Beitrag #102
21.08.2012, 11:01
(21.08.2012, 10:15)Alexandra schrieb: @jenny
Für mich kommt auch nur die weitestmögliche Angleichung in Frage. Deswegen mein erster Satz.
Aber ich mag keine schwarz-weiß-Malerei.
Und ich verstehe einfach nicht wie man es so lange aushalten kann und dann nicht mehr.
Und das versteh ich nicht weil ich nicht verstehe wie man daran dann auch noch andere messen will.
Das wiederum versteh ich nicht wegen ersterem.
Für mich beißt sich da der Hund in den Schwanz. ^^
@ Alexandra
Wenn es keinerlei Möglichkeiten gibt etwas zu verändern., weil z. B. die Medizin noch nicht weit genug ist, weil es keine rechtliche Möglichkeit gibt, etc., was soll oder muss man dann tun?
Was war denn in den 50er-, 60er- oder 70er-Jahren die Alternative? Du hattest nur die Wahl entweder Selbstmord zu beghen, oder Dich mit dem Leben im "falschen Körper", also im Fall von MzF-TS als Mann, zu arrangieren. Das hat vor allem bei älteren TS eben dazu geführt, dass sie geheiratet und Kinder gezeugt haben, oftmals haben sie auch extrem "männliche Berufe" ergriffen um sich selbst ihr "Mannsein" zu beweisen. Viele haben z. B. Karriere beim Militär gemacht, dass früher ja eine reine Männerdomäne war, wo es keine Frauen gegeben hat. Selbst in den Büros und Schreibstuben hat man damals kaum Frauen gefunden.
Wir dürfen nicht vergessen, dass selbst das uralte deutsche TSG erst im Jahr 1981 geschaffen worden ist. In Österreich hat man ab diesem Zeitpunkt erst einmal begonnen darüber nachzudenken, was man mit jenen machen soll, die sich z. B. in Casablanca haben operieren lassen. Der erste TS-Erlass ist erst 1983 erschienen, die erste GA-OP in Österreich hat es erst Mitte der 80er-Jahre in Innsbruck gegeben. Die medizinischjen Ergebnisse waren, verglichen mit heute, mehr als nur dürftig. Die Betroffenen waren zwischen den Beinen absolut gefühlstot.
Ich zitiere einmal aus dem Wiener von damals, in dem über die GA-OP an Eveline Taubner berichtert worden ist:
Zitat:"...Nach einer halben Stunde legt sie den Vibrator mit ausdruckslosem Gesicht zur Seite. Zwischen den Beinen fühlt sie absolut nichts.
Nerven sind halt nun einmal keine elektrischen Leitungen, die nach belieben umgelegt werden können...."
Solche Statements haben damals, nicht nur bei mir, auch noch genügend Angst erzeugt. Angst, die zu all den bereits bestehenden Problemen mit Familie und dergleichen, noch dazu gekommen sind.
Für mich hat das weitere 15 Jahre verdrängen meiner wahren Identität bedeutet.
Viele Betroffene von Heute können diese Gefühle gar nicht mehr nachempfinden, weil sie damals entweder noch nicht geboren, oder aber viel zu jung waren um es bewusst selbst erlebt zu haben.
Die Gesellschaft hat sich gewaltig verändert und das ist gut so. Trotzdem aber sollten wir nie vergessen wie es früher war, und gerade junge TS sollten glücklich sein darüber was heute möglich ist, und nicht auf die Älteren herabschauen, die sehr viele Jahre im falsch empfundenen Geschlecht leben mussten. Ein Leben, dass eigentlich nicht das ihre war.
Und die älteren TS sollten froh sein, dass sie es noch erleben durften sich anpassen zu lassen. Dass sie doch noch das bekommen konnten, was sie sich, oft von frühester Kinderheit an, gewünscht haben, und es einfach akzeptieren, wenn junge TS auch ohne GA-OP in ihrem gefühlten Geschlecht leben wollen und können.
Wir alle sollten froh und glücklich sein, dass OP-Zwang, Scheidungszwang und all die vielen anderen grauslichen Dinge, der Vergangenheit angehören. Und wir alle sollten dafür kämpfen, dass
niemend mehr das Rad der Geschichte zurückdreht. Denn Versuche das zu tun gibt es, vor allem aus dem konservativen und rechten politischen Lager, mehr als genügend.