Beitrag #84
11.03.2012, 19:40
(11.03.2012, 12:41)signo schrieb: Diese "F´s", diese Kategorien, okay – die Gesellschaft braucht sie, um "normalen" Menschen die Möglichkeit zu geben Formulare richtig ausfüllen zu können.
Mehr bedarf es auch nicht, denn hinein fühlen wird aus dieser Position nie funktionieren, auch beim besten Willen hierzu nicht.
Also sage ich als X-G >JA< zu einer NEUEN Kategorie im genannten Sinne, unterschreibe aber im Zusammenhang mit diesem Threadthema grundsätzlich ausschließlich die Position von TransX hier vertreten durch Eva.
Ergänzend möchte ich erwähnen, dass mir ein anderes "F" mein Leben lang "umgehängt" ist, obwohl ich keinerlei "Symptome" mehr zeige. Aus dieser Situation heraus wurde mir in jedem Fall aber klar, dass nicht ein "F" das andere "F" bedingt, sondern das Unschädlich machen des einen "F" das andere "F" unbeschwert leicht tragen lässt.
Prinzipiell bin ich als X-G somit zwar "F-verhaftet", jedoch vollkommen gesund, im "schlimmsten Fall" eben beschwerdefrei >psychisch intersexuell<.
PS: Am Rande sei erwähnt, dass auch Medikamente ein weiteres "F" mit sich bringen können.
Also ich weiß nicht wer Deinen Beitrag wirklich und vollständig verstanden hat? Aber vielleicht meldet sich ja wer. Für mich war er einfach zu verwirrend geschrieben.
Nur eines ist mir vollkommen klar. Da Du nicht TS bist, sondern X-G, was immer das auch sein soll, ist es ja logisch, dass Du die Position der umfassenden Depathologisierung unterstützt.
Du brauchst laut Deiner eigenen Aussagen, die Du immer wieder gemacht hast, ja weder HRT noch GA-OP, also keine Leistungen der KK. Und die Probleme, die TS bekommen könnten, sind Dir egal. Auch das hast Du ja schon mehrfach in Diskussionen durchblicken lassen.
(11.03.2012, 16:58)Mike-Tanja schrieb:
Falls das psychische Selbst-Empfinden (jedenfalls zu wesentlichen Teilen, der Rest ist wahrscheinlich Erziehung) von der entwickelten physischen Gehirnstruktur abhängen sollte, wäre es aber so, dass dies der feste, der unabänderliche Faktor in der Gleichung ist, denn das Gehirn kann man nicht nachträglich umbauen. Dieser würde dann gewissermaßen bestimmen, was "falsch" und was "richtig" ist, also für ein Leben im Identitätsgeschlecht taugt oder nicht. Geht man vom Gehirn aus, dann ist bei Trans*Menschen der Körper "falsch" (---> körperliche Fehlentwicklung). Dann kann das Individuum nur versuchen, entweder den Körper dem Selbst-Empfinden so weit als notwendig anzupassen (das wird bei der Behandlung Transsexueller regelmäßig erfolgreich getan), oder sein Leben halt so zu leben, dass der als "falsch" empfundene Körper erträglich wird. Letzteres ist auch das, was körperbehinderte Menschen tun müssen: sich mit einem als unbefriedigend empfundenen physischen Zustand (z.B. durch Kompensation, Psychotherapie, Psychopharmaka) abzufinden, jedenfalls damit leben zu lernen.
Tja, und das ist aus meiner Sicht die große Grefahr bei der ganzen Depatologisierungssache.
Das Gehirn kann man nicht umbauen, ohne Diagnose TS wird der Umbau des Körpers von den KK nicht mehr bezahlt, und den TS bleibt dann nichts anderes übrig als sich "mit einem als unbefriedigend empfundenen physischen Zustand (z.B. durch Kompensation, Psychotherapie, Psychopharmaka) abzufinden, jedenfalls damit leben zu lernen."
Der Unterscheid ist nur, dass die Medizin den TS helfen kann, bzw. bei ausreichend vorhandenen finanziellen Möglichkeiten auch in Zukunft helfen kann, was bei Menschen mit Handycap leider oftmals nicht der Fall ist.
Sollen also, nur weil einige TV´s und/oder Non-OP-TS nicht als "psychisch krank" gelten wollen, in Zukunft viele TS, die nicht über ausreichende finanzielle Möglichkeiten für die private Bezahlung der Anpassungsschritte verfügen, eben lernen müssen, sich "mit einem als unbefriedigend empfundenen physischen Zustand abzufinden, bzw. damit halt zu leben?"