Beitrag #1
01.09.2013, 22:54
Nun, da bin ich jetzt also. Ich habe mein Schicksal endlich in die Hand genommen, bin mein Lebensproblem angegangen. Ich habe mir endlich eingestanden, dass ich nicht nur jammern kann, dass ich diesen furchtbaren Männerkörper bekommen habe, sondern auch was dagegen tun kann. Ich habe mit mir gerungen, mich geöffnet, mich geoutet, Ängste überwunden. Habe fast das komplette Programm durch: Bart gelasert. Stimme trainiert (angeblich sogar so gut, dass ich bereits Seminare darüber abhalten sollte). Hormontherapie. Haartransplantation. Gesichtschirurgie. Brust vergrößert. Taille verschmälert. Personenstand und Name geändert. Ich habe das Verständnis, die Akzeptanz und liebevolle Unterstützung meiner Familie und meiner Freunde, ich stehe ganz gut im Beruf da und habe sogar eine wunderbare Freundin, die mich ganz als Frau sieht, akzeptiert und liebt. Ich habe angeblich ein makelloses Passing und bekomme viele Komplimente von anderen Betroffenen. Für meine Therapeutin bin ich so etwas wie ein Vorzeigefall einer geglückten Transition. Ich habe also den größten Teil dessen, was in meiner Situation menschenmöglich und medizinisch machbar ist, erfolgreich hinter mich gebracht. Einzig die Genital-OP fehlt mir noch, aber auch das ist bereits im Laufen.
Aber warum hat sich dann nichts GEÄNDERT? Sollte nicht jetzt der Zeitpunkt sein, an dem ich endlich langsam Frieden finde und anfange, mich (trotz aller verbleibenden "Makel") zu akzeptieren?
Ich bemerke nichts dergleichen. Stattdessen habe ich exakt dasselbe Verhältnis zu mir und meinem Körper wie noch vor ein paar Jahren, als mir eine Transition noch als undurchführbarer Mythos erschien. Ich sehe keine Frau, wenn ich in den Spiegel sehe. Sehe meinen Körper realistisch vom medizinisch-biologischen Standpunkt - also nach wie vor als 99 % männlich. Ich höre keine Frau sprechen, wenn ich etwas sage. Wenn ich Sex habe, spüre ich, wie mein Körper nach wie vor größtenteils wie der eines Mannes reagiert. Ich kann keine Kinder gebären. Wenn ich eine Familie will, muss ich nicht nur einige diskriminierende Gesetze umgehen, sondern muss wie ein Mann Kinder zeugen und mich höchstwahrscheinlich in die Rubrik "Vater" der Geburtsurkunde eintragen lassen.
Ich habe nicht das, was ich immer wollte. Ich wollte den Körper einer ganz normalen Frau. Den kann mir aber in diesem Leben niemand geben. Ja, natürlich habe ich das von Anfang an gewusst...
Bin ich schon komplett verrückt oder geht es anderen auch manchmal so in dunklen Momenten?
Aber warum hat sich dann nichts GEÄNDERT? Sollte nicht jetzt der Zeitpunkt sein, an dem ich endlich langsam Frieden finde und anfange, mich (trotz aller verbleibenden "Makel") zu akzeptieren?
Ich bemerke nichts dergleichen. Stattdessen habe ich exakt dasselbe Verhältnis zu mir und meinem Körper wie noch vor ein paar Jahren, als mir eine Transition noch als undurchführbarer Mythos erschien. Ich sehe keine Frau, wenn ich in den Spiegel sehe. Sehe meinen Körper realistisch vom medizinisch-biologischen Standpunkt - also nach wie vor als 99 % männlich. Ich höre keine Frau sprechen, wenn ich etwas sage. Wenn ich Sex habe, spüre ich, wie mein Körper nach wie vor größtenteils wie der eines Mannes reagiert. Ich kann keine Kinder gebären. Wenn ich eine Familie will, muss ich nicht nur einige diskriminierende Gesetze umgehen, sondern muss wie ein Mann Kinder zeugen und mich höchstwahrscheinlich in die Rubrik "Vater" der Geburtsurkunde eintragen lassen.
Ich habe nicht das, was ich immer wollte. Ich wollte den Körper einer ganz normalen Frau. Den kann mir aber in diesem Leben niemand geben. Ja, natürlich habe ich das von Anfang an gewusst...
Bin ich schon komplett verrückt oder geht es anderen auch manchmal so in dunklen Momenten?
*** Bitte keine Anfragen mehr bezüglich OP-Bilder von Dr. Schaff. Ich versende diese schon lange nicht mehr. Vielen Dank! ***