Nicht Mann genug?

[Jaiden]

Hi Leute... 
Vielleicht kennt ihr das auch, diese Tage, die leider viel zu häufig sind, an denen man sich zu weiblich/männlich fühlt?  
Ich fühle mich an solchen Tagen leider immer schlecht und bin deprimiert... Obwohl ich weiß, dass ich als Mann sehr wohl durchgehe...
Was macht ihr an solchen Tagen?  Iwelche Tipps? 
LG Jaiden

[Kosmonautin]

Hi.
Ich schreib mal was, weil sonst keine/r was schreibt. Ich glaub das kennen wir alle. Eigentlich machst du es ja richtig wenn du sagst daß du sehr wohl als Mann durchgehst. Das ist genau der richtige Weg. Ich hab auch kein Rezept dafür. Ich gehe noch auf keinen Fall als Frau durch. Aber dir klar zu machen wo deine Stärken sind, und weniger auf das Negative zu konzentrieren ist schon mal ein guter Anfang. Du bist nicht alleine mit solchen Gefühlen. Vielleicht hilfts ja ein wenig.

Wünsch dir alles gute, Lieber Jaiden.

[Eva_Tg]

Reden wir von fühlen im Sinne von Empfinden oder reden wir von fühlen im Sinne von denken?

Hm, mal schauen... Fühle ich mich zu männlich? Nein, mein Empfinden war schon immer weiblich. Ehrlich gesagt, ich weiß nicht mal wie ein Mann sich fühlt.

Oder geht es ums Passing? Denke ich mein Passing ist zu schlecht ist um richtig gegendert zu werden? Das ist die Antwort wieder nein, mein Passing ist sehr gut.
Trotzdem kenne ich meine Schwächen, weil ich genau weiß auch bei mir ist nicht alles perfekt. Ich weiß auch, wenn ich nicht auf gewisse Dinge achte und diese kaschiere wird mein Passing schlechter. Dann steigt natürlich auch die Wahrscheinlichkeit, dass mein Geburtsgeschlecht erkannt oder erahnt wird. Wenn man dann falsch gegendert wird, ist das natürlich unangenehm. Um es mal höflich auszudrücken.

Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, was man dagegen machen kann, wenn man sich schlecht fühlt.
Nehmen wir mal ein ganz einfaches Beispiel, ich hatte heute keine Zeit zum Haarewaschen. Also Haare zusammenstecken und ab zur Arbeit. Ich schließlich nicht sagen: Ok, ich brauche jetzt noch eine Stunde mehr, um meine Haare zu waschen und weiblicher zu frisieren und damit mein Passing zu verbessern. Weil sonst fühle ich mich schlecht.
Ich mußte mich damit abfinden, dass es einfach schlechte Umstände waren und ich einen schlechten Tag hatte.

[SingingComet]

man muss auch nicht immer was dagegen machen, wenn es einem mal nicht so gut geht. Oft vergeht es ja auch wieder ohne dass man weiß warum. Leben heißt ja hin und wieder mal auch leiden zu müssen. Wenn wir das nicht könnten, würden wir ja gar nicht merken, wenn es uns gut geht.

ok, das war der fatalistische Ansatz.

Aber was meinst du Jaiden, wenn du sagst, du fühlst dich nicht gut, wenn du dich zu wenig männlich fühlst? Möchtest du dich dann männlicher fühlen? Oder ist es für dich deswegen unangenehm, weil es so dazwischen ist? weil es vielleicht nicht eindeutig ist? Vielleicht ist es ja dann dieser Zwiespalt der dich unglücklich macht.

wenn es mir nicht gut geht, mach ich meistens Sport, oder gehe endlos spazieren.

[Jaiden]

Hi
Danke für eure Antworten ihr Lieben!
@Kosmonautin: Danke Sehr lieb von dir, ich bin mir sicher, dass du öfters als Frau gesehen wirst, als du vielleicht vermutest!
@Eva_Tg mmh... es geht mehr um das Empfinden-sich nicht dem Gender entsprechend zu fühlen, also dieser Gedanke,der dir sagt, dass deine Stimme heute in der falschen Tonlage ist, man iwelche Details sieht, die man nicht sehen sollte... Etc. Und dann darum, dass mich das verunsichert und somit auch mein Passing automatisch verschlechtert...
@SingingComet... Mmh. In gewisser Weise stimme ich dir zu. Aber haben wir nicht schon genug leid, dadurch dass wir im falschen Körper geboren wurden? Muss das dann auch immer noch sein?
Dass ich mich dadurch unsicher fühle... Ich wechsle dann bspw. 5x die Kleidung bevor ich aus dem Haus gehe, weil ich der Meinung bin, zu weiblich auszusehen, dass man meine weibl.Kurven sehen könnte...
Ja möchte ich. Dann wünsche ich mir einfach, als Cis-Mann geboren worden zu sein bzw.der Wunsch danach ist größer und deprimiert mich, vor allem,wenn dann der Gedanke kommt, ich solle meinen weibl.Körper doch einfach akzeptieren....
Ich hoffe, das war einigermaßen verständlich...
LG Jaiden

[Eva_Tg]

Hm, gut, es geht im Grunde mehr ums Passing und ums Aussehen und um die typische Geschlechtsdysphorie.

Im Grunde ist es ganz einfach, es gibt immmer Details, die man nicht sehen sollte. Das zu verhindern, liegt außerhalb unser Möglichkeiten. Es bringt nichts sich darüber Gedanken zu machen.
Ich weiß z.B. das meine Stimme alltagstauglich ist, aber genauso weiß ich auch, dass sie sprunghaft ist und von der Tagesform abhängig ist und wenn ich viel rede wird es anstrengend und ich klinge richtig schlecht. Und dann erkennt man eben an der Stimme, dass ich eine Transfrau bin. Was soll dann groß passieren? Ich nehme mal an, du grübelst viel über die Konsequenzen nach und das führt zu diesem schlecht fühlen.

Der Unterschied ist eben, ob man schon vorher über solche Situationen nach und läßt sich runter ziehen oder ob man sich erst dann schlecht fühlt, wenn sie wirklich mal eintreten.
Ich fühle mich auch schlecht, wenn mich jemand auf mein Geburtsgeschlecht anspricht und grübel darüber nach oder eben wenn mich jemand falsch gendert (passiert zum Glück nur sehr selten), aber das sind konkrete Situationen und keine Was-wäre-wenn-Gedanken.
Sowas nimmt ganz viel von der eigenen Lebensqualität und das will eigentlich keiner.

Und die Geschlechtsdysphorie bzw. die Probleme mit dem Körpergefühl haben wohl Neurologische Ursachen. Zu mindstens legen das einige Studien nahe. Offenbar sind so gut wie alle Menschen mit Transidenität auf eine HRT angewiesen, um das Körpergefühl zu verbessern, weil in unserem Gehirn neurologisch andere Dinge ablaufen als bei Cis-Menschen. Und das erzeugt halt diese emotionalen Probleme mit dem eigenen Körper. Und mit der HRT pendelt sich die Hirn-Chemie dann wieder ein.
Für mich ist diese Ansatz zu mindestens nachvollziehbar, nach drei Jahren Transition bin ich mehr oder weniger im Alltag im neuen Geschlecht angekommen, aber nehme noch keine Hormone. Und das ist ziemlich stressig, weil ich mich körperlich komplett unvollständig fühle.

[Meandra]

also ich weiß, dass ich als Frau durchaus in der Öffentlichkeit durchgehe, obwohl ich weiß, dass ich markante Zeichen habe, die mich als Mann identifizieren. Weil ich selbst noch keine Hormone nehme, lässt sich das auch schwer ändern.
Vor allem ist meine Stimme zu männlich, gerade gegen Abend stoßen meine Barthaare durch das Make Up. Auch die Gesichtszüge sind nicht so weich. Ich bin sehr zierlich gebaut, daher, wenn man mich nicht genau betrachtet, falle ich nicht auf. Aber man ist, was man ist, und das beginnt im Kopf. Und wenn du dich zu weiblich fühlst, dann ist das in deinem Köpfchen. Also ich selbst fühle mich überhaupt nicht männlich. Ich bin die Weiblichkeit in Person *g*. Und so trete ich auch nach draußen. Es ist die innere Einstellung dazu, was man ist.

[Chiara D.]

Eva,Meandra!Wenn ihr so gut klar kommt,schön für euch!Es gibt aber durchaus Leute mit Problemen und ich kann Jaiden nur zu gut verstehen!Ich bin derzeit auch in einer bereits Mehrmonatigen Downphase wo ich sogar schon ein paarmal überlegt habe aufzugebebn(da ich immer Maskuliner anstatt Femininer werde!Ich habe sogar Angst vor dem Kerl,der mir da aus dem Spiegel entgegenblickt!)!
Jaiden ich kann dir nur Versichern das du mit solchen Gedanken nicht alleine bist,aber das einzige was man dagegen tun kann ist hoffen das es nicht zu schlimm kommt.Und ich hoffe für dich,das du in solchen Situationen ein Umfeld hast das dir zur Seite steht!

[Eva_Tg]

Ich kann mich nicht dran erinnern, dass ich gesagt habe, dass ich keine Probleme hätte.
Ich habe eine Menge Probleme. Ich kann es mir nur nicht einfach machen und sagen: "Ich fühle mich scheiße, wenn ich in den Spiegel gucke, weil ich nicht weiblich genug aussehe."
Wenn ich in den Spiegel gucke sehe ich eine hübsche Frau und fühle mich trotzdem körperlich unvollkommen. Versuch mal mit sowas klar zu kommen.

[Chiara D.]

Tja nur sieht es so aus das auch Dinge die du nicht als Problem siehst,ein Problem sein können!Ich wollte Jaiden nur zeigen das er nicht alleine ist mit Transitionproblemen!Denn so unterschiedlich die Menschen sind,so unterschiedlich sind auch die Probleme!Und spätestens wenn ich von Studien lese,wo jemand einfach nur versucht sein Herz auszuleeren und wo ein paar Freundliche Worte schon helfen,dann frage ich mich ernsthaft wieso du nicht Ärztin wurdest!Da weiß ich warum ich dieses Forum schon längere Zeit nicht mehr ernstnehme!