Beitrag #45
20.03.2021, 22:06
(20.03.2021, 15:26)Bonita schrieb:
(20.03.2021, 13:55)Kosmonautin schrieb:
Um euch noch einen Aufreger zu liefern. Ich halte die ganze Passing-Diskussion hier für ziemlich Frauenfeindlich. Ich hoff ihr habts das Riechsalz dabei.
Ja, Kosmo, "Passing" alleine ist in dem Thread hier OT, doch hat es (leider) mit dem Thema doch auch zu tun; "Frauenfeindlich"?! "Hübsch" oder "durchschnittlich" oder "hässlich" zu sein ist nicht auf Transsexuelle (oder Frauen) beschränkt; Dass es Attraktivere nicht so schwer haben, zB im Beruf, ist ja kein Geheimnis - und vermutlich sogar evolutionär noch immer in der Menschheit Genen verankert; "Biologie" kriegt man halt so schwer aus den Köpfen raus...
(20.03.2021, 03:08)Vaginamaste schrieb:
Nunja, was den gesellschaftlichen Teil betrifft, so ist Passing meines Erachtens nach für die meisten Trans-Personen weitaus wichtiger als die GaOp.
(20.03.2021, 03:08)Vaginamaste schrieb:
jedoch kann ich hier Leute absolut nicht verstehen, die ernsthaft meinen, die Op sei wichtiger als das Passing - oder leben die in irgendeinem Paralleluniversum, wo Menschen ohne Unterhose aber mit einem Sack über dem Gesicht rumrennen?
Die Bezeichnung „Trans Personen“ inkludiert TV, TG und TS.
Da TV und TG (von CD und CD gar nicht zu reden) mit ihrem männlich ausgebildetem Körper und auch ihrem männlich ausgebildetem Geschlechtsorgan ziemlich ausgesöhnt sind, ist ihnen das Passing, also die Anerkennung durch andere, verständlicherweise wichtiger als die Angleichung der als störend empfundenen falsch ausgebildeten Geschlechtsorgane.
Ich kenne Menschen – mich eingeschlossen – die nur geringe Schwierigkeiten damit hatten, im Privaten ihr wahres Geschlecht zu leben, in der Öffentlichkeit jedoch den gewünschten Gender darzustellen.
Wenn da nicht dieser Pimmel gewesen wäre, der weggedrückt werden musste, verhinderte, kleine Slips zu tragen und mindestens beim Duschen, Baden und Pinkeln vehement ins Bewusstsein rief, dass er etwas ist, was nicht zu der Seele gehört.
Ja, ich habe FFS und HRT usw. vor der GA machen lassen.
Weil ich die GA nur bekommen konnte mit der Diagnose F64.0 und diese nun einmal verlangt, im „Gegengeschlecht“ leben und anerkannt werden zu wollen.
Weil der „Alltagstest“ ein seelenzerfetzendes Martyrium war – mit Bartschatten, männlichem Gesicht, männlichem Körper und dem Wissen, zwischen den Beinen etwas Falsches zu haben, was ich unbedingt verstecken muss.
Mein Passing war nach den OPs vor der großem GA nicht viel schlechter als jetzt, aber dieses Wissen machte mich unsicher und ängstlich vor „Entdeckung“.
Diese Angst war nach der GAOP sofort weg.
Es gab für mich nichts mehr zu verstecken, weil es nichts Falsches mehr zu entdecken gab.
Ohne Scheu stellte ich die Bilder meiner frisch operierten Vulva in all ihrer noch unverheilten Schrecklichkeit im Nachbarforum zur allgemeinen Ansicht.
Um MitbetroffInnen Mut zur OP zu machen.
Egal, wie es anfangs aussieht, egal, ob Sekundärheilung oder Blasenentzündung oder nekrotischen Stellen, all das war es wert.
Meinen Körper konnte ich endlich im Spiegel so sehen, wie ich ihn mit meinem inneren Auge immer gesehen hatte.
Und um zum Threadthema zurückzukommen:
Ja, Transsexualität halte ich für immens gefährlich, wenn sie nicht behandelt wird.
Ich selber stand vor vier Jahren nicht zum ersten Mal vor dem Suizid, zum ersten Mal aber davor, ihn wirklich auszuführen.
Nur der Gedanke an die Frau, die ich bin, und die ich bis dahin nie wirklich zum Leben gelassen hatte, hielt mich davon ab.
Getötet habe ich dann trotzdem jemanden, nämlich den „Mann“, den ich anderen zuliebe bis dahin gespielt hatte.
Als behandelte - und damit meine ich GAoperierte - Transsexuelle stellt für mich Transsexualität keine Gefahr mehr dar.
Ich kann im Out-of-Bed-Zustand im Bademantel in meinen Hof gehen und Arbeitern Anweisungen geben oder Schneeschippen gehen und mein Passing juckt mich in diesen Momenten überhaupt nicht.
Ich bin endlich ich und brauche nichts mehr zu verstecken.
Nicht zu hassen - um zu lieben bin ich da (Antigone)