Ab wann kann man von Transsexuallität sprechen?
RE: Ab wann kann man von Transsexuallität sprechen?
Beitrag #121
Ich denke, wir sollten langsam die Luft rauslassen und nicht, wackelig argumentativ, aber dafür sinnlos, aufeinander eindreschen. Was ist denn daran so wichtig, ob und wie irgendjemand unsere Transidentität bewertet, bzw. wie er/sie darüber denkt. Im Grunde genommen sind wir doch alle Einzelkämpfer und müssen schauen, wie wir im Leben zurecht kommen. Und das ist verdammt schwer genug. Ich jedenfalls verschwende keine Energie darauf, Andersdenkende von irgendetwas überzeugen zu wollen, das sich ohnehin nur im Begrifflichen abspielt und mit der Lebensrealität einer Post-OP überhaupt nix zu tun hat.
Jasminchen hat völlig Recht. Die allermeisten von uns leben einsam, nicht wenige von gesetzlich verordnetem Mitleid, wie AL-Geld, Sozialhilfe oder Mindestsicherung. Viele ziehen sich aus der Öffentlichkeit zurück, weil sie das ständige Erkanntwerden nicht verkraften, darüber depressiv werden, kaum eine hat einen Partner, von einem Heteromann können 99,9 Prozent ohnehin nur träumen, so sie überhaupt auf Männer stehen. Und dann erst die Geschichten mit den multiplen Orgasmen ... Big Grin
Kaum irgendwo, außer vielleicht bei Fischern und Jägern wird mEn mehr gelogen, als beim Sex allgemein, und speziell unter Transen.
Ich lebe völlig außerhalb jeglicher Szene, kenne daher auch nur einige wenige Mitbetroffene, aber von denen - mich eingeschlossen - hat keine multiple Orgasmen. Dafür gibt es häufig Probleme beim Urinieren, was oft Nachoperationen erfordert und enorm lästig sein kann. Dazu kommen bei einigen, wiederkehrende Infektionen der Harnwege. Wir haben eben kein saures Scheidenklima, daher sind wir noch anfälliger dafür. Aber das kennen Cis-Frauen auch zur Genüge. Von mangelnder Scheidentiefe fange ich jetzt gar nicht an zu reden, weil da teilweise auch gelogen wird, dass sich die Bänke biegen. Überhaupt wird die Scheide in den ganzen Debatten überbewertet. Das Ding sieht doch ohnehin kaum jemand, viel wichtiger ist das gesellschaftliche Passing. Also primär das Gesicht, die Stimme, und ein weibliches Bewegungsmuster. Das entscheidet weit eher über ein glückliches Leben als Trans-Frau, als ob die Scheide hübsch geraten und lustfähig ist. Nicht vergessen, dass nur 40 Prozent aller Biofrauen angeben, regelmäßig Orgasmen zu erleben. Wink Manche wissen gar nicht was das ist und leben dennoch glücklich und zufrieden, mit Mann und Kind und Hund und Katz.
Abgesehen davon verliert sich bei den meisten jegliche Libido in den ersten Jahren nach der GA-OP, was ich, insgesamt betrachtet, fast als tröstlich ansehe, da ich nicht zu jenen gehöre, die Orgasmen erleben. (Wenigstens nicht das, was ich darunter verstehe, bzw. früher verstand.) Andererseits: Was hätte ich auch davon, wenn es mich juckt, ich mich aber nicht befriedigend kratzen kann. Smile Auch etwas, worüber einige unter uns VORHER nachdenken sollten, da es anscheinend für viele das Wichtigste am Frau sein ist, schön und geil auszusehen und multiple Orgasmen zu erleben.
Also macht bitte nicht so ein Theater, ob und wer euch irgendetwas abspricht oder zubilligt oder auch nicht. Darauf kommt es nicht an. Wichtig ist nur, wie es in einem selbst aussieht und VOR ALLEM, wie man später im Leben zurecht kommt. Und wie ich schon anderswo erwähnte: Transsexualität ist ein weit gespannter Begriff. Und hat mit sexueller Erregung in Frauenkleidern oder auch nicht, und mit GA-OP oder nicht, mAn kaum etwas zu tun. Solche Denkschablonen taugen eher für Tabellenstatistiken, aber nicht für lebendige Menschen mit Sinnen und Gefühlen. Der Homo Sapiens ist zu vielfältig, um so starr kategorisiert zu werden.
Wer den ganzen Weg gehen will, soll ihn gehen, wer nicht, eben nicht, aber daraus zu schließen, ein Mensch wäre deshalb nicht echt oder noch schlimmer: nicht vollwertig transsexuell, weil er lieber switcht oder die Zähne zusammenbeißt und (äußerlich) lebenslang bleibt, was er ist, empfinde ich schlicht als Unsinn!

My ten cent,
Shabana Smile
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