Beitrag #13
11.01.2017, 19:18
(20.11.2016, 13:16)Eva_Tg schrieb: Ansonsten, ich weiß nicht wie verzerrt das Bild der Öffentlichkeit wirklich ist. Ich treffe oft Menschen, die wissen schon, dass die Medien nicht die Wahrheit über das Leben vons abbilden können und fragen dann nach Erfahrungen aus erster Hand.Das kommt in erster Linie daher, dass leider heutzutage viele das selbstständige Denken verlernt haben und sich nur mehr von Aussagen bzw. Interpretationen leiten lassen, die sie irgendwann zufällig aus den Medien aufgeschnappt haben und gar nicht auf die Idee kommen, das "Vorgekaute" eventuell kritisch zu hinterfragen oder gar anzuzweifeln, sondern als absolute Wahrheit auffassen...
Genauso oft erlebe ich es, dass viele Menschen ein verzerrtes Bild ins andere Extrem haben, nämlich das unser Leben total grausam und schlimm ist, das wir alle psychisch am Ende sind und nichts mehr auf die Reihe kriegen. Die sind dann total überrascht wie gut ich mit meinem Leben klar komme. Ich meine so ein verzerrtes Bild ist ja nun auch nicht hilfreich.
Leider neigen viele Menschen dazu, entweder in dem einen oder anderen Extrem zu denken. Aber viele Menschen sind so, auch wenn sie nicht noch zusätzlich Darstellungen in den Medien beeinflußt werden.
Ich würde mich damit durchaus kritisch auseinander setzen, aber ich würde den Einfluss auch nicht überbewerten oder gar zum einzigen Faktor erklären.
Vor kurzem habe ich dazu einen Fall von einem jungen MTF-Transgender mitbekommen, dessen Familie aufgrund dieser Medienhörigkeit bei seinem Outing völlig daneben reagiert hat: Da meinten die Eltern wirklich ersthaft, er soll doch einfach zugeben, dass er schwul ist und nicht so blöd daherreden (sie dachten, Transgender seien bis zum Gehtnichtmehr mit Make-up, Monsterperücken und zeltförmigem Glitzerfummel aufgeplusterte Drag Queens oder Travestie-Künstler mit maßlos ausschweifender Selbstinszenierung bei jeder Gelegenheit), während ihm andere unterstellten, dass er das doch nur tue um eigene She-Male Pornos drehen zu können!
Das schlimmste ist aber, dass sie alle so weltoffen und allwissend tun, im Endeffekt aber keine Ahnung haben und es auch gar nicht wissen wollen (denn dann müssten sie ja zugeben, sich geirrt zu haben und einen Fehler eingestehen, welch schmachvolle Schande) - und vor allem immer mit der Einstellung "Ich bin für alles offen, aber nur so lang es mich oder meine Familie nicht selbst betrifft!" (und da wären wir beim nächsten Punkt, der nie zugegeben wird)...
Natürlich stimmt es auch, dass einige der Meinung sind, es würde uns immer total schlecht gehen, sowas finde ich zwar auch übertrieben, aber ich denke trotzdem, dass Menschen, die auf diese Art und Weise über uns urteilen, sich zumindest mehr Gedanken über das Thema gemacht haben, besser über psychische Zwiespältigkeiten Bescheid wissen oder sich einfach mal selbst die Frage gestellt haben, "Wie würde es mir gehen, wenn ich in dieser Situation wäre?", anstatt blind irgendwelchen Attention Whores auf Gedeih und Verderb nachzupapageien.