Beitrag #93
17.08.2012, 17:18
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 11.10.2018, 10:52 von Bonita.
Bearbeitungsgrund: Links korr.
)
Nun sind wir ohnehin schon derartig ab vom Thema, dass ich hier nun doch noch eine Antwort schreiben mag...
Das kann man wohl "gewachsenes (Gesundheits-) System" nennen - mit all den bisherigen Unzulänglichkeiten wie zB unaufgeklärtes sowie überfordertes Personal (bzw mit noch Schlimmerem), immer fein "geschönt" nach Außen hin, um wohl ein Mittel zum Zweck (auch unbequeme Menschen aus dem Verkehr ziehen zu können) zur Verfügung zu haben.
Liest man mal, wie so manche "Anstalt" (tatsächlich) gewachsen ist, mit den diversen Zeitabschnitten von damals bis heute - weiß aber auch, wie es (aktuell) "drinnen zugeht" - dann kann man nur zu einer Meinung wie meiner kommen.
Ist übrigens nicht nur in Österreich so; Eindrückliche Berichte findet man zB auch hier: http://www.foucault.de/titeldeutsch.htm - und ein Video dazu: http://youtu.be/YFB_aqOlmvY?list=PLC54338BCCD657D0A - Teil-Transcript (im Netz gefunden):
Ps: das war 1998...
Nachtrag: noch passende Links
Psychotherapie Beschwerdestellen - Österreich, Deutschland, Schweiz
Europisches Netzwerk von Psychiatriebetroffenen - European Network of (ex-) Users and Survivors of Psychiatry (ENUSP)
https://www.antipsychiatrieverlag.de/art...jensen.htm
https://www.antipsychiatrieverlag.de/ver...p-1993.htm
http://www.peter-lehmann.de/
(17.08.2012, 16:48)Yuna schrieb: Wieso wird dagegen nicht vorgegangen, wenn die Menschen nur gequält werden?
Das kann man wohl "gewachsenes (Gesundheits-) System" nennen - mit all den bisherigen Unzulänglichkeiten wie zB unaufgeklärtes sowie überfordertes Personal (bzw mit noch Schlimmerem), immer fein "geschönt" nach Außen hin, um wohl ein Mittel zum Zweck (auch unbequeme Menschen aus dem Verkehr ziehen zu können) zur Verfügung zu haben.
Liest man mal, wie so manche "Anstalt" (tatsächlich) gewachsen ist, mit den diversen Zeitabschnitten von damals bis heute - weiß aber auch, wie es (aktuell) "drinnen zugeht" - dann kann man nur zu einer Meinung wie meiner kommen.
Ist übrigens nicht nur in Österreich so; Eindrückliche Berichte findet man zB auch hier: http://www.foucault.de/titeldeutsch.htm - und ein Video dazu: http://youtu.be/YFB_aqOlmvY?list=PLC54338BCCD657D0A - Teil-Transcript (im Netz gefunden):
Zitat:"Meine Damen und Herren,
die Kritik an der Psychiatrie hat sich gestern auf drei Ebenen bewegt. Die erste Ebene war eine fundamentalistische Kritik die die Existenz der Psychiatrie überhaupt in Frage stellte. Die zweite Ebene der Kritik war eine Ebene die die Gewaltanwendung in der Psychiatrie in Frage stellte. Die erste Ebene würde ich nennen eine utopische Ebene. Die zweite Ebene ist die Ebene einer konkreten Utopie. Es gibt aber auch eine dritte Ebene. Das ist eine Ebene, die inneren Widersprüche innerhalb der Psychiatrie aufzuzeigen. Bei Akzeptanz der Systemrationalität der Psychiatrie unter den Bedingungen die heute die Gesellschaft existiert. Ich werde mit dem was ich heute vortrage auf dieser Ebene bewegen, aber es wird sich zeigen, dass es viele innere Widersprüche dieses Systems Psychiatrie gibt.
Zwangseinweisungen sind in der Bundesrepublik sehr ungleich verteilt. Ihre Prävalenz, das heißt ihre Häuffigkeit auf 100.000 Einwohner in einer Region, schwankt in einer Untersuchung aus dem Jahre 1987 zwischen 5 und 199, das heißt um den Faktor 40. In einer Untersuchung aus dem Jahre 1991/92 schwankt sie sogar noch weiter zwischen 0 und 239. Die Psychiatrie-Reform - ein wichtiger Punkt jetzt - die Psychiatrie-Reform hat NICHT zu einer Abnahme sondern zu einer Zunahme der Zwangseinweisungen in relativen Zahlen geführt.
Zwangseinweisungen treffen bevorzugt Männer - hier stimmt es nicht, das die Psychiatrie etwas ist was vor allem die Frauen verfolgt. Von den Zwangseinweisungen und vermutlich auch von anderen Gewaltmaßnahmen in der Psychiatrie werden häufiger Männer betroffen, etwas was in der Gesellschaft an vielen Stellen gilt. Es sind weiter vor allem Männer der Altersgruppe 20 bis 34 die zusätzlich ledig und arbeitslos sind, die von Zwangseinweisung betroffen werden. Aus soziologischer Sicht fällt mir dabei die Parallelität dieser Merkmale mit den soziodemographischen Merkmalen von Straffälligen bei gewöhnlicher Gewalt- und Einbruchs-Kriminalität auf, also einer Gruppe, die einer besonderen Disziplinierung bedarf, aus gesellschaftlicher Sicht.
Abschließend möchte ich Ihnen in einem Vergleich eine diagnostische Verteilung zeigen, in dem ich zwei Städte vergleiche, die eine hohe und eine relativ niedrige Zwangseinweisungsrate aufweisen, nämlich Köln und Bremen. Köln weist eine hohe Zwangseinweisungsrate auf mit einer Prävalenz von 175 pro Jahr, Bremen eine niedrige Rate mit einer Prävalenz von 77 pro Jahr. Der Anteil der Zwangseinweisungen an den psychiatrischen Klinikaufenthalten beträgt in Köln 22,2 %, in Bremen 6,3 %. In Köln werden 85 % der Unterbringungsbeschlüsse oder der Zwangseinweisung vom Gericht vorzeitig wieder aufgehoben, in Bremen 57 %. Die Diagnose einer Psychose wird in Köln nur in 32 % der Fälle gestellt, in Bremen in 68 % der Fälle, bei den Zwangseinweisungen. Eine unklare Diagnose, das heißt nur die Beschreibung dessen was man am Besten eine situative Auffälligkeit nennen kann, wird in Köln in 40 % der Fälle gestellt, in Bremen in 10 % der Fälle.
Diese Konstellation nährt den Verdacht, dass dort wo häufiger und großzügiger Zwangseinweisungen durchgeführt werden, die zu einem großen Teil nicht medizinisch begründet sind, sondern wie Kölner Autoren in einer von ihnen durchgeführten Untersuchung schreiben, dass sie bei störendem und deviantem Verhalten eingesetzt werden. Das heißt sie dienen als Disziplinierungsmittel. Und das ist ein Verweis darauf, dass die Psychiatrie insgesamt immer noch missbraucht wird als ein Instrument der sozialen Kontrolle. Vielen Dank."
Ps: das war 1998...
Nachtrag: noch passende Links
Psychotherapie Beschwerdestellen - Österreich, Deutschland, Schweiz
Europisches Netzwerk von Psychiatriebetroffenen - European Network of (ex-) Users and Survivors of Psychiatry (ENUSP)
https://www.antipsychiatrieverlag.de/art...jensen.htm
https://www.antipsychiatrieverlag.de/ver...p-1993.htm
http://www.peter-lehmann.de/
„NATSUME! NATSUMEe! NATSUMEee!“ — Nyanko-Sensei en.wikipedia.org/wiki/Natsume%27s_Book_of_Friends