Androcur
RE: Androcur
Beitrag #41
(06.02.2015, 18:04)Mia schrieb: Ich nehm jetzt Estrogel, 2 Hub täglich, Aldactone 200 mg und eben Androcur 50 mg, verschrieben von meiner Endokrinologin.

Spiro auch noch, na bumm. Eine gewaltige Ladung Antiandrogene - ist das Spironolacton wirklich notwendig? Macht nämlich Nebenwirkungen in der Niere (Elektrolythaushalt; aufpassen auf den Kaliumspiegel!) und ist ein Blutdrucksenker (könnte damit auch zwei Fliegen mit nur einer Klappe schlagen Big Grin)

Seltsam, was manche Leute an Übererregbarkeit zwischen den Beinen haben; mit der Dosis würde wohl nichtmal ein Kampfstier mehr einen hochkriegen... aber wenn weniger nicht hilft, bleibt wohl keine andere Wahl.
Zitat

RE: Androcur
Beitrag #42
(06.02.2015, 22:18)TSI schrieb: Außerdem entwickelt sich ja aus Testosteron auch Östrogen, wenn Finasterid genommen wird (bin keine Biochemikerin) aber ganz ohne Testo noch weniger Östro, wenn nicht substituiert wird...

Ach ja, die Biochemie...

Cholesterin -> Progesteron -> Testosteron -> Östrogen

Das ist so ungefähr der Biosynthese-Pathway zum Estro (Abzweigungen zu ein paar anderen wichtigen Sachen wie Cortisol und Aldosteron habe ich weggelassen). Die Reaktionen in dieser Kette sind irreversibel, das heißt es geht nach jedem dieser Schritte nicht mehr zurück.

Der letzte Schritt (Testo -> Östro) erfordert ein Enzym namens Aromatase. Dieses ist u.a. im Eierstock (der unseresgleichen dummerweise fehlt) und im Fettgewebe (einer der Gründe dafür, warum beleibteren Männern ein Busen wächst) aktiv.

Auf die Aromatase verlassen bei der Östro-Produktion? Dumme Idee. Sehr dumme. Um einen einigermaßen brauchbaren Östro-Spiegel zu bekommen braucht die Aromatase einen wahnsinnig hohen Testo-Spiegel, mit allen Begleiterscheinungen. Soll das Testo dagegen runter, fehlt auch der Aromatase das Ausgangsmaterial.

Die Umwandlung Testo -> Östro erfolgt außerdem nicht 1:1. Serumspiegel von Testosteron (m) werden in 10 nmol/L gemessen; von Östradiol (w) in 100 pmol/L.

1 nmol = 1000 pmol.
10 nmol/L = 10.000 pmol/L.

Eine Frau hat also ca. um Faktor 100 weniger Östradiol im Blut als ein Mann Testosteron (umgekehrt sind auch die Rezeptoren für Ö empfindlicher). Wenn die Aromatase also Testosteron in Östradiol umwandeln soll, bleibt eine ganze Menge überschüssiges Testo übrig!

5-alpha-Reduktasehemmer haben mit obiger Reaktionskette nur indirekt zu tun. Es gibt da nämlich noch eine Reaktion:

Testosteron -> Dihydrotestosteron

Dafür ist die 5-alpha-Reduktase verantwortlich; dieser Schritt lässt sich mit Dutasterid/Finasterid/XXXsterid blockieren. Das DHT ist sozusagen eine aktivere Variante vom Testosteron, macht genauso Vermännlichung, aber eben noch etwas ausgeprägter. Und DHT ist hauptverantwortlich für den Androgen-bedingten Haarausfall, weshalb die Mittelchen alle gegen Haarausfall zum Einsatz kommen.

Eine vorsichtige Senkung des Testo-Spiegels mittels Androcur halte ich für möglich, dabei sollte die Dosis aber wirklich sehr klein sein - 5mg/Tag? Oder noch weniger? Wenn gar nichts vom Testo übrig bleiben soll (was auf Dauer für die Knochen nicht besonders gut ist; Osteoporose-Gefahr) sollte das Testo durch Östrogen ersetzt werden; das hat allerdings Auswirkungen (Feminisierung).
Zitat

RE: Androcur
Beitrag #43
(07.02.2015, 05:00)Martha-Sophie schrieb:
(06.02.2015, 18:04)Mia schrieb: Ich nehm jetzt Estrogel, 2 Hub täglich, Aldactone 200 mg und eben Androcur 50 mg, verschrieben von meiner Endokrinologin.

Spiro auch noch, na bumm. Eine gewaltige Ladung Antiandrogene - ist das Spironolacton wirklich notwendig? Macht nämlich Nebenwirkungen in der Niere (Elektrolythaushalt; aufpassen auf den Kaliumspiegel!) und ist ein Blutdrucksenker (könnte damit auch zwei Fliegen mit nur einer Klappe schlagen Big Grin)

Seltsam, was manche Leute an Übererregbarkeit zwischen den Beinen haben; mit der Dosis würde wohl nichtmal ein Kampfstier mehr einen hochkriegen... aber wenn weniger nicht hilft, bleibt wohl keine andere Wahl.

Ihaumio Smile

Kaliumspiegel wird natürlich laufend überwacht, ist aber alles im grünen Bereich.
Das Spiro war der Grund das sich die Stimme bei mir so krass verändert hat, seit ich das nehme ist sie total weiblich geworden, das tiefe brummelige ist völlig verschwunden.
Außerdem hat das ja die Nebenwirkung das das Brustwachstum angeregt wird und ich finde es macht seine Sache ganz gut.
T.S.S Big Grin
WWW
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RE: Androcur
Beitrag #44
(07.02.2015, 10:15)Mia schrieb: Das Spiro war der Grund das sich die Stimme bei mir so krass verändert hat, seit ich das nehme ist sie total weiblich geworden, das tiefe brummelige ist völlig verschwunden.
Außerdem hat das ja die Nebenwirkung das das Brustwachstum angeregt wird und ich finde es macht seine Sache ganz gut.

Stimme: Habe auch davon gehört, dass es eine (irreversible!) Stimmerhöhung bei Transfrauen geben kann durch das Spiro, scheint aber ein ziemlich selten auftretendes Phänomen zu sein. Vielleicht mehr durch bessere Kompensation bedingt als durch das Medikament? Studien mit objektiven Daten kenne ich selbst nicht dazu.

NW Brustwachstum ist einfach auf die antiandrogene Wirkung zurückzuführen; die NW hat auch das Androcur. Und wenn dann noch weibliche Hormone dazu geschluckt werden, ist es so gut wie garantiert, dass sich am Oberkörper was tut Smile

Wie viel sich tut, ist leider ziemlich variabel (und altersabhängig). Bei mir reicht's, um im Alltag auch ohne Pushup als Frau wahrgenommen zu werden; andere wiederum bleiben ohne Silikon flach wie ein Brett...
Zitat

RE: Androcur
Beitrag #45
(07.02.2015, 15:00)Martha-Sophie schrieb: [

NW Brustwachstum ist einfach auf die antiandrogene Wirkung zurückzuführen; die NW hat auch das Androcur. Und wenn dann noch weibliche Hormone dazu geschluckt werden, ist es so gut wie garantiert, dass sich am Oberkörper was tut Smile

Nein, neben der antiandrogenen Wirkung hat es zusätzlich die Nebenwirkung Brustwachstum.
War damals bei meiner Endokrinologin und hab mich wegen fehlenden Brustwachstum und der Stimme beschwert, darauf hat sie mir Spiro verschrieben und es hat geholfen.
T.S.S Big Grin
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RE: Androcur
Beitrag #46
Bzgl Spiro:

Hat in der Tat auch Effekte auf den Estro-Haushalt selber, und zwar

a.) bindet es an SHBG und verdrängt das Estro von dort -> erhöhtes freies, also wirksames Estro bei nominell gleicher Dosis

b.) hemmt es die Umwandlung von Estradiol zu Estron (letzteres ca. Faktor 10 schwächer)
http://www.sciencedirect.com/science/art...6002001541

c.) scheint es auch die periphere Estro-Erzeugung positiv zu beeinflussen
http://annals.org/article.aspx?articleid=691479

Da Transfrauen üblicherweise so gut wie kein Testo im Blut haben, scheidet c.) mal aus. Die anderen beiden könnten in Kombination durchaus eine Erhöhung des effektiven Estro-Spiegels herbeiführen, womit die Rezeptoren mehr davon zu sehen bekommen (-> Wirkung/Nebenwirkungen).

Zusätzlich ist das Spiro auch ein Gestagen, aber nicht so stark wie Cyproteron. Gestagene haben auch einen Einfluss auf das Brustgewebe.
Zitat

RE: Androcur
Beitrag #47
Mich wundert allerdings das so wenige Spiro nehmen. Alleine die Stimmänderung ist ein Grund für mich. Stimmtraining oder gar eine OP käme für mich nicht in Frage.
T.S.S Big Grin
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RE: Androcur
Beitrag #48
Heiserkeit ist ein Grund für Dich?

naja.. ;-)


Spiro machte mich im Aug. und Sept. 2012 zum Zombi ... ich war einfach nur fertig

auch miene Oma machte es fertig... ihre Niere wäre 2014 fast zugrunde gegangen...
"Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben." - George Bernard Shaw
Zitat

RE: Androcur
Beitrag #49
(09.02.2015, 19:08)Mia schrieb: Alleine die Stimmänderung ist ein Grund für mich.

Gibt nur leider überhaupt keine wissenschaftliche Bestätigung dafür, dass die Stimme wirklch raufgeht (bei Cisfrauen scheint sie eher runterzugehen). Pubmed kennt zu "spironolactone voice" kaum studien, und keine davon befasst sich mit der möglichen Stimmerhöhung...

Außerhalb von Trans*seiten finde ich eigentlich kaum wo einen Hinweis darauf, dass die Stimme wirklch durch Spiro raufgehen kann bei biologischen Männern...
Zitat

RE: Androcur
Beitrag #50
(09.02.2015, 20:44)mike. schrieb: Spiro machte mich im Aug. und Sept. 2012 zum Zombi ... ich war einfach nur fertig

auch miene Oma machte es fertig... ihre Niere wäre 2014 fast zugrunde gegangen...

Für alle, die Spiro benutzen kann ich folgende Empfehlung geben: viel salzen und viel trinken (bevorzugt alk-frei natürlich Wink). Das Spiro sorgt nämlich dafür, dass die Nieren vermehrt Kochsalz und vermehrt Flüssigkeit ausscheiden; Kalium wird dagegen zurückgehalten. Also gleichzeitig kaliumarme Diät.

Das Zombie-Syndrom könnte vielleicht von Dehydratation (Wassermangel) kommen.
Zitat



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