(10.11.2016, 09:28)Bonita schrieb: (10.11.2016, 09:19)Eva_Tg schrieb: ... Durch Forschung kann er nicht richtig werden.
Falls es Zusammenhänge mit der Verhaltens-Vererbung und TS/TI gibt, und das durch die Forschung herausgefunden wird, allerdings schon, oder etwa nicht
Nein wird er nicht. Ich muss erst die Grundbegriffe der formalen Logik erklären?
Also gut, ich nehme zwei Aussagen:
1. Alle Menschen sind Griechen.
2. Menschen sind sterblich.
Der Philosoph Sokrates hat mal gelebt und ist gestorben, somit trifft die zweite Aussage auf ihn zu. Sokrates ist demnach ein Mensch und also schlussfolgere ich er muss Grieche sein. Und die Geschichtsforschung bestätigt meinen Schluss er ist Grieche.
Meine Schlussfolgerungen sind falsch, weil die erste Aussage falsch ist. Nur weil sich mein Schluss mit den Daten der Geschichtsforschung deckt werden meine Schlussfolgerungen nicht richtig. Ebensowenig die falsche Aussage.
Ich kann mich argumentativ darauf versteifen, dass mir der Erfolg Recht gibt und meine formalen logischen Fehler irrelevant sind.
Diese Option steht dir nicht offen, da du auf zukünftige Resulate spekulierst. Aber solche Vorhersagen kann nicht machen, außer anhand von mathematischen Modellen.
Wenn ich dir was raten würde, würde ich sagen, such dir unkrtitischere Gesprächspartner. Ich kenne da ein paar Crossdresser-Foren, da sind die Leute ganz angetan von der Idee von vorgeschichtlichen Crossdresser-Kulten. Da kann man frei ohne wissenschaftliche Grundlage disskutieren.
Oder du bringst epigenetische Studien mit expliziten zur Transidentität ein, dann erspart man sich diese langweilige Disskusion über Spekulationen, Mutmaßungen und was richtig sein könnte.
Im Übrigen, was die Frage nach dem Sozialen Konstrukt angeht, es gibt Untersuchungen zur Binarität von Geschlecht im Kontext transsexueller Entwicklungen.
Dabei geht man von der Grundlage aus, das sich die Binarität als logischen Figur des „kontradiktorischen Gegensatzes“ organisiert. Als rigides Entweder-Oder ohne andere dritte Möglichkeiten zuzulassen. Differenz und Ausschluss stellen dabei integrale Bestandteile der Bedeutungszuschreibung dar, denen zufolge das Vertrauen auf Differenz dazu führt, komplexe Phänomene auf vereinfachende Binaritäten zu reduzieren.Der Begriff der binären Opposition beschreibt Klassifizierungsverfahren, mit denen komplexe Sachverhalte und Selbstverhältnisse auf die Opposition von zwei gegensätzlichen Werten reduziert werden, z.B. weiblich vs. männlich, heterosexuell vs. homosexuell, Natur vs. Kultur.
Sowas vereinfacht das soziale Zusammenleben allgemein, weil man nicht alles immer wieder neu definieren muss.
Wenn jetzt noch als zusätzlichen Gedanken annimmt, dass die Geschlechtsrolle die Gesamtheit der kulturell erwarteten, als angemessen betrachteten und zugeschriebenen Fähigkeiten, Interessen, Einstellungen und Verhaltensweisen des jeweiligen Geschlechts beinhaltet, wird schnell klar das wir hier über erdachte Konstrukte sprechen. Diese mögen auf biologischen Unterschieden basieren und einer allgemeinen Logik folgen, aber trotzdem sind sie nur eine Vereinfachung.
Das es jetzt Menschen gibt, die Erwartungen an die Geschlechterrollen nicht erfüllen können oder wollen bzw. das sie diese logische Figur als nicht schlüssig empfinden, etwa weil sie sie nach ihrer Selbstwahrnehmung umdrehen, oder weil sie einen Ausweg aus der rigiden Binarität suchen, bedeutet für diese Menschen natürlich eine unglaubliche Verkomplizierung des sozialen Miteinanders, also das genaue Gegenteil warum andere Menschen als angenehm, logisch oder selbstverständlich empfinden.
Einige dieser Probleme lassen sich durch Überdenken der Sozialen Konstrukte und Geschlechterrollen lösen. Das beste Beispiel ist die Verwendung von Begriffen wie transsexueller Mann bzw. transsexuelle Frau. Bis Mitte des 20. Jahrhunderts war ein transsexueller Mann, eine Person die als Mann geboren wurde, sich aber als Frau empfand und entsprechend ihren Empfindungen lebte und Angleichung unternahm. Erst das Umdenken, dass den Empfindungen und der Identität ein höherer Stellenwert einzuräumen ist als den biologischen Gegebenheiten, veränderte dieses Konstrukt. Selbst in der Fachliteratur konnte man diese einfache, der Biologie folgende Logik nur schwer ablegen und selbst in den 80igern wurden Transfrauen in Fachkreisen immernoch transsexuelle Männer genannt.
Eine grausige Vorstellung, wie ich finde.
Derartige Soziale Konstrukte kann man ändern oder umdrehen, oder auch erweitern.
Leider stößt man auch im Kontext der Transidentität oft auf Situationen in denen die Binarität Grenzen setzt. Das für zu Problemen, weil man keine Lösungen findet und Widersprüche einfach so stehen lassen muss.
Es geht über soziale Konstrukte hinaus und dann beginnt meistens die Ratlosigkeit. Wie man ja an der Vielzahl von Ideen und Ansichten sehen kann.