Androgyn, Bi-Gender, oder etwas anderes?
RE: Androgyn, Bi-Gender, oder etwas anderes?
Beitrag #8
@Eva-TG: Ich würde gerne irgendwie systematisch darauf antworten, und habe bereits viel geschrieben und ebenso viel wieder gelöscht - weil ich mir doch nicht ganz sicher bin. Ich muss da erstmal noch viel sacken lassen, über mich selbst nachdenken und in mich schauen, bevor ich da eine gute Antwort zu geben in der Lage bin.

Was das als-schwul-gelten betrifft: Früher habe ich darauf allergisch reagiert, wurde regelrecht homophob - bloß nicht schwul wirken! Mittlerweile hat es sich ziemlich gewandelt. Wenn man mich so nennt stört es mich eigentlich nicht weiter - selbst wenn es beleidigend gemeint ist stehe ich eher drüber, weil ich daran halt nichts beleidigend finde. Statt dessen belustigt es mich eher, wenn man mich so einordnet - und hat irgendwie auch etwas reizvolles. Ich habe darüber schon öfter nachgedacht. Warum mag ich es, wenn man mich schwul nennt? Ich bin es doch nicht. Womöglich weil es mich irgendwie - wenn auch in die falsche Richtung - in meiner Andersartigkeit (an)erkennt?
Vielleicht würde es mich wirklich glücklicher machen, wenn ich eine präzisere Antwort für andere Menschen hätte: Zum Beispiel "Ich bin nicht schwul, ich bin androgyn." Wenn jemand das nicht versteht, oder meint mich dennoch in die Homo-Schublade stecken zu müssen - ja dann kann ich es auch nicht ändern und es ist mir auch eigentlich egal. Ich stehe ja jetzt schon drüber.

Dennoch habe ich Angst davor, vor anderen Menschen soetwas offen zuzugeben. Was werden sie denken? Irgendwie seltsam, ich kann damit leben als schwul zu gelten (oder zumindest den berühmten "Touch" zu haben), aber nicht als androgyn... vermutlich aus zwei Gründen: Zum einen trete ich (zumindest vor denen, die mir nahe stehen) regelmäßig den Gegenbeweis an (habe ja schließlich eine Freundin), zum anderen ist Homosexualität sicher gesellschaftlich bekannter und tolerierter als Androgynität. Ich glaube da muss ich einfach noch mehr lernen, zu mir selbst zu stehen. Wer mich nicht akzeptiert den brauche ich eh nicht in meinem Umfeld.

Der Vorteil, offen mit einer TG-Identität zu sein besteht halt darin, mich nicht mehr rechtfertigen zu müssen. Z.B. beim Fantasy-RPG: Ein bisschen schäme ich mich schon dafür, habe Angst vor dem was Mitspieler sagen/denken könnten. Das ist doch kein Zustand, es ist schließlich mein Hobby, es sind meine Freunde! Wenn ich nicht dort offen bin, wo dann? Da würde es schon reichen wenn ich vor mir selbst selbstbewusst bin, mich nicht schäme - wenn sich jemand was denkt, soll er doch. Und wenn jemand was sagt, kann er auch eine wahrheitsgemäße Antwort bekommen.

Ach, ich glaube ich stehe noch am Anfang eines langen Weges. Ich habe auch mal in einer anderen (sexuellen) Sache die Erfahrung gemacht, dass Akzeptanz und (selbst vor eingeweihten und aufgeschlossenen Menschen) dazu zu stehen nicht von jetzt auf gleich kommt, sondern jahrelang dauern kann - aber es entwickelt sich! Ich kann jetzt schon vor einigen Menschen ohne Probleme sagen, dass ich eine feminine Ader habe - aber zu sagen, dass ich Transgender bin oder androgyn (was die meisten vermutlich erstmal gar nicht genau einordnen können), ist noch mal was anderes.

@mike: Hmmm bei dir ist es ja offenbar ein sehr deutlicher Wechsel zwischen den beiden Geschlechterrollen. Läuft das nicht eher unter Bi-Gender als unter Androgynität? (zumindest gemäß Wiki, ich weiß das ist gerade bei solchen Themen oft nicht der Weisheit letzter Schluss) Ich weiß noch nicht genau, wozu ich mich zählen würde, aber ich glaube derartige Wechsel habe ich eher nicht. Ich glaube ich bin eher vom allgemeinen Verhalten immer "irgendwo dazwischen". Aber sicher bin ich mir da noch nicht.

Ich überlege schon ob ich nicht einfach mal Frauenkleidung ausprobieren sollte. Teilweise ist ja schon so dass ich gerne Frau wäre, vielleicht kann ich so dem etwas mehr "nachfühlen". Vielleicht gehen mir dann ja die Lichter auf, vielleicht merke ich auch dass es nichts ist - auf jeden Fall wäre ich dann (hoffentlich) schlauer als vorher. Was meint ihr dazu? Vielleicht würde meine Freundin mich da sogar unterstützen Wink.

Ich weiß ich schreibe viel, und nicht immer ganz zusammen hängend - trotzdem danke ich euch für eure Antworten. Ich muss mir noch über so vieles klar werden, und irgendwann werde ich das ganze hoffentlich etwas besser überblicken.
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RE: Androgyn, Bi-Gender, oder etwas anderes? - von Je ne suis pas cliché - 16.04.2013, 20:27
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