Verweiblichen des Körpers ohne Hormone

[iris_evenstar]

Da gebe ich dir natürlich recht, ich kenne auch körperlich sehr feminine Biofrauen mit sehr "männlichem" Verhalten und körperlich sehr maskuline Biomänner mit sehr "femininem" Verhalten. Ich setze hier bewusst die Anführungszeichen, denn wir sprechen hier von zwei völlig unterschiedlichen Ebenen, ich denke, da sind wir uns ohnehin einig.

z.B. Aggressives Verhalten: Es ist eine gut erforschte Tatsache, dass das Hormon Testosteron tendenziell eine erhöhte Aggressivität bedingt (und ich meine das völlig wertfrei, denn Aggression ist prinzipiell eine wichtige menschliche Verhaltensdimension). So wird es auch einem Transmann gehen, der Testosteron einnimmt, da er ja seine allgemeine körperliche Situation, die ihm nicht stimmig erscheint, ändern will. Er ändert also diese rein körperliche Ebene, von der ich gesprochen habe. Es würde ihm höchstwahrscheinlich nicht reichen, sich z.B. nur einfach "männlich aggressiver" zu verhalten, und den unverändert weiblichen Körper zu behalten.

Andererseits gibt es aber eben noch die Ebene der gesellschaftlichen Attribution: Ausgehend von dem testosteronbedingten Unterschied schreibt die Gesellschaft nun jegliche Aggressivität den "männlichen" Verhaltensweisen zu. Das hat zwar die erwähnte biologische Basis, verleugnet aber, dass Frauen natürlich ein ebenso aggressives Verhalten an den Tag legen können. Dieses wird dann trotzdem als "männlich" bezeichnet, obwohl es ja natürlich bei beiden Geschlechtern vorhanden und auch wichtig ist.

Ich sehe also eine aggressive Frau (ganz egal ob Trans oder Cis) nicht unbedingt als weniger feminin an. Sie legt einfach vermehrt ein Verhalten an den Tag, das gesellschaftlich primär den Männern zugeschrieben wird.