Outing ??

[Rina]

(22.12.2016, 21:49)Madleine schrieb: Machst du das paar mal, beginnt sie zu ahnen, was los ist, hat aber bereits wichtige Infos. Dann wenn du es offiziell machst, sollte sie bereits genügend kompetent geworden sein, um objektiv sinnvoll zu reagieren.

Genau genommen denke ich das es meine Familie schon seid ungefähr einem Jahr weiß,
meine Ma stellt hin und wieder paar Sachen, die ich eigentlich gar nicht will in mein Zimmer,
das ist schon länger her – da war ich noch Gleisbauer, also relativ lange Zeiten nicht Zuhause,
und naja, als ich nach zwei Wochen wieder Zuhause ankam, lagen meine Sachen
ordentlich sortiert auf ihrem Bett, meine Schwester kam und nahm alles mit, meinte nur trocken
sowas wie "hab ich hier wohl vergessen"

und so auch... ich lauf oft genug geschminkt rum, zwar nicht viel aber normal sollte man das
schon erkennen, angesprochen werde ich darauf auch nicht

besonders früher, da habe ich das ja öffentlich gemacht, mit 10 oder 11, ständig die Kleider meiner
Geschwister angezogen.

Mich spricht nur keiner drauf an, und das verunsichert mich ziemlich
vielleicht wissen die es wirklich nicht oder aber haben keine Ahnung wie man damit
umgehen soll, auf jeden Fall macht es mir das outen nicht unbedingt leichter

[Eva_Tg]

(22.12.2016, 19:42)Rina schrieb: Darf man fragen wie alt du warst als du beschlossen hast dich zu outen ?

Klar, darfst du das fragen, aber das ist gar nicht so einfach zu beantworten.
Wenn ich sage zwischen 26 und 35 Jahre, fehlen da leider die Hinterggründe.
Meine Entwicklung verlief nämlich sehr langsam.
Das ich eine Frau bin fühlte ich schon seit der Kindheit bzw. der Pubertät, aber damals konnte ich das nicht wirklich einordnen, weil es damals leider noch ein sehr enges Bild von Transsexualität gab. So dieses typische, dass sind Männer, die Sex mit anderen Männer haben wollen und sich deswegen umoperieren lassen.
Na ja, wie auch immer, ich dachte jedenfalls, dass es mir dann reicht heimlich Frauenklamotten anzuziehen und ich irgendwo in der Richtung einzuordnen bin.
Reichte aber nicht und mit 26 habe ich mich dann bei meiner Ehefrau geoutet (also damals war sie noch meine Freundin). Aber das stand auch noch nichts mit Transsexualität im Raum, sondern es ging darum, dass ich eine weibliche Seite habe und das halt optisch ausdrücken will.
Nach und nach habe ich mich dann eben auch bei anderen Leuten geoutet, Eltern, Familie, Freunde. Weil es ganz einfach nervig ist, solche Dinge vor anderen zu verstecken.
Dieses Switchen ging auch jahrelang so, bis ich dann eben einen psychischen Zusammenbruch hatte. Also sagten alle, die um meine Geschlechtsprobleme wußten, jetzt ist der Zeitpunkt an dem ich mir Hilfe bei einem Therapeuten holen sollte. Das war Anfang 2013, da habe ich mir eine Therapeutin gesucht, die schon lange Jahre Transgender und Transsexuelle betreut. Die hat sich meine Lebensgesichte und meinen Werdegang angehört und sagte schon in der dritten Sitzung: "Wissen Sie was, sie werden nur mit sich selbst ins Reine kommen und ihre Probleme in den Griff kriegen, wenn Sie nur noch als Frau leben."
Da wurde sozusagen zum ersten Mal die Diagnose Transsexualität als gesichert gestellt. Viele haben es natürlich schon vorher vermutet und ich habe es auch gefühlt, aber es ist natürlich es anderes, wenn eine Therapeutin sagt, dass es mehr als offensichtlich ist. War es ja irgendwie auch, zu der Zeit war ich eh nur noch als Frau unterwegs.
Das war dann sozusagen das zweite Outing bzw. das offizielle Outing. Aber da mein näheres Umfeld ja eh schon wußte was los war, war das eigentlich nur noch ein: "Gut, ich gehe jetzt den offiziellen Weg, mit Namens- und Personenstandsänderung und Hormonbehandlung."
Aber der Zeit war meine männliche Identität auch mehr oder weniger gestorben, ich habe mich überall nur als Frau bzw. Transfrau vorgestellt. Und das ist teilweise gar nicht so leicht, wenn noch keine neuen Ausweise hat, dann muss man sich zwangsläufig immer selber outen. Das war mir aber immernoch lieber als mich als Mann verkleiden zu müssen, nur damit ich die Unterschiede nicht auffallen.
Das ging dann drei Jahre lang so. Geplant war das ich nach einem Jahr die Namens- und Personenstandsänderung mache. Aber da mein Vater dann gestorben ist und die Erbeangelegenheiten nicht ganz einfach waren, war ich damit fast ein Jahr lang beschäftigt, also habe ich die Anträge dann erst nach über 2 Jahren gestellt und da bei uns in Deutschland so ein Verfahren inzwischen gute 10 Monate dauert, langen am Ende 3 Jahre zwischem meinem offiziellen Outing und meiner Namens- und Personenstandsänderung.
Aber so ist es leider im Leben, meistens kommt es anders als man denkt. Genauso wollte ich schon Anfang dieses Jahres mit der Hormontherapie anfangen, aber das wurde auch nichts, weil ich noch eine Gewebeprobleme für eine Samenspende abgeben muss.

Na ja, das war so der kurze Überblick über meine Zeit vor und nach dem Outing.

[Rina]

der erste Schritt ist getan, habe es meine Schwester erzählt, die steht da vollkommen hinter mir, so wie ich das auch eigentlich schon wusste,

dachte ich fühle mich besser sobald es raus ist, aber jetzt, da es meine Schwester weiß, gibt es kein zurück mehr, ich kann mich nicht mehr verstecken...

fühle mich richtig schlecht gerade, wahrscheinlich habe ich da ein riesen Fehler gemacht...

wollte mich doch noch gar nicht outen, aber meine Depressionen waren Gestern zu schlimm, habe mich wieder geschnitten, das was ich eigentlich nie wieder machen wollte... die Selbstmord Gedanken sind auch wieder da, nicht im Hintergrund wie sonst immer...

meine Schwester möchte mir jetzt da durch helfen, sie weiß genau wie ich, jeder wird mir seine volle Unterstützung geben, trotzdem weiß ich nicht wo das noch hinführt...

[Mike-Tanja]

(24.12.2016, 16:43)Rina schrieb: [hier gekürzt]

fühle mich richtig schlecht gerade, wahrscheinlich habe ich da ein riesen Fehler gemacht...


wollte mich doch noch gar nicht outen, aber meine Depressionen waren Gestern zu schlimm, habe mich wieder geschnitten, das was ich eigentlich nie wieder machen wollte... die Selbstmord Gedanken sind auch wieder da, nicht im Hintergrund wie sonst immer...

meine Schwester möchte mir jetzt da durch helfen, sie weiß genau wie ich, jeder wird mir seine volle Unterstützung geben, trotzdem weiß ich nicht wo das noch hinführt...

Kopf hoch! Du hast eine Entscheidung getroffen, jetzt geht's vorwärts, und ich kann mir nicht vorstellen, dass das ein Fehler war!

[Chiara D.]

Wirklich toll gemacht!Das du dich deiner Schwester geöffnet hast war eine wirklich tolle Sache!Jetzt hast du die notwendige Unterstützung,für Situationen wo du alleine nicht könntest!

Und das mit denn Depressionen kenne ich nur zu gut!Ich habe mich auch fast 25 Jahre lang geritzt und mit Selbstmordgedanken herumgeschlagen(inkl. einem Versuch,der zum Glück schiefging)!Bei mir wurden die Depressionen durch die Hormontherapie viel besser(damit das sie komplett verschwinden habe ich eh nicht gerechnet,da ich sie einfach zu lange hatte!)!

Geh weiter voller Mut im Herzen deinen Weg und du wirst sehen,es lohnt sich!

Kisses Chiara

[Rina]

naja, bin jetzt erst mal weg von Zuhause bei einen Freund, weg von den Gedanken,

und am Dienstag bemühe ich mich um einen Termin bei einen Therapeuten, darf nur nicht
los lassen jetzt, das meinte auch meine Schwester.

für euch erst mal mein Dankeschön, habe hier wirklich viel Hilfe bekommen, selbst wenn ich erst seid drei Tagen hier angemeldet bin.

und zu der Therapeuten Sache, da habe ich leider keine Ahnung was ich ihn am besten sagen sollte, wenn ich da dann am Dienstag anrufe... wie war das bei euch ? was sollte, oder kann ich ihn da am besten sagen ? 

euch noch frohe Weihnachten, auch wenn kein Schnee liegt :/

[Eva_Tg]

Ist doch schön wenn kein Schnee liegt.

Ansonsten zur Frage: Geht mal auf die Seite: http://www.dgti.org/
Die können dir deine Fragen beantworten, weil die nämlich Leute vor Ort haben.
Bringt ja nichts, wenn ich dir erzähle welche Beratungstellen ich in Kiel angerufen habe und zu welcher Therapeutin ich gegangen bin. Das ist ein bißchen weit weg.

[Chiara D.]

Da du in Deutschland wohnst,weiß ich denn Weg,wie du an eine Therapie kommst leider nicht!Aber du könntest einmal an einer Selbsthilfegruppe teilnehmen,die helfen dir da sicherlich weiter!

Kisses Chiara

[Ben1971]

Ich bin zwar NOCH kein Transmann aber outen werde ich mich vor meinen Eltern und Geschwistern GAR NICHT.
Wenn sie draufkommen ist´s gut, wenn sie nicht draufkommen ist das "normal" für sie, da sie mich nur sehr wenig beachten, aber immer meckern, wenn ich was machen will, was ihnen nicht in den Kram passt. Bin jetzt 45 und höre nun schon seit mehr als 30 Jahren immer die gleiche Laier - egal was ich mache - "Da muss ich mich ja schämen mit dir!"

Meine Kinder (23 und 21) finden das ganz TOLL. Mein Sohn meinte: "Hei, da können wir dann gemeinsam Männerschoppen gehen!" und meine Tochter steht auch voll hinter mir. Sogar meine Kundschaften (betreibe eine mobile Handpuppenbühne) sind schon "neugierig" (wenn´s denn hoffentlich heuer klappt mit der Bewilligung der Therapie). Aber die halten mir die Daumen (die´s wissen).

[Chiara D.]

Tut mir leid!Ich kenne das zum Glück nicht das mir jemand im Weg steht!Ich bin durch mein denken,das nichts weitergeht,die einzige die mir im Weg steht^^!

Dann viel Glück bei deiner Psychotherapie und hoffentlich findest du dein Glück!

Kisses Chiara