Beitrag #6
05.05.2024, 00:33
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 05.05.2024, 00:40 von Pink2TheCore.)
Hey Martin,
ob du Trans bist, das wird dir niemand sagen können, weder jemand hier aus dem Forum, noch irgendein Psychologe. Das kannst nur du alleine wissen. Wenn du dich als Frau identifizierst (oder gerne dein ganzes Leben als Frau verbringen würdest), dann ist die Chance recht hoch, dass du Trans bist.
Kennst du den Button Test?
Stell dir vor, du hättest einen Knopf. Wenn du diesen Knopf drückst, dann bist du eine Frau, mit allem was dazugehört, eine perfekte Cis-Frau, alle die dich kennen, kannten dich schon immer als Frau und niemand würde auf die Idee kommen, dass du jemals ein Mann warst. Du kannst den Knopf nur einmal drücken und wärst unwiderruflich und für immer eine Frau.
Würdest du den Knopf drücken?
Wenn die Antwort ja lautet, dann bist du mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, dass du Trans bist...
(100%ig kannst natürlich nur du alleine das wissen aber mir hat der Button-Test sehr viel weitergeholfen, denn ich hätte den Knopf sofort gedrückt!)
Leider ist es im wirklichen Leben nicht so einfach...
Zur Transition:
Eins vorweg: Es gibt medizinische Maßnahmen, wie Hormontherapie, GAOP, FFS, usw... aber du solltest solche Sachen nur machen, wenn du das wirklich von dir aus möchtest! Du bist nicht weniger Trans und nicht weniger Frau, wenn du keine medizinischen Maßnahmen durchführen lässt.
Es gibt verschiedene Arten von Transition:
1. Die soziale Transition:
Du musst dich nicht sofort bei jedem den du kennst als Transfrau outen, du kannst erst zuhause mit Makeup und Klamotten experimentieren und schauen was gut aussieht, was dir gefällt.
Du kannst Menschen die dir Nahe stehen bitten, dich mit einem weiblichen Vornamen anzusprechen und sie/ihr Pronomen für dich zu verwenden und schauen wie es sich anfühlt, fühlt sich das richtig an?
Du kannst erst zuhause feminine Kleidung tragen, du musst nicht sofort so vor die Tür, ein Schritt nach dem anderen.
Wenn du dich einigermaßen sicher in dieser Kleidung fühlst, kannst du vielleicht ein paar Freunde einladen (natürlich sollten diese vorher Becheid wissen) und auch hier, schauen wie es sich anfühlt.
Wenn du dir sicher bist, dass das das richtige für dich ist, dann kannst du dich überall outen, dich mit deinem neuen Namen vorstellen und beginnen, dein Leben als Frau zu leben.
2. Die juristische Transition
Wenn du dir sehr sicher bist, dass du für immer als Frau leben möchtest und auch deine Papiere anpassen lassen möchtest, dann kannst du deine Vornamens- und Personenstandsänderung beantragen. Du kommst aus Deutschland, oder?
Es wurde vor kurzem das Selbstbestimmungsgesetz beschlossen, ab dem 01.08.2024 kann man beim Standesamt die Erklärung, dass man den Vornamen und den Personenstand ändern will anmelden. 3 Monate später muss man dann nochmal zum Standesamt und die Erklärung abgeben, dann wird sie rechtskräftig.
Durch das Selbstbestimmungsgesetz ist das massiv vereinfacht worden, du brauchst keine Gutachten mehr, keinen Termin beim Amtsgericht und die Kosten sind auch überschaubar. Du solltest dir aber vorher natürlich sicher sein, dass du das wirklich möchtest und das wirklich das richtige für dich ist.
Wie das in Österreich abläuft, weiß ich nicht.
3. Die medizinische Transition:
Das ist natürlich das, was für die meisten der größte Schritt ist. Aber nochmal: du musst nicht medizinisch transitionieren, wenn du das nicht möchtest!
Auch diese Info´s gelten für Deutschland, wie es in Österreich läuft, weiß ich nicht.
Es ist so oder so sinnvoll, wenn man eine Therapeutenperson hat, mit der man das alles besprechen kann. Eine transerfahrene Therapeutenperson zu finden ist teilweise echt schwer und die Wartelisten sind lang, am besten beginnst du sofort mit der Suche nach einer Therapeutenperson, ob du medizinische Maßnahmen möchtest oder nicht, eine Therapie ist bei sowas wirklich hilfreich, auf dem ganzen trans-weg, nicht nur für medizinische Maßnahmen.
Der Ablauf für eine Hormontherapie ist der:
Du suchst dir einen Therapeuten, der stellt dir ein Indikationsschreiben aus. Die meisten wollen dich erst etwas kennenlernen und sicher sein, dass das wirklich das richtige für dich ist, manche stellen das schon nach der ersten Stunde aus. Es gibt für die Hormontherapie keine Mindestanzahl von Stunden und auch sonst keine Anforderungen, du brauchst lediglich ein Indikationsschreiben von einem psychologischen Psychotherapeuten. Frag am besten vorher nach, ob die Therapeutenperson sowas ausstellen würde.
Mit dem Indikationsschreiben gehst du zu einem Endokrinologen und der macht zuerst die Voruntersuchung (Blutwerte, Chromosomenanalyse, ...) und wenn alles in Ordnung ist, dann verschreibt er dir die Hormone.
Erwarte von der Hormontherapie keine Wunder, auch das ist ein Prozess. Die Knochenstruktur wird sich durch die HRT (Hormone replacement therapy/hormontherapie) nicht ändern aber die körperlichen Änderungen werden mit der Zeit immer sichtbarer sein. Die Fettverteilung ändert sich, die Haut wird weicher, das Brustwachstum beginnt...
Was man auch nicht vergessen darf: Die HRT hat auch heftige psychische Auswirkungen. Natürlich ist das bei jedem anders aber ich z.B. bin sehr viel emotionaler geworden, bin viel näher am Wasser gebaut, mein Bedürfniss nach sozialen Kontakten ist größer geworden, ....
Die HRT kann alles ziemlich durcheinanderwirbeln. Auch deine Sexualfunktion wird beeinträchtigt. Deine Keimzellen (Hoden) stellen dadurch die Arbeit ein und "atrophieren", das bedeutet, dass sie verkümmern. Das geht natürlich mit Zeugungsunfähig(!) einher, die irgendwann auch nichtmehr Rückgängig gemacht werden kann. Viele verlieren die Errektionsfähigkeit.
Für mich war der Verlust der Errektionsfähigkeit und das Atrophieren der Hoden eine unglaubliche Erleichterung und ich freue mich richtig, dass da unten endlich Ruhe ist! Aber man sollte sich im Klaren darüber sein, ob man das wirklich will.
GAOP:
Für eine gaop brauchst du mindesten 12 monate (therapeutisch begleitete) Alltagserfahrung (du musst also in dieser Zeit deinen Alltag als Frau verbracht haben) und mindestens 6 Monate Therapie mit mindestens 12h â 50min. Danach kann dir deine Therapeutenperson eine Indikation für die gaop schreiben und du kannst einen Antrag auf Kostenübernahme bei der Krankenkasse stellen. Wenn dieser genehmigt ist, kannst du dich auf die Warteliste eine Klinik setzen lassen.
Informiere dich vorher gut darüber! Die Ärzte die das ausführen haben unterschiedlich OP-Methoden und auch unterschiedlich gute Skills. Danebengehen kann aber natürlich immer was, ohne Risiko ist das absolut nicht!
Weil du aber sagst, dass du das noch nicht vor hast, geh ich hier nicht so genau drauf ein
Stimmtraining:
Stimme ist unglaublich wichtig für das Passing! Mindestens so wichtig wie das Aussehen. (Auch hier: gilt für Deutschland).
Ein Rezept für die Logopädie kann die dein Hausarzt oder ein HNO-Arzt ausstellen. Es ist empfehlenswert zu einem HNO-Arzt zu gehen, damit er die Stimmbänder untersuchen kann, denn für die Logopädie müssen deine Stimmbänder gesund sein.
Du kannst natürlich auch schon von zuhause üben, auf youtube gibt es viele Anleitungen dafür.
Mit Logopädie kann man sehr viel erreichen, sollte das nicht zu einem zufriedenstellenden Ergebnis führen, gibt es noch die Möglichkeit einer Stimmband-OP. Damit kenne ich mich aber nicht gut aus, hier kann ich keine sichere Auskunft geben.
Ich hoffe ich konnte ein Paar deine Fragen beantworten
LG
ob du Trans bist, das wird dir niemand sagen können, weder jemand hier aus dem Forum, noch irgendein Psychologe. Das kannst nur du alleine wissen. Wenn du dich als Frau identifizierst (oder gerne dein ganzes Leben als Frau verbringen würdest), dann ist die Chance recht hoch, dass du Trans bist.
Kennst du den Button Test?
Stell dir vor, du hättest einen Knopf. Wenn du diesen Knopf drückst, dann bist du eine Frau, mit allem was dazugehört, eine perfekte Cis-Frau, alle die dich kennen, kannten dich schon immer als Frau und niemand würde auf die Idee kommen, dass du jemals ein Mann warst. Du kannst den Knopf nur einmal drücken und wärst unwiderruflich und für immer eine Frau.
Würdest du den Knopf drücken?
Wenn die Antwort ja lautet, dann bist du mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, dass du Trans bist...
(100%ig kannst natürlich nur du alleine das wissen aber mir hat der Button-Test sehr viel weitergeholfen, denn ich hätte den Knopf sofort gedrückt!)
Leider ist es im wirklichen Leben nicht so einfach...
Zur Transition:
Eins vorweg: Es gibt medizinische Maßnahmen, wie Hormontherapie, GAOP, FFS, usw... aber du solltest solche Sachen nur machen, wenn du das wirklich von dir aus möchtest! Du bist nicht weniger Trans und nicht weniger Frau, wenn du keine medizinischen Maßnahmen durchführen lässt.
Es gibt verschiedene Arten von Transition:
1. Die soziale Transition:
Du musst dich nicht sofort bei jedem den du kennst als Transfrau outen, du kannst erst zuhause mit Makeup und Klamotten experimentieren und schauen was gut aussieht, was dir gefällt.
Du kannst Menschen die dir Nahe stehen bitten, dich mit einem weiblichen Vornamen anzusprechen und sie/ihr Pronomen für dich zu verwenden und schauen wie es sich anfühlt, fühlt sich das richtig an?
Du kannst erst zuhause feminine Kleidung tragen, du musst nicht sofort so vor die Tür, ein Schritt nach dem anderen.
Wenn du dich einigermaßen sicher in dieser Kleidung fühlst, kannst du vielleicht ein paar Freunde einladen (natürlich sollten diese vorher Becheid wissen) und auch hier, schauen wie es sich anfühlt.
Wenn du dir sicher bist, dass das das richtige für dich ist, dann kannst du dich überall outen, dich mit deinem neuen Namen vorstellen und beginnen, dein Leben als Frau zu leben.
2. Die juristische Transition
Wenn du dir sehr sicher bist, dass du für immer als Frau leben möchtest und auch deine Papiere anpassen lassen möchtest, dann kannst du deine Vornamens- und Personenstandsänderung beantragen. Du kommst aus Deutschland, oder?
Es wurde vor kurzem das Selbstbestimmungsgesetz beschlossen, ab dem 01.08.2024 kann man beim Standesamt die Erklärung, dass man den Vornamen und den Personenstand ändern will anmelden. 3 Monate später muss man dann nochmal zum Standesamt und die Erklärung abgeben, dann wird sie rechtskräftig.
Durch das Selbstbestimmungsgesetz ist das massiv vereinfacht worden, du brauchst keine Gutachten mehr, keinen Termin beim Amtsgericht und die Kosten sind auch überschaubar. Du solltest dir aber vorher natürlich sicher sein, dass du das wirklich möchtest und das wirklich das richtige für dich ist.
Wie das in Österreich abläuft, weiß ich nicht.
3. Die medizinische Transition:
Das ist natürlich das, was für die meisten der größte Schritt ist. Aber nochmal: du musst nicht medizinisch transitionieren, wenn du das nicht möchtest!
Auch diese Info´s gelten für Deutschland, wie es in Österreich läuft, weiß ich nicht.
Es ist so oder so sinnvoll, wenn man eine Therapeutenperson hat, mit der man das alles besprechen kann. Eine transerfahrene Therapeutenperson zu finden ist teilweise echt schwer und die Wartelisten sind lang, am besten beginnst du sofort mit der Suche nach einer Therapeutenperson, ob du medizinische Maßnahmen möchtest oder nicht, eine Therapie ist bei sowas wirklich hilfreich, auf dem ganzen trans-weg, nicht nur für medizinische Maßnahmen.
Der Ablauf für eine Hormontherapie ist der:
Du suchst dir einen Therapeuten, der stellt dir ein Indikationsschreiben aus. Die meisten wollen dich erst etwas kennenlernen und sicher sein, dass das wirklich das richtige für dich ist, manche stellen das schon nach der ersten Stunde aus. Es gibt für die Hormontherapie keine Mindestanzahl von Stunden und auch sonst keine Anforderungen, du brauchst lediglich ein Indikationsschreiben von einem psychologischen Psychotherapeuten. Frag am besten vorher nach, ob die Therapeutenperson sowas ausstellen würde.
Mit dem Indikationsschreiben gehst du zu einem Endokrinologen und der macht zuerst die Voruntersuchung (Blutwerte, Chromosomenanalyse, ...) und wenn alles in Ordnung ist, dann verschreibt er dir die Hormone.
Erwarte von der Hormontherapie keine Wunder, auch das ist ein Prozess. Die Knochenstruktur wird sich durch die HRT (Hormone replacement therapy/hormontherapie) nicht ändern aber die körperlichen Änderungen werden mit der Zeit immer sichtbarer sein. Die Fettverteilung ändert sich, die Haut wird weicher, das Brustwachstum beginnt...
Was man auch nicht vergessen darf: Die HRT hat auch heftige psychische Auswirkungen. Natürlich ist das bei jedem anders aber ich z.B. bin sehr viel emotionaler geworden, bin viel näher am Wasser gebaut, mein Bedürfniss nach sozialen Kontakten ist größer geworden, ....
Die HRT kann alles ziemlich durcheinanderwirbeln. Auch deine Sexualfunktion wird beeinträchtigt. Deine Keimzellen (Hoden) stellen dadurch die Arbeit ein und "atrophieren", das bedeutet, dass sie verkümmern. Das geht natürlich mit Zeugungsunfähig(!) einher, die irgendwann auch nichtmehr Rückgängig gemacht werden kann. Viele verlieren die Errektionsfähigkeit.
Für mich war der Verlust der Errektionsfähigkeit und das Atrophieren der Hoden eine unglaubliche Erleichterung und ich freue mich richtig, dass da unten endlich Ruhe ist! Aber man sollte sich im Klaren darüber sein, ob man das wirklich will.
GAOP:
Für eine gaop brauchst du mindesten 12 monate (therapeutisch begleitete) Alltagserfahrung (du musst also in dieser Zeit deinen Alltag als Frau verbracht haben) und mindestens 6 Monate Therapie mit mindestens 12h â 50min. Danach kann dir deine Therapeutenperson eine Indikation für die gaop schreiben und du kannst einen Antrag auf Kostenübernahme bei der Krankenkasse stellen. Wenn dieser genehmigt ist, kannst du dich auf die Warteliste eine Klinik setzen lassen.
Informiere dich vorher gut darüber! Die Ärzte die das ausführen haben unterschiedlich OP-Methoden und auch unterschiedlich gute Skills. Danebengehen kann aber natürlich immer was, ohne Risiko ist das absolut nicht!
Weil du aber sagst, dass du das noch nicht vor hast, geh ich hier nicht so genau drauf ein
Stimmtraining:
Stimme ist unglaublich wichtig für das Passing! Mindestens so wichtig wie das Aussehen. (Auch hier: gilt für Deutschland).
Ein Rezept für die Logopädie kann die dein Hausarzt oder ein HNO-Arzt ausstellen. Es ist empfehlenswert zu einem HNO-Arzt zu gehen, damit er die Stimmbänder untersuchen kann, denn für die Logopädie müssen deine Stimmbänder gesund sein.
Du kannst natürlich auch schon von zuhause üben, auf youtube gibt es viele Anleitungen dafür.
Mit Logopädie kann man sehr viel erreichen, sollte das nicht zu einem zufriedenstellenden Ergebnis führen, gibt es noch die Möglichkeit einer Stimmband-OP. Damit kenne ich mich aber nicht gut aus, hier kann ich keine sichere Auskunft geben.
Ich hoffe ich konnte ein Paar deine Fragen beantworten
LG