Outing ??

[Eva_Tg]

(22.12.2016, 19:42)Rina schrieb: Darf man fragen wie alt du warst als du beschlossen hast dich zu outen ?

Klar, darfst du das fragen, aber das ist gar nicht so einfach zu beantworten.
Wenn ich sage zwischen 26 und 35 Jahre, fehlen da leider die Hinterggründe.
Meine Entwicklung verlief nämlich sehr langsam.
Das ich eine Frau bin fühlte ich schon seit der Kindheit bzw. der Pubertät, aber damals konnte ich das nicht wirklich einordnen, weil es damals leider noch ein sehr enges Bild von Transsexualität gab. So dieses typische, dass sind Männer, die Sex mit anderen Männer haben wollen und sich deswegen umoperieren lassen.
Na ja, wie auch immer, ich dachte jedenfalls, dass es mir dann reicht heimlich Frauenklamotten anzuziehen und ich irgendwo in der Richtung einzuordnen bin.
Reichte aber nicht und mit 26 habe ich mich dann bei meiner Ehefrau geoutet (also damals war sie noch meine Freundin). Aber das stand auch noch nichts mit Transsexualität im Raum, sondern es ging darum, dass ich eine weibliche Seite habe und das halt optisch ausdrücken will.
Nach und nach habe ich mich dann eben auch bei anderen Leuten geoutet, Eltern, Familie, Freunde. Weil es ganz einfach nervig ist, solche Dinge vor anderen zu verstecken.
Dieses Switchen ging auch jahrelang so, bis ich dann eben einen psychischen Zusammenbruch hatte. Also sagten alle, die um meine Geschlechtsprobleme wußten, jetzt ist der Zeitpunkt an dem ich mir Hilfe bei einem Therapeuten holen sollte. Das war Anfang 2013, da habe ich mir eine Therapeutin gesucht, die schon lange Jahre Transgender und Transsexuelle betreut. Die hat sich meine Lebensgesichte und meinen Werdegang angehört und sagte schon in der dritten Sitzung: "Wissen Sie was, sie werden nur mit sich selbst ins Reine kommen und ihre Probleme in den Griff kriegen, wenn Sie nur noch als Frau leben."
Da wurde sozusagen zum ersten Mal die Diagnose Transsexualität als gesichert gestellt. Viele haben es natürlich schon vorher vermutet und ich habe es auch gefühlt, aber es ist natürlich es anderes, wenn eine Therapeutin sagt, dass es mehr als offensichtlich ist. War es ja irgendwie auch, zu der Zeit war ich eh nur noch als Frau unterwegs.
Das war dann sozusagen das zweite Outing bzw. das offizielle Outing. Aber da mein näheres Umfeld ja eh schon wußte was los war, war das eigentlich nur noch ein: "Gut, ich gehe jetzt den offiziellen Weg, mit Namens- und Personenstandsänderung und Hormonbehandlung."
Aber der Zeit war meine männliche Identität auch mehr oder weniger gestorben, ich habe mich überall nur als Frau bzw. Transfrau vorgestellt. Und das ist teilweise gar nicht so leicht, wenn noch keine neuen Ausweise hat, dann muss man sich zwangsläufig immer selber outen. Das war mir aber immernoch lieber als mich als Mann verkleiden zu müssen, nur damit ich die Unterschiede nicht auffallen.
Das ging dann drei Jahre lang so. Geplant war das ich nach einem Jahr die Namens- und Personenstandsänderung mache. Aber da mein Vater dann gestorben ist und die Erbeangelegenheiten nicht ganz einfach waren, war ich damit fast ein Jahr lang beschäftigt, also habe ich die Anträge dann erst nach über 2 Jahren gestellt und da bei uns in Deutschland so ein Verfahren inzwischen gute 10 Monate dauert, langen am Ende 3 Jahre zwischem meinem offiziellen Outing und meiner Namens- und Personenstandsänderung.
Aber so ist es leider im Leben, meistens kommt es anders als man denkt. Genauso wollte ich schon Anfang dieses Jahres mit der Hormontherapie anfangen, aber das wurde auch nichts, weil ich noch eine Gewebeprobleme für eine Samenspende abgeben muss.

Na ja, das war so der kurze Überblick über meine Zeit vor und nach dem Outing.