Der Weg bis zur HRT nach den neuen Behandlungsempfehlungen 2014
Der Weg bis zur HRT nach den neuen Behandlungsempfehlungen 2014
Beitrag #1
[Im Titel "2014" hinzugefügt; Bonita]

Da hier sehr viel Unsicherheit bezüglich der notwendigen Schritte bis zur Zulassung zur Hormonersatztherapie (HRT) gemäß den neuen Behandlungsempfehlungen für Transsexualität des BMGs besteht, habe ich versucht, diese zusammen zu fassen.
Diese Unsicherheit besteht nicht nur bei uns, sondern ist auf das BMG zurückzuführen, die die Behandlungsempfehlungen seit dem Sommer 2014 vier bis fünf mal auf Druck von verschiedenen Seiten novelliert hat.

Vorab ist zu sagen, dass sich im Vergleich zu früher (vor dem Sommer 2014) am Prinzip der Art der Behandlung und des Weges nicht viel geändert hat.
Im Detail ist der Weg jedoch viel mühsamer und bürokratischer geworden. Natürlich auch teurer, da mehr Gutachten und ein neu geschaffener Fallführender bis zur Zulassung zur Hormontherapie notwendig sind.
Die Behandlungsempfehlungen in der neuesten Fassung kannst Du dir bei verschiedenen Seiten herunterladen (BMG, TransX, Courage....).

Der erste Schritt ist, eine Psychotherapeutin zu finden und einen Anfangsstatus mit 3 Diagnosen, eine klinisch psychologische, eine psychiatrische und eine psychotherapeutische, zu erheben. Darin muss übereinstimmend stehen, dass Du an der psychischen Störung (Krankheit) Geschlechtsdysphorie (DSM 5) oder Transsexualität (F64.0), mit großer Wahrscheinlichkeit für immer, leidest.
Dann ernennst Du entweder die Psychotherapeutin oder die Psychologin zur Fallführenden, die alles zusammenfasst.

Im Anschluss daran beginnt Deine eigentliche Therapie bei der Psychologin oder der Psychotherapeutin. Eine fixe Mindeststundenanzahl ist nicht mehr festgeschrieben sondern es ist Ermessenssache der Therapeutin, bzw. der Fallführenden.

Zulassung zu Hormontherapie:
Nach einer gewissen Therapiezeit musst Du entweder eine gynäkologische oder eine urologische Untersuchung machen lassen. Darüber hinaus ist eine Stellungnahme eines Psychologen oder eines Psychotherapeuten und die Stellungnahme eines Psychiaters erstellen zu lassen. Die Fallführende muss dass dann noch zusammenfassen.
Im Anschluss daran kannst Du Dich bei einem Endokrinologen melden und auf einen Behandlungsplatz für die HRT warten.

Die Hormontherapie ist psychotherapeutisch "bei Bedarf" zu begleiten.

Zusammengefasst benötigst Du bis zum Beginn der HRT auf Basis der neuen Behandlungsempfehlungen mindestens 6 Diagnosen bzw. Stellungnahmen diverser ÄrztInnen und TherapeutInnen sowie 2 Stellungnahmen der Fallführenden. Zusätzlich dazu natürlich eine gewisse, nicht mehr als Mindeststundenanzahl definierte, Anzahl an Therapiestunden.


Zu Geschlechtsdysphorie (DSM 5) zur Info die Definition von Dysphorie:
Als Dysphorie wird eine Störung des emotionalen Erlebens bezeichnet, wobei es sich in der Regel um eine „banale Alltagsverstimmung“ ohne Krankheitswert handelt, etc. (siehe Wiki). Nach dieser Definition frage ich mich, was soll dieser ganze Tamtam des BMG und der Krankenkassen.
Zitat

RE: Der Weg bis zur HRT nach den neuen Behandlungsempfehlungen 2014
Beitrag #2
Hallo

Nachdem ich mir das durchgelesen hab, diesen unsinnigen Tamtam, nicht so gemeint das du Blödsinn schreibst sondern was die Kassen bzw. Psychos da verzapfen, glaub ich fällt mir die Entscheidung doch so zu bleiben wie es ist, etwas leichter. Wozu ein Fallführender mit hundert Diagnosen der mir bescheinigt das ich einen Dachschaden hab. Eine transidente Lesbe im Männerkörper, und das bei uns in Tirol sowas glaubt mir doch kein Mensch. Bei der WBK wurde ich durch die Psychomühle durchgejagt und mir Gesundheit bestätigt, auch Verlässlichkeit beim Umgang mit Großfeuerwerken und Radioaktivität ist Vorschrift, das muss man sich bescheinigen und nachweisen lassen. Und da will man mir weis machen das man eine Waffenbesitzkarte dann einfach umschreiben kann. Danke Dir für die Info, das erleichtert das ganze ungemein, mit dem Problem muss ich wohl irgendwie andersweitig fertig werden ohne mir die Existenz gleich zu ruinieren.

Grüße Anja
Zitat

RE: Der Weg bis zur HRT nach den neuen Behandlungsempfehlungen 2014
Beitrag #3
Ich hab noch nie was für ein Gutachten bezahlt. Das einzige was etwas gekostet hat war ein neuer Führerschein mit 50€, ein neuer Reisepass mit 70€ und die Namensänderung mit 30€.

Mir kommt vor viele verwechseln Österreich mit Deutschland, da ist wirklich vieles anders, wesentlich teurer und komplizierter.
T.S.S Big Grin
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RE: Der Weg bis zur HRT nach den neuen Behandlungsempfehlungen 2014
Beitrag #4
Da hast Du natürlich recht, das sind die österreichischen und nicht die deutschen Empfehlungen, über die ich geschrieben habe. Vielleicht ist es dort wirklich einfacher.

Und über Geld habe ich, so wie auch in der österreichischen Behandlungsemfehlung, nicht geschrieben. Das musst Du Dir mit Deiner Krankenkasse, welche Du immer haben magst, ausmachen.

Im Übrigen spricht Du hier von den Kosten der Namens- und Personenstandsänderung und nicht von den Kosten des Therapieweges bis zur HRT.
Zitat

RE: Der Weg bis zur HRT nach den neuen Behandlungsempfehlungen 2014
Beitrag #5
Naja die einzigen Kosten bis zur HRT waren die Stunden bei der Psychotherapie.

Ich kenne viele TS aus Deutschland die zu uns gekommen sind um hier HRT usw. zu machen weils hier viel stressloser, billiger und unkomplizierter ist.
T.S.S Big Grin
WWW
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RE: Der Weg bis zur HRT nach den neuen Behandlungsempfehlungen 2014
Beitrag #6
Ich würde Euch gerne meine Sichtweise und bisherige Erfahrung mit dieser Thematik schildern, wo (meiner Meinung nach!) die Probleme liegen bzw. welche Gedanken einem da durch den Kopf schwirren. Leider neige ich dazu, mir über Dinge den Kopf zu zerbrechen, als es einfach zu tun. Manchmal ist das ein Vorteil (wohlüberlegt), manchmal ein Nachteil (Spontanität).

Die Evolution des Affen vom Menschen ist ja bewiesen und die Intelligenz des Menschen wird ja daran gemessen, wie Mensch auf Situationen reagiert, die absolutes Neuland sind. Meiner Meinung nach gibt es aber nichts von Menschenhand Geschaffenes, das perfekt und ohne Tadel ist. Perfektionismus gibt es nur in der Natur, da diese auf jede Änderung reagiert und sich fortan dagegen evolutionstechnisch anpasst. Eine Softwareanwendung kann zB nur so gut sein, wie der Programmierer, ein Auto nur so gut, wie der Konstrukteur und ein Gesetz/ Verordnung nur so gut, wie der, der es verfasst...

Der Mensch hat das irgendwann erkannt und nutzt dies für seine Zwecke. Die Statik von Wolkenkratzern ist zB keine Erfindung des Menschen, sondern aus der Natur abgeschaut (Getreide-Ehre: oben schwer, Halm flexibel). So hat der Mensch gelernt, "Unbekanntes" mit "Bekannten" zu vergleichen und anzupassen. D.h., der Mensch modelt etwas Neues, unlogisches solange um, presst es in Formen, versucht es zu katalogisieren, zu beschreiben...und archiviert es dann, wobei damit sein Wissensdurst gestillt und die Aufgabe erfüllt ist - Problem gelöst.

So kommt es auch bei unserer Krankheit/ Störung/ Missbildung der Transidentität vor. Warum? Weil der (Durchschnitts-) Mensch der Meinung ist, wir sind "außerhalb der Norm", des "Normalzustand". Und dann versucht er, dieses Unbekannte solange in eine Form zu pressen, bis er meint, es zu verstehen. Und da liegt meiner Meinung nach genau das Problem. Manche Dinge kann man nicht bis ins kleinste Detail ergründen, somit auch nicht wirklich verstehen.

Jeder kennt den Schmerz beim Zahnarzt, wenn er irgendwo rumbohrt, aber jemanden beschreiben, wie sich das anfühlt oder sich noch Monate später daran zu erinnern, wie das war...das können wir nicht. Nachfühlen ja, dunkel daran erinnern ja, aber wirklich dieses Gefühl realistisch darzustellen: nein.

Und da sehe ich auch genau das Problem: Wie soll man unser Gefühl, unser Unwohlsein in der biologischen Geschlechtsrolle, beschreiben, darstellen oder einordnen? Auch wenn dafür eine Bezeichnung gefunden wurde (F64.x), denke ich, dass es da unzählige Schattierungen gibt und nicht nur 100% Transidentität oder eben 0%=keine.
Und die ganzen diagnostischen Test laufen doch darauf hinaus, dass man solange therapiert wird, bis man auf 100% auf- oder auf 0% abrunden kann und dann eben die Hormondfreigabe bekommt...oder eben nicht.

Und diese Angst, "abgerundet" zu werden, macht mir persönlich Angst. Man informiert sich im Web, versucht hinter die Bewertungskriterien zu schauen und stellt sich vorab die Frage, ob man das überhaupt schaffen wird. Diverse Online-Tests, die mehr der Motivation, als der Realität dienen, machen uns Mut, manche Forenbeiträge ziehen einen wieder runter. Und in dem ganzen Schlamassel aus emotionaler Berg- und Talfahrt kommen noch Unsicherheiten auf, den "richtigen" Weg zu finden...

Das es Richtlinien/ Empfehlungen gibt, finde ich sehr gut, denn es wird damit ein Entwicklungsprozess gestartet, der sich immer wieder verbessert...und somit lebt! Klar gibt es für diese Updates geeignete (einfühlsame?) Personen, aber leider auch Bürokraten, die den finanziellen Teil in den Prozess integrieren, und das aber auf Kosten der Anwendbarkeit. Dummerweise wird auch alles, was nicht eindeutig zuordnend ist, schwammig formuliert, um genug Spielraum einzuräumen. Und damit ergeben sich meist wieder neue Probleme, obwohl es eigentlich Lösungen anbieten sollte. Aber ich denke, es wird sich diesbezüglich noch sehr viel zum Guten wenden, zumal jeder Einzelne etwas dazu beitragen kann, es Foren wie dieses hier gibt und diverse Institutionen sich stark für unsere Bedürfnisse machen. Und das finde ich schon sehr positiv und baut mich etwas auf, auch wenn ich wahrscheinlich nicht kurzfristig davon profitieren kann.

Die Behandlungsrichtlinien werden zwar als objektives Beurteilungsmuster herangezogen, mir kommt es aber schon manchmal sehr subjektiv vor und daß die schwammige Beschreibung ausgenutz werden kann. Es gibt zB keine Mindeststundenzahl mehr beim Psychotherapeuten, trotzdem kommt der Verdacht auf, dass versucht wird, möglichst viel Stunden zu empfehlen, um damit auch kräftig zu verdienen. Und wenn ich nicht gerade einen "freien" Behandlungsplatz bekomme, spielt die Anzahl der Stunden sehr wohl eine Rolle. Klar kann man keine Fixstunden-Anzahl definieren, der eine braucht mehr, der andere eben weniger. Aber wie erkenne ich, dass es nicht vordergründig um meine Belange geht, sondern um die des Spezialisten?

Mir ist auch klar, dass es nur da Schiffe nur gibt, wo Wasser ist, aber die Anzahl von Berufsgruppen, die sich mit unserer Thematik auskennen und beschäftigen, ist zB in Wien sehr gut, weiter im Westen (T, Vbg) eher rar. Und dann noch das Glück zu haben, von dieser Minorität verstanden und gefördert zu werden, ist sehr, sehr gering. Damit habe ich schon, bevor ich den ganzen Prozess überhaupt durchlaufen will, die erste Hürde: Wer ist meine erste Ansprechperson, die mir weiterhelfen kann, mich unter seine/ ihre Fittiche nimmt und mich zumindestens einen Schritt weiterbringt?

Habe ich Glück(!), komme ich meinem Ziel näher, gibt es aber da schon Schwierigkeiten, geht die Motivation gegen null und man verfällt (auch ohne Endrocur Tongue) in leichte Depressionen.

Ich habe nach langem Recherchieren herausgefunden, dass es in Tirol eine Selbsthilfegruppe (Hosi Tirol) gibt, die sich einmal im Monat trifft, um Erfahrungen auszutauschen. Ob mich das weiterbringt, kann ich (noch) nicht sagen, aber ich bin dadurch meinem Ziel näher gekommen...wenn auch nur einen kleinen Schritt. Ich mache mir übrigens keine Gedanken, wie lange ich dafür brauche, mir ist wichtiger, dass ich Schritte (so klein sie auch sein mögen) nach vorne komme, OHNE wieder zurückgehen zu müssen Rolleyes
Zitat

RE: Der Weg bis zur HRT nach den neuen Behandlungsempfehlungen 2014
Beitrag #7
(04.03.2015, 01:31)Sissy_Mia schrieb: ... Ich habe nach langem Recherchieren herausgefunden, dass es in Tirol eine Selbsthilfegruppe (Hosi Tirol) gibt, die sich einmal im Monat trifft, um Erfahrungen auszutauschen. Ob mich das weiterbringt, kann ich (noch) nicht sagen, aber ich bin dadurch meinem Ziel näher gekommen...wenn auch nur einen kleinen Schritt. Ich mache mir übrigens keine Gedanken, wie lange ich dafür brauche, mir ist wichtiger, dass ich Schritte (so klein sie auch sein mögen) nach vorne komme, OHNE wieder zurückgehen zu müssen Rolleyes

Du könntest auch mal hier reinschauen:

http://www.courage-beratung.at/ bzw http://www.courage-beratung.at/kontakt (Adresse ganz unten)
[Bild: avatar_202.jpg] „NATSUME! NATSUMEe! NATSUMEee!“ — Nyanko-Sensei en.wikipedia.org/wiki/Natsume%27s_Book_of_Friends
WWW
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RE: Der Weg bis zur HRT nach den neuen Behandlungsempfehlungen 2014
Beitrag #8
Dankeschön für den Tipp...werde ich gleich mal durchforsten ;-)
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RE: Der Weg bis zur HRT nach den neuen Behandlungsempfehlungen 2014
Beitrag #9
(03.03.2015, 12:47)Sopherl schrieb: [Im Titel "2014" hinzugefügt; Bonita]

Da hier sehr viel Unsicherheit bezüglich der notwendigen Schritte bis zur Zulassung zur Hormonersatztherapie (HRT) gemäß den neuen Behandlungsempfehlungen für Transsexualität des BMGs besteht, habe ich versucht, diese zusammen zu fassen.
Diese Unsicherheit besteht nicht nur bei uns, sondern ist auf das BMG zurückzuführen, die die Behandlungsempfehlungen seit dem Sommer 2014 vier bis fünf mal auf Druck von verschiedenen Seiten novelliert hat.
wenn ich da so lese wie eine durchgeknallte sozialbuerokratie uns bevormundet und nervt.da moechte ich gleich vor wut an der zimmerdecke tangotanzen!Angry

soll doch der chirurg der die gaop macht entscheiden.der traegt ja auch das risiko.
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RE: Der Weg bis zur HRT nach den neuen Behandlungsempfehlungen 2014
Beitrag #10
Bei all diesen Hürden und Stolpersteinen empfehle ich jedeR Trans*Persone Onlineapotheken und gute FreundInnen in D oder GB, die ihre Diagnose vorlegen und die es für einen bestellen! Das kanns doch echt nicht sein, dass man in diesem ****land 17 Stellungnahmen braucht um sich selbst (!!) zu gestalten! Echt ein trauriges, unbedeutendes Land mit einer hinterwäldlerischen Gesetzgebung...
Meine Eigentherapie (seit Jänner 2014):
2mg Finasterid (täglich)
45-90 mg Isoflavon/Dr.Böhm(jeden 2. Tag)
500mg Pueria Mirifica (3-4x wöchentlich)
WWW
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