenden aufsuchen oder in heller beleuchteter Umgebung gehen. Wenn nötig auch Umwege machen.
Aber Patentrezept für richtiges Verhalten gibt es keines, ebenso wie es kein PAtentrezept für eine glückliche Beziehung gibt (finde ich halt)

(07.11.2012, 13:39)Mike-Tanja schrieb: [*]Wie verhält man sich nach einem kriminellen Angriff als TG
(insbesondere Prä-OP oder[/color][/size][/font] Tivi) gegenüber der Polizei?
Mögliches viele Merkmale merken. Dabei achten, dass man sich eher auffällige Dinge merken soll. Ob der Gürtel schwarz oder braun war, ist eigentlich sogut wie egal.
Unbedingt so schnell wie möglich Anzeige erstatten, ich würde sofort anrufen und auch mitteilen, in welche Richtung die Täter geflüchtet sind. Mögliche Dinge, die zur Ergreifung des Täters helfen können, sofort erwähnen (bsp iPhone in der Handtasche etc)
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RE: Gewalt gegen TG/TG als Verbrechensopfer
Beitrag #5
(07.11.2012, 13:39)Mike-Tanja schrieb: Aber ich befürchte, jede/r von uns hat sich schon einmal speziell wegen des TG-Seins gefürchtet oder bedroht gefühlt. Confused

*Schulterzuck* Selten bis nie, muß ich da sagen. Ich bin auch schon alleine und ziemlich aufgebrezelt durchs Kieler Rotlichtviertel gelaufen und hatte eigentlich keine Angst. Natürlich habe ich hinterher mächtig Ärger von meiner Freundin bekommen, die fand die Aktion nämlich nicht so lustig.

Anderseits haben wir auch schon einer Frau geholfen, die von ihrem Freund/ Ex-Freund/ was auch immer belästigt wurde. Meine Freundin und ich waren auf der Suche nach einem Geldautomaten und als wir eine Bank gefunden hatten, sahen wir halt einen Mann und eine Frau davor rumstehen. Die hielten aber immer einen gewissen Abstand zu einander ein. Machte der Mann einen Schritt, machte die Frau zwei, damit er ihr nicht zu nahe kommen konnte. Das Spiel ging auch weiter nachdem die Frau mit uns in die Bank rein ist und mit uns wieder rausgegangen ist. Meine Freunde meinte dann: "Ich glaube der Typ verfolgt sie..." und in dem Moment ging es auch schon los, die Frau fing an zu schreiben: "Du Idiot, laß mich in Ruhe! Ich will mit dir nichts mehr zu tun haben! Hau endlich ab!"
Da wir die einzigsten Menschen weit und breit waren, haben wir sofort auf dem Absatz kehrt gemacht und sind zu ihr gegangen, um zu fragen, ob sie Hilfe braucht, ob sie belästigt wird und ob wir die Polizei rufen sollen. Meine Freundin hatte sowas von schnell ihr Handy in der Hand, so schnell konnte ich gar nicht gucken. Zum Glück hat der Kerl dann auch schon das Weite gesucht, als er merkte, daß sein "Opfer" nicht mehr alleine ist, aber ich hatte mich für eine Sekunde gefragt, wie schnell ich auf Absätzen wohl laufen kann, wenn der Kerl durchgedreht wäre. Jedenfalls sind wir noch so lange geblieben, bis wir sicher waren, daß der Mann wirklich weg war und bis die Frau uns versichert hat, daß sie alleine klar kommt.
Ich glaube, die war ein bißchen überrascht, daß es noch Menschen gibt, die sich darum kümmern, ob andere vielleicht in Gefahr sind und nicht nur wegschauen.
Aber ich meine was hätten wir denn machen sollen? Wären meine Freundin und ich um die nächste Ecke gegangen, wären die beiden alleine gewesen, kein Mensch weit und breit und der Mann hätte die Frau, ohne Zeugen in den nächsten Hauseingang zerren können und handgreiflich werden können (oder Schlimmeres). Da versuche ich doch lieber zu helfen, auch wenn ich später dann vielleicht Probleme bekomme. (Als Transsexuelle in eine Schlägerei zu geraten ist glaube ich definitiv ein Problem, glaube ich.)
Immerhin hoffe ich auch auch darauf, daß mir jemand hilft (egal, ob ich nun eineTS bin), wenn ich mal belästigt werde.
Zu viel Wahrheit wird nicht erkannt; Zu viel Tod am Wegesrand.
Erst auf den zweiten Blick; Erkennst du was dahinter steckt.
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RE: Gewalt gegen TG/TG als Verbrechensopfer
Beitrag #6
(08.11.2012, 02:20)Eva_Tg schrieb:
(07.11.2012, 13:39)Mike-Tanja schrieb: Aber ich befürchte, jede/r von uns hat sich schon einmal speziell wegen des TG-Seins gefürchtet oder bedroht gefühlt. Confused

*Schulterzuck* Selten bis nie, muß ich da sagen. Ich bin auch schon alleine und ziemlich aufgebrezelt durchs Kieler Rotlichtviertel gelaufen und hatte eigentlich keine Angst.
[hier gekürzt]
Da versuche ich doch lieber zu helfen, auch wenn ich später dann vielleicht Probleme bekomme. (Als Transsexuelle in eine Schlägerei zu geraten ist glaube ich definitiv ein Problem, glaube ich.)
Immerhin hoffe ich auch auch darauf, daß mir jemand hilft (egal, ob ich nun eineTS bin), wenn ich mal belästigt werde.

Ich gratuliere euch zu eurer Zivilcourage!

Leider kann man sich auf die halt nicht verlassen! Nicht umsonst lautet einer der einschlägigen Ratschläge, bei Gefahr, etwa (nach) einem Überfall, etwas wie "Hilfe, Feuer!" zu rufen, was nicht auf eine von Menschen ausgehende Bedrohung verweist, um auf sich aufmerksam zu machen. Undecided

Ist man als TG erkennbar, das heißt, ist das Passing nicht optimal, könnten Klischeebilder und Berührungsängste ("Igitt!", "sicher schwul!", "Rotlichtmilieu?") die Hemmschwelle noch hinaufsetzen.
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RE: Gewalt gegen TG/TG als Verbrechensopfer
Beitrag #7
Die beste "Vermeidungsstrategie" ist hier wohl immer noch, daß man zu gewissen Tageszeiten gewisse Orte möglichst nicht alleine aufsucht. Wie es auch allgemein für Frauen empfehlenswert ist - nicht nur für T-Frauen. Und auf hilfreiches Eingreifen anderer, die zufällig gerade anwesend sind, kann man sich leider auch nicht wirklich verlassen. Und zwar unabhängig, ob T-Frau, andere Frau oder Mann. Es gibt leider genug gegenteilige Beispiele. Nicht alle Menschen haben so viel Zivilcourage wie Eva und ihre Freundin.

liebe grüße
triona
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RE: Gewalt gegen TG/TG als Verbrechensopfer
Beitrag #8
Sorry - verwerfe meine Gedanken da sie nicht das Thema betreffen...........

(@ Mods - ihr dürft es auch gerne löschen hier - also meinen "post")
LICHTBLICK - Betrachte immer die helle Seite der Dinge! Oder reibe die Dunkle bis sie im Glanze erstrahlt!
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RE: Gewalt gegen TG/TG als Verbrechensopfer
Beitrag #9
(08.11.2012, 08:12)Mike-Tanja schrieb: Ist man als TG erkennbar, das heißt, ist das Passing nicht optimal, könnten Klischeebilder und Berührungsängste ("Igitt!", "sicher schwul!", "Rotlichtmilieu?") die Hemmschwelle noch hinaufsetzen.[/color][/size][/font]
Nun, aber meist hat man nur ein paar Sekunden Zeit sich zu entscheiden, wie man reagieren möchte. Wenn man in der Zeit auch noch darauf achtet, ob das "Opfer" dem man helfen möchte ein angenehmes Äußeres hat (oder sonst wie der eigenen Norm entspricht), dann läuft sowieso was schief. Wie gesagt, wenn man sich die Zeit nimmt so etwas zu prüfen und dann noch überlegt, ob der Mensch es wert ist, daß ihm geholfen wird, dann liegt wohl die Hemmschwelle jemanden zu helfen eh astronomisch hoch.

Aber generell scheint es mir, daß Transgender und auch Schwule in Österreich einen schweren Stand haben als in Deutschland.
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Erst auf den zweiten Blick; Erkennst du was dahinter steckt.
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RE: Gewalt gegen TG/TG als Verbrechensopfer
Beitrag #10
Am besten ist, man meidet solche Gegenden und das dazugehörige Umfeld, dann gibt es auch keine wie immer gearteten Probleme. Und Frau alleine um 2 Uhr nachts hat auf der Strasse eh nix verloren. Wer"s dennoch provoziert ist selber schuld!
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