Shabana
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RE: als mann und als frau
Also ich denke, es ist völlig egal, ob jemand von Geburt an oder durch frühkindliche Prägung transsexuell wurde. Im Endeffekt ist es dasselbe. Ob jemand von Geburt an blind war oder erst mit 10 Jahren, ist später so was von egal. Blind ist blind. Transident ist transident. Da fährt die Eisenbahn drüber. Was interessiert mich, ob ich pränatal oder postnatal transident wurde. Was habe ich davon, es zu wissen oder stundenlang darüber zu diskutieren. Das Bein ist ab, und wächst nicht mehr nach. Basta! Also stelle ich mich dem Problem und grüble nicht über Ursachen.
Abgesehen davon, halte ich von der frühkindlichen Prägungs-Theorie überhaupt nix. Es ist schlicht unmöglich, einen Menschen schwul, lesbisch oder transident zu erziehen. Das beweist die moderne medizinische Fachliteratur zur Genüge. In den 50er Jahren war diese Sozialsierungstherorie gang und gäbe. Man dachte, man könnte jegliches Geschlechtsverhalten und -empfinden anerziehen.
Einer dieser Sozialisierungs-Phantasten, der amerikanische Arzt, Dr. Money, versuchte sogar seine Thesen an Hand eineiger Zwillinge zu beweisen (einem davon wurde im Alter von wenigen Monaten der Penis verbrannt, das Genital dann weiblich angeglichen) und scheiterte kläglich. (Siehe dazu den Romanbericht: "Der Junge, der als Mädchen aufwuchs", von John Calapinto.)
Und noch was zum Leben in der Öffentlichkeit: Ich bin nicht der Meinung, dass man von der Gesellschaft als Frau akzeptiert wird, wenn man sich in Gestikus und Habitus weiblich zeigt, ebenso kleidet, aber eben wie ein Kerl aussieht. Das Wesentliche ist und bleibt das Passing. Und zwar das äußere, wie das stimmliche.
Ich lebe seit 16 Jahren als Frau und es schmerzt mich nach wie vor, wenn ich gelegentlich als ehemaliger Mann erkannt oder gar angesprochen werde. Trotz guten Passings kommt das leider immer noch, wenn auch sehr selten, vor, aber es schmerzt mich ebenso, wie am ersten Tag! Ungeschminkt und männlich gekleidet passiert das natürlich öfter. Und ich habe mich bis heute nicht daran gewöhnt und werde mich auch nie daran gewöhnen. Aber das gehört dazu, damit muss frau leben können.
Und bitte jetzt nicht mit dem Argument kommen, auch Bio-Frauen laufen ungeschminkt und in Hosen und T-Shirt rum und haben tiefe Stimmen. DAS SIND BIO-FRAUEN!!! Und als solche immer und jederzeit eindeutig erkennbar. Mitten in der Nacht ebenso, wie im Schwimmbad oder beim Sport.
Ehrlich gesagt, finde ich es unfair, Leuten, die am Anfang stehen, immer solche Geschichten zu erzählen, wie: Ihr seht eh' gut aus, das merkt niemand mehr, wichtig ist, wie es innerlich in euch aussieht, dann glaubt man euch die Frau. Sowas kommt meist von Therapeuten, Friseuren, Kosmetikern oder behandelnden Ärzten, die alle in einem Interessens- oder Naheverhältnis zur Betroffenen stehen und suggeriert vielen von uns das Gefühl, es wäre eh' alles in Ordnung.
Das ist mAn ein großer Schmarrn. Bestenfalls wird man als Transgender toleriert, wenn man nicht perfekt aussieht, und das auch nur im engeren sozialen Umfeld. Überall anders kommt immer wieder ein "er" oder "der" oder "ihn." Spätestens, wenn man jenen Leuten den Rücken zukehrt; und diese Leute bilden nun mal das Gros der diesbezüglich unbestechlichen Öffentlichkeit. Ich behaupte, dass über 90 Prozent aller MzF Transgender lebenslang erkennbar bleiben, egal wie weiblich sie sich innerlich fühlen. (Sich an diese Vorstellung zu gewöhnen, ist schon mal ein guter Anfang und spart viel Enttäuschung hinterher.)
Es sei denn, frau legt sich unters Messer, für wahnsinnig viel Geld und mit hohem Erfolgsrisiko. Und auch danach dürfen die allermeisten nie den Mund aufmachen, denn dann sind sie sofort wieder als Ex-Typ geoutet. Sorry, aber DAS ist die Realität und ich mache aus meinem Herzen keine Mördergrube.
Nur toleriert zu werden, war nie mein Ziel! Ich wollte als Frau angesehen werden, denn nur dann erhalte ich ein weibliches Feedback und nicht, als mehr oder weniger tolerierte Transfrau, der man den Mann wohl ansieht, aber aus Höflichkeit nicht darüber spricht. Diesem vermutlich unerreichbaren Ziel laufe ich heute noch hinterher.
Ich denke, Ehrlichkeit und Konfrontation mit der Realität sind sehr wichtig, wenn man sich auf den Weg macht. Von Behübschung und Schonformen hat niemand etwas. Außer, man will nur innerhalb von Sozialarbeitern, Transgenderkreisen, ebensolchen Foren und Therapeuten existieren.
My ten cent.