Beitrag #33
16.11.2011, 08:00
(16.11.2011, 01:27)Carina_in_Graz schrieb: Die Befürworter der Depathologisierung sind die Frage nach dem tieferen Grund des Jubels über eine Streichung aus diesem Krankheitskanon schuldig geblieben. [hier gekürzt]Die Antwort ist für mich persönlich ganz klar: Weil Krankheit immer ein Einfallstor für Fremdbestimmung in das eigene Leben ist. "Krank" zu sein, bedeutet für das gesellschaftliche Ansehen tendenziell immer, weniger wertvoll, weniger nützlich, weniger leistungsfähig zu sein. Ich als Kranke brauche Behandlung, Ärzte "verordnen" mir etwas, ich bin von der Produktions- und Lieferbereitschaft der Pharmaindustrie, dem Können und der Leistungsbereitschaft von Ärzt/inn/en, Pflegerinnen und Pflegern abhängig, ich koste der Krankenkasse Geld, und wenn sie nicht mehr zahlen muss, bin ich pleite.
Die "psychische Erkrankung" im Besonderen ist überdies stets (neben der geistigen Behinderung) der Ansatz für den Hebel der formellen "Entmündigung" (korrekt: Besachwalterung), also für den Entzug rechtlicher Handlungsfähigkeit durch den Staat. Daher ist es besser, bei gleichen Leidenssymptomen als körperlich statt als geistig krank zu gelten.
Natürlich nicht alles zwingend und nicht alles gleichzeitig!
- Sag' Du mir, in welche Schublade ich passe! -