Sterbehilfe für Transgenderpersonen (Belgien: Freitod eines Transmanns)
RE: Belgien: Freitod eines Transmanns
Beitrag #36
(21.10.2013, 13:01)NiAypa schrieb: Ich will an dieser Stelle etwas das ich geschrieben habe gerne noch mal darauf eingehen, da ich mich jetzt dafür schäme:
Zitat:Ich denke, zu versuchen, in beiden Geschlechterrollen zu leben ist eine Flucht vor sich selbst, und man wird so niemals wirklich fest im Leben stehen.

Das war sehr intolerant von mir. Diese Art zu leben ist, denke ich, viel mehr eine Möglichkeit für Menschen aus "dem Transgender-Spektrum", ihre Transidentität auszuleben ohne in eine (zerstörerischen) Konflikt mit der Gesellschaft (Familie, Beruf, etc) zu geraten.
Was denkst du eigentlich darüber, das würde mich sehr interessieren?

Ich weiß jetzt nicht sicher, ob ich denn gemeint war, aber ich finde, die Frage hat sich eine Antwort verdient.

Ich persönlich erkläre Gender-Transidentität an Hand eines variablen, quantitativen Modells. Praktisch jeder Mann hat in gewissem Ausmaß weibliche Charakterzüge und Persönlichkeitskomponenten. Unter einer gewissen Schwelle beeinträchtigt das die männliche Identität nicht, darüber fühlt man sich zunehmend als Frau, bis hin zur Unmöglichkeit, wegen einer Gleichung, die "Identitätsgeschlecht = (mehrheitlich) Frau" ergibt, weiter als "Mann" zu leben. Dazu kommt oft noch eine sexuelle Komponente (Homosexualität, Bisexualität, Fetischismus), die nicht den Ausschlag gibt aber einen gewissen Einfluss hat. Alles zusammen ergibt ein Individuum, das mehr oder weniger mühsam um eine Einordnung unter einen von mehreren (Klischee-) Typen ringt: DWT, CD, Fetisch-TV, Normal-Tivi, Prä-, Non-, Post-OP-TS, Bi-Gender, Cross-Gender, fast jedes Jahr treibt eine ideenreiche Peer-Group oder ein/e Psychologin/Psychologe eine neue Sau durchs Transgender-Dorf! Rolleyes

Ich als Transvestit/Tivi (das passt einfach am Besten!) glaube nicht, dass ich es im sozialen Umfeld genuin leichter habe als Menschen, die sich veranlasst sehen, ihr Geburtsgeschlecht als soziale Rolle aufzugeben. Ich breche zwar nicht körperlich zur Gänze mit meiner "angeborenen" Männlichkeit, weil ich es innerlich nicht muss, aber ich irritiere und werde immer wieder nicht ernst genommen ("Ach, das ist ja nur ein Verkleidungsspiel!"). Aber ich halte auch nicht viel von Größen- und Bedeutungsvergleichen an Hand eines "Maßstabs des Leidens!" Jede/r muss ihr/sein individuelles Leben bewältigen.

Ich könnte mir vorstellen, dass man den sicher in irgendeinem Ausmaß gender-transidenten Nathan Verhelst vorschnell in eine Kiste gesteckt und durch die 08/15-FzM-TS-Mühle gedreht hat. Vielleicht hätte er bloß einen anderen Job, ein paar Stunden bei einer/einem anderen Psychotherapeutin/Psychotherapeuten oder eine/n verständnisvolle/n Partner/in gebraucht, und alles wäre - so oder so, mit oder ohne gaOP - ganz anders verlaufen? Irgendwie passt die staatlich tolerierte Euthanasie "wunderbar" da rein! "Von der Medizin verpfuscht? Na, dann lassen sie sich wenigstens brav das Jaukerl geben, und liegen's gefälligst der Allgemeinheit nicht lebenslang (Therapie, Psychopharmaka, Korrektur-OPs....) auf der Tasche, wenn sie schon nicht glücklich sind!" Medizin als sozial-technokratische Maschine, hopp oder tropp!

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