TS-Outing - Befreiung oder Beeinträchtigung?
RE: TS-Outing - Befreiung oder Beeinträchtigung?
Beitrag #7
(07.03.2018, 15:45)sternschnuppe schrieb: habe ich das subjektive Gefühl, dass es als schwuler Mann für das Gegenüber mit mir leichter war als jetzt, wo ich offiziell eine SIE bin...

Sowas ähnliches dachte ich mir im Nachhinein durchaus auch. In schwachen Momenten sogar mit einem Anflug von Bedauern, denn für manche Leute schien ich ja so ganz ok gewesen zu sein, auch wenn unser Verhältnis nicht wirklich geklärt war (was für mich nun nicht so ganz ok war).

Und wirklich gekümmert haben die sich um mich dann doch nicht, nicht mal nachgefragt. Von meinem Privatleben machten die sich sicherlich irgendwelche Vorstellungen, was ich dann leicht irritierend fand. Die dachten, ich würde halt... was auch immer. Ganz so einfach war es für mich aber nicht, aber das hat keiner gesehen, sich nicht gekümmert.

(Wobei das bei mir ziemlich offensichtlich war, daß es mir nicht gut bei alledem ging. Ich war weder fähig, noch willens, das zu verstecken oder auch nur herunterzuspielen.)

(07.03.2018, 15:45)sternschnuppe schrieb: Ich trag also immer den Stempel der Trans*Frau, bei manchen Kunden sicher auch "die Transe die mal ein schwuler Mann war" auf mir!

Same here. Bei einigen Leuten schien in deren Bild von mir die Grenze zwischen "Tunte" und "Transe" doch ziemlich verwischt. Aber vielleicht war da sogar was dran. Sicherlich hat es das mir auch leichter gemacht, das war dann eine Entwicklung, die "plausibel" schien. Bei oberflächlicher Betrachtung halt.

Für mich war das freilich nicht ganz so einfach. Habe mich auch nicht sehr verstanden gefühlt.

(07.03.2018, 20:15)Patricia1975 schrieb: Mein Arbeitskollege hat angolanische Wurzeln - na der hatte gar keine andere Chance als sich als Schwarzer zu "outen" - ihr grübelt jetzt vielleicht. Aber der Sinn dahinter: wir outen uns und werden damit plötzlich zur Minderheit. Viele Menschen haben diese "Wahl" erst gar nicht.

Ja, da wären wir auch schon fast beim Thema Intersektionalität, also Mehrfachdiskriminierung. Mit meinem "passing privilege" als Deutsche ist das nun auch nicht allzuweit her.

(07.03.2018, 20:15)Patricia1975 schrieb: Und noch kein Hetero hat sich mir gegenüber als Hette geoutet. Klingt komisch ist aber so. Ich hasse das!

Natürlich nicht. Heten gehen mal ganz frech davon aus, daß man sie wie selbstverständlich für Heten hält.

(07.03.2018, 23:08)quote='Mike-Tanja schrieb: Auch nach einem Neuanfang in einem fremden Land bei perfektem Passing kann jemand deine Vergangenheit aufdecken.

Kann ich bestätigen. Da tauchten einmal über ca. 1½ Jahre verteilt gleich mehrere Leute aus einer meiner alten Umgebungen auf. Für eine war das wie das selbstverständlichste von der ganzen Welt, wie ich mich zwischenzeitlich entwickelt hatte (s.o.), falls sie nicht ohnehin schon davon gehört hatte (oder mich auch bei einem Kurzbesuch von weitem gesehen). Eine andere war eine ziemliche Nullcheckerin, die fing vor versammelter Mannschaft damit an, ob ich einen Bruder hätte, fragte dann immer weiter. Ich gab ihr völlig korrekte Antworten, versuchte dabei zu lächeln, obschon ich doch verunsichert war. Die anderen jener Leute konnten sich an mich wohl gar nicht so recht erinnern. Insgesamt war das aber keine nennenswerte Beeinträchtigung.

Mein Problem war eher, daß ich mich in diesem Milieu von Anfang an nicht wohlfühlte. Ich konnte mit diesem Leuten nicht, war echt erleichtert, als ich da endlich wieder weg war.
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