Beitrag #3
23.03.2018, 00:24
(22.03.2018, 14:42)Patricia1975 schrieb: Ich hab bei uns in der Arbeit mal ein paar Berichte über Hijras, etc gesammelt - wir beschäftigen uns ja viel mit dem verkackten Gender-Mist, Frauenrechte, Mädchenarbeit, Jungenarbeit, etc.
Hat leider niemanden interessiert.
Das ist schlecht.
Zu Hijras hat aus soziologischer Perspektive Mazumdar (2016) ganz beachtliche Forschungen geleistet, auch wenn sich das äußerst deprimierend liest.
Es gab dann auch noch eine Kontroverse darüber, wie das mit dem "Dritten Geschlecht" zu bewerten ist, inwiefern ist das eine Liberalisierung, die sogar allen zugutekommt? (Mittal 2014).
Und wie ist der Widerspruch zwischen Indian Penal Code Sec. 377 und Transgender Persons (Protection of Rights) Bill, 2016 zu bewerten, und in wie macht einem letztere von staatlicher Verkennung der Tatsachen (T* als "partly male, partly female", und das leidige Thema Intersex wird auch beigemengt...), sowie Anerkennung durch ein District Screening Committee abhängig? Geschweige, in welchen Bereichen ist erst gar kein Schutz vorgesehen? (Patnaik 2016)
Vor dem Hintergrund sehe ich nun übrigens auch hierzulande die "Dritte Option" etc. nicht so ganz unbefangen.
Twospirits sind wohl das Paradebeispiel einer besseren sozialen Stellung. Obschon es da längst auch zu üblen Konfikten kommt. In einer noch nicht allzuweit zurückliegenden Studie etwa berichteten 92% der American Indian und 84% der Middle Eastern Trans Students of Color über schlechte Erfahrungen in der Schule (James et al. 2015: 132 fig. 8.2). Und 49% der American Indian und 36% of Middle Eastern Trans Students of Color berichteten körperliche Angriffe (James et al. 2015: 133 fig. 8.5).
Es soll in Asien dereinst noch ein paar ganz interessante Gesellschaften gegeben haben, aber ich weiß nicht, was einem heute erwartete, würde man z.B. in Sibirien herumreisen (und ob die Leute ausgerechnet sich mit mir abgeben wollten? ). Und was nun aus Myanmar werden soll, blicke ich auch nicht.
Trotzdem nochmal eine kleine Leseliste für den Anfang:
James, S. / J. Herman / S. Rankin / M. Keisling / L. Mottet / M. Anafi (2015): The 2015 U.S. Trans Survey. http://www.transequality.org/sites/defau...-FINAL.PDF.
[Eine der oben bereits erwähnten Studien.]
Mazumdar, Mrinalini (2016): Hijra lives: Negotiating social exclusion and identities. MA thesis, Mumbai. http://www.academia.edu/27667511/HIJRA_L...IDENTITIES.
[Eine der oben bereits erwähnten Studien.]
Mittal, Devika (2014): We all should be out and proud. Countercurrents, 11 May 2014: http://www.countercurrents.org/mittal110514.htm.
[Eine oben bereits erwähnte kurze Einschätzung.]
Nanda, Serena (²1999): Neither man nor woman: The hijras of India. Belmond, CA: Wadsworth. http://www.academia.edu/6909001/Neither_...ND_EDITION.
[Die klassische Monographie zu Hijras.]
O’Flaherty, Wendy Doniger (1980): Women, androgynes, and other mythical beasts. Chicago, IL: Chicago UP.
[Keine einfache Lektüre, aber enthält viel zu geschichtlichem und religiös/mythologischem Hintergrund, dazu Beschreibungen vieler Phänomene, die eher weniger bekannt sind.]
Patnaik, Pranta Pratik (2016): Sexuality as a human right: Body, desire and the state. NIU International Journal of Human Rights 3: 113-119. http://niu.edu.in/Journal-of-human-right...3-2016.pdf.
[Eine oben bereits erwähnte gut durchdachte und ausführlichere Einschätzung.]