Beitrag #83
16.11.2012, 15:39
Zitat Danielle:
Ich war nie glücklich mit meiner scheiß sexuellen Veranlagung und bin es auch heute nicht. Und nein, die stimmige Harmonie ist bei mir nie eingetreten. (Gibt es überhaupt unstimmige Harmonie?) Ich habe mich wohl von einem Ufer des Flusses abgestoßen, bin aber nie am anderen angekommen. So muss ich ständig gegen den Strom rudern, um nicht abgetrieben zu werden. Und das ermüdet mit der Zeit. Und ja, diese ewige Außenseiterrolle, in der ich seit meiner Anpassung lebe, strengt mich zunehmend an. Die Angst, erkannt zu werden, ist ein fixer Bestandteil meines Lebens geworden. Früher konnte ich dem Tod ins Auge sehen und ihn zwingen, den Blick zu senken. Heute beherrscht mich über weite Strecken Unsicherheit. Wo immer ich neu hinkomme, gibt es nur einen Gedanken: Bemerken sie es oder bemerken sie es nicht, bzw. wann werden sie es kneißen und wie ist die Reaktion? Damit einher geht der Verlust gesellschaftlicher Souveränität, die ich früher absolut hatte. Ich war damals zwar ein unglücklicher Mann, aber das zweifelsfrei! Heute bin ich gar nichts Richtiges und das macht mir zu schaffen und schränkt mich in meiner geistigen und physischen Bewegungsfreiheit ein.
All diese Zweifel münden in der Erkenntnis, egal was ich unternehme, ich schaffe es nicht, drüben richtig anzukommen. Ich wollte nie, niemals ein öffentlich erkennbares Transgenderleben führen. Dafür hätte ich all die Schmerzen und Demütigungen nicht auf mich genommen, die dieser steinige Anpassungsweg für uns bereithält, denn das war ich auch schon vorher.
Ich wollte eine Frau werden und nichts dazwischen. Ein Stein unter Steinen zu sein und unerkannt in die Reihen zu treten, war mein Wunsch. Das ist mir leider nicht gelungen. Wohl lebe ich "weitgehend unerkannt" und bin durchaus lebensfähig, manche bezeichnen mich sogar als attraktiv, aber glücklich bin ich nicht geworden. Früher hatte ich einen Lebenspartner und viele Freunde und Bekannte, heute lebe ich alleine und zurückgezogen und scheiße zunehmend auf die Gesellschaft anderer.
Und, weil du auf die fiktive Gehirn-OP von Mike-Tanja anspielst, ja, ich hätte wirklich alles getan, um das bleiben zu können, was ich ursprünglich war. Für mich ist ein Männerleben nicht schlechter, als ein Frauenleben, wenn man denn auch wirklich das ist, was man zu sein scheint. Leider ging das nicht, weil die innere Zerrissenheit und der damit verbundene Leidensdruck zu stark wurde und ich das Gefühl hatte, mein Leben würde unerfüllt verrinnen. Hätte ich die Kraft gehabt, ich wäre geblieben was ich war und mein Geheimnis wohl bis ans Totenbett behütet.
My ten cent,
Shabana
Zitat:Ich frage dich ganz offen,ob die Diskrepanz zwischen unserem männlichen und weiblichen Daseinsaspekt, durch die GaOp sich nicht hat aussöhnen lassen,sich nicht stimmig auf die "richtige" Seite verlagert und dort eingefunden hat.Oder ermüdet einfach der Kampf im Leben, gegen diese ewig exponierte Aussenseiterrolle und der Versuch dieser durch alle möglichen Anpassungsversuche an das weibliche Geschlecht doch unerkannt entkommen zu können.So dass wenigstens die Anderen von deinem Doppeltsein nichts mitbekommen.Oder wäre das nur ein weiteres drüber Hinwegtäuschen durch Flucht in perfektes Passing. Anders gesagt ist die erwartete stimmige Harmonie so leider nicht eingetreten und wo glaubst du könnten da die Gründe dafür liegen.??
Ich war nie glücklich mit meiner scheiß sexuellen Veranlagung und bin es auch heute nicht. Und nein, die stimmige Harmonie ist bei mir nie eingetreten. (Gibt es überhaupt unstimmige Harmonie?) Ich habe mich wohl von einem Ufer des Flusses abgestoßen, bin aber nie am anderen angekommen. So muss ich ständig gegen den Strom rudern, um nicht abgetrieben zu werden. Und das ermüdet mit der Zeit. Und ja, diese ewige Außenseiterrolle, in der ich seit meiner Anpassung lebe, strengt mich zunehmend an. Die Angst, erkannt zu werden, ist ein fixer Bestandteil meines Lebens geworden. Früher konnte ich dem Tod ins Auge sehen und ihn zwingen, den Blick zu senken. Heute beherrscht mich über weite Strecken Unsicherheit. Wo immer ich neu hinkomme, gibt es nur einen Gedanken: Bemerken sie es oder bemerken sie es nicht, bzw. wann werden sie es kneißen und wie ist die Reaktion? Damit einher geht der Verlust gesellschaftlicher Souveränität, die ich früher absolut hatte. Ich war damals zwar ein unglücklicher Mann, aber das zweifelsfrei! Heute bin ich gar nichts Richtiges und das macht mir zu schaffen und schränkt mich in meiner geistigen und physischen Bewegungsfreiheit ein.
All diese Zweifel münden in der Erkenntnis, egal was ich unternehme, ich schaffe es nicht, drüben richtig anzukommen. Ich wollte nie, niemals ein öffentlich erkennbares Transgenderleben führen. Dafür hätte ich all die Schmerzen und Demütigungen nicht auf mich genommen, die dieser steinige Anpassungsweg für uns bereithält, denn das war ich auch schon vorher.
Ich wollte eine Frau werden und nichts dazwischen. Ein Stein unter Steinen zu sein und unerkannt in die Reihen zu treten, war mein Wunsch. Das ist mir leider nicht gelungen. Wohl lebe ich "weitgehend unerkannt" und bin durchaus lebensfähig, manche bezeichnen mich sogar als attraktiv, aber glücklich bin ich nicht geworden. Früher hatte ich einen Lebenspartner und viele Freunde und Bekannte, heute lebe ich alleine und zurückgezogen und scheiße zunehmend auf die Gesellschaft anderer.
Und, weil du auf die fiktive Gehirn-OP von Mike-Tanja anspielst, ja, ich hätte wirklich alles getan, um das bleiben zu können, was ich ursprünglich war. Für mich ist ein Männerleben nicht schlechter, als ein Frauenleben, wenn man denn auch wirklich das ist, was man zu sein scheint. Leider ging das nicht, weil die innere Zerrissenheit und der damit verbundene Leidensdruck zu stark wurde und ich das Gefühl hatte, mein Leben würde unerfüllt verrinnen. Hätte ich die Kraft gehabt, ich wäre geblieben was ich war und mein Geheimnis wohl bis ans Totenbett behütet.
My ten cent,
Shabana