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RE: Depathologisierung
02.11.2011, 22:53
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 02.11.2011, 23:02 von Mike-Tanja.)
(02.11.2011, 22:30)Angelika schrieb: [hier gekürzt] Also hören wir auf hier herumzuexperimentieren. Kein TV, der nicht zum entsprechenden Arzt geht wird durch F 64.1 oder was auch immer, pathologisiert, da ja niemals eine Diagnose gestellt wird. [hier auch gekürzt]
Mir reicht es, wenn mir auf der Straße jemand spöttisch "Schaut's da rennt so a g'störte Transen!" nachruft, und ich kann nicht einmal sagen, dass er lügt, da F-64.1 ja eine im offiziösen Register der diagnostizierbaren Krankheiten verzeichnete "Psychische oder Verhaltensstörung" ist.
(02.11.2011, 22:30)Angelika schrieb: [hier gekürzt] (02.11.2011, 22:20)Mike-Tanja schrieb: Bremst euch bitte ein wenig ein! Man muss nicht transsexuell sein, um eine Meinung zur Frage der Depathologisierung haben zu dürfen. Und parteipolitisch motivierte oder gefärbte Angriffe halte ich ebenfalls für nicht angebracht.
Mike-Tanja, ich wüsste jetzt nicht welches Statement von mir parteipolitisch motiviert oder gefärbt war. [hier auch gekürzt]
Bitte beachte(t), dass ich die Mehrzahlform "euch" gebraucht habe!
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RE: Depathologisierung
(02.11.2011, 22:30)Angelika schrieb: [hier gekürzt] Das ist genauso, wie wenn wir FußgängerInnen und RadfahrerInnend arüber abstimmen lassen, wie schnell auf Autobahnen gefahren werden darf, oder wieviel Benzin und Diesel kosten sollen.
Kein als argumentum ad absurdum besonders treffender Vergleich, weil er nämlich die Wirklichkeit und den Regelfall beschreibt. Im Nationalrat haben etwa 183 Nicht-Transsexuelle (über die Zahl der sonstigen "Kastentransen" in ihren Reihen liegen mir keine Daten vor ) durchaus die Macht, das Lebensschicksal von Transsexuellen zu gestalten, z.B. in der Frage der Personenstandsänderung. Auch die für Frauen bedeutsame Einbetonierung des unterschiedlichen Pensionsalters wurde von einer Männermehrheit beschlossen.
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RE: Depathologisierung
(02.11.2011, 22:30)Angelika schrieb: [hier gekürzt] Wenn man nämlich Transgender global entpathologisiert, dann gibt es tatsächlich keine transsexuellen Kinder und Jugendliche mehr, weil es nämlich überhaupt keine Transsexuellen mehr gibt. [hier auch]
Also gestern standen Jurist/inn/en noch ganz sicher nicht im ICD-10, und doch habe ich irgendwie den Eindruck, dass es uns gibt.
Was ich durch das zugespitzte Zitat aufzeigen möchte, ist, dass ich es nicht für sehr geschickt halte, eine Gruppenzugehörigkeit an einer mehr als fragwürdigen Einstufung als psychisch Kranke zu verankern.
Was spricht eigentlich dagegen, Transsexualismus als körperliche Fehlentwicklung anzusehen (als der er ja auch medizinisch - und regelmäßig erfolgreich - behandelt wird)?
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RE: Depathologisierung
03.11.2011, 16:28
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 03.11.2011, 16:30 von Dodo.)
Ich habe mir jetzt diese Disskusion mehr mals durchegelesen und ich war auch gestern im Chat mit dabei. Leider muss ich sagen, das hier, sei es im Thread hier oder auch gestern im Chat mehr Parteipolitik betrieben wird und wurde, anstatt das man sachlich blieb und bleibt. Ich für meinen Teil halte das Thema für den Moment etwas hochgepuscht. Aber leider wird in der Politik vieles hochgepuscht, denn aus der Angst der Leute lässt sich leider immer (noch) Kapital schlagen.
Ich selber bin ja noch ned lange hier auf dieser Seite, auch befasse ich mich eigentlich erst seit kurzem mit diesem Thema und deren Problematik, weil ich selber auch betroffen bin. Mir ist aber aufgefallen, das sich keine/r der Transidenten Personen selber für Krank hält (ich mich selber eingeschlossen) und das der Ruf nach Depatholoisierung immer da war. Nunja jetzt wird das von einer Seite "gefordert" und jetzt ist es auch ned Richtig.
Ich denke, in der WHO (World Health Organization) sind genügend Leute mit Kompetenz, denen es sicher ein Anliegen ist und auch immer sein wird, das ein oder eine Transsexuelle/r ihren Weg gehen können ohne es aus der eigenen Tasche bezahlen zu müssen. Die auch sicherlich wissen was sie tun und denen es auch sicher bewusst ist was passieren wird wenn ma TS aus dem ICD10 streichen würde. Welche Konsequenzen Transidente Personen zu tragen hätten.
Wer weiss was die WHO macht, ob überhaupt etwas gemacht wird. Ich persönlich denke ned. Da die EU alleine zu wenig Gewicht hat hier etwas zu bewirken. Es geht ja nicht nur um Europa. Und manche denken wohl, Europa hat in der Welt grosses Mitspracherecht.
Fakt ist, das es um eine Empfehlung geht, nichts weiter. Und sollte sich was ändern, sollte die WHO wirklich TS aus dem IDC 10 streichen dann wird es wohl eine andere Regelung geben.
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RE: Depathologisierung
03.11.2011, 21:19
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 03.11.2011, 21:22 von Dodo.)
Ich werfe jetzt nur dass hier mal ein.
Das Europäische Parlament hat am 28. September einen Resolutionsantrag zur Diskussion über Menschenrechte, sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität bei den Vereinten Nationen beschlossen. Absatz 13 verurteilt, dass Homo-, Bi- und Transsexualität in einigen Ländern – auch innerhalb der EU - noch immer als Geisteskrankheit betrachtet werden und fordert „im Speziellen die Depsychiatrisierung der Transsexualität“ (Die Pathologiserung des Transvestitismus durch den ICD wird nicht angesprochen). Darüber hinaus fordert das Parlament die Vereinfachung des Geschlechtswechsels und die Abdeckung der Kosten durch die Sozialversicherung.
Quelle: http://transgender.at/presse/shownews.cgi?id=1126759135
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RE: Depathologisierung
Die Debatte in diesem Thread beruft sich auf diesem Artikel http://diestandard.at/1319181481300/Welt...ssexuellen
Und in diesem Artikel : Entpathologisierung von Trans-/Personen
Im Europäischen Parlament wurde im September 2011 durch eine Kooperation mehrerer Fraktionen mit der LGBT-Intergroup eine Entschließung verabschiedet, in der die EU-Abgeordneten die UNO aufforderten, der Pathologisierung von Trans-Personen ein Ende zu setzen. Bei der Überarbeitung des ICD-10, die seit 2007 stattfindet, ist auch die EU-Kommission direkt einbezogen.
Dieser Artikel bezieht sich auf
http://www.europarl.europa.eu/sides/getD...-2011-0523
Punkt 13
wenn ich mich ned irre.
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RE: Depathologisierung
(03.11.2011, 20:10)Angelika schrieb: (02.11.2011, 22:53)Mike-Tanja schrieb: Mir reicht es, wenn mir auf der Straße jemand spöttisch "Schaut's da rennt so a g'störte Transen!" nachruft, und ich kann nicht einmal sagen, dass er lügt, da F-64.1 ja eine im offiziösen Register der diagnostizierbaren Krankheiten verzeichnete "Psychische oder Verhaltensstörung" ist.
Denkst Du das das anders wäre, wenn F 64.1 nicht im ICD stünde?
[hier gekürzt]
Wenn es hier um die Akzeptanz geht, dann müssen wir woanders ansetzen und nicht beim ICD. Hier geht es um gesellschaftliche Aufklärung und nicht um Depathologisierung. [Rest gekürzt]
Sicher, Du hast Recht, auf Vorurteile hat der Inhalt des ICD keinen wirklichen Einfluss. Aber wäre Transvetitismus keine psychiatrische Diagnose mehr, könnte ich zu dem/der Spötter/in einfach "Papp'n halten, du redest Blödsinn!", sagen. Derzeit müsste ich mir eventuell entgegenhalten lassen, dass ja nur die Wahrheit (wenn auch eher uncharmant formuliert) ausgesprochen wurde. Denn im medizinisch-normativen System des ICD-10 bin ich psychisch krank bzw. leide an einer Verhaltensstörung.
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RE: Depathologisierung
(03.11.2011, 16:28)Chiara09 schrieb: Ich habe mir jetzt diese Disskusion mehr mals durchegelesen und ich war auch gestern im Chat mit dabei. Leider muss ich sagen, das hier, sei es im Thread hier oder auch gestern im Chat mehr Parteipolitik betrieben wird und wurde, anstatt das man sachlich blieb und bleibt. Ich für meinen Teil halte das Thema für den Moment etwas hochgepuscht. Aber leider wird in der Politik vieles hochgepuscht, denn aus der Angst der Leute lässt sich leider immer (noch) Kapital schlagen.
[hier gekürzt]
Ich denke, in der WHO (World Health Organization) sind genügend Leute mit Kompetenz, denen es sicher ein Anliegen ist und auch immer sein wird, das ein oder eine Transsexuelle/r ihren Weg gehen können ohne es aus der eigenen Tasche bezahlen zu müssen. [Rest gekürzt]
Nun, letzterem stimme ich zu, die WHO ist aber natürlich kein zur Gänze unpolitischer Verein.
Dennoch hat eine Aufgabe wie die ICD-Erstellung durchaus den Anspruch, rein den Stand der wissenschaftlichen Diskussion zu spiegeln.
Mit anderen Worten: wenn sich die Kapazunder/innen in WPATH & Co über den Satz "Transsexualismus ist keine Krankheit" einig sind, kann man höchstens politischen Druck ausüben, um den gegenteiligen Satz ins ASVG (oder andere nationale Sozialversicherungsgesetzes) zu schreiben.
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RE: Depathologisierung
(11.11.2011, 11:42)Angelika schrieb: Es geht nicht darum irgendwo ins ASVG zu schreiben, dass TS eine Krankheit ist, es geht darum festzulegen, dass die Sozialversicherungsträger für die Anpassungskosten (HRT, GA-OP, etc.) aufzukommen haben.
Schwangerschaft und Geburt sind auch keine Krankheiten und die KK bezahlen Untersuchungen und Spitalsaufenthalt zur Entbindung trotzdem.
Ja, aber wie ist das jetzt? Ist TS eine "Krankheit" oder nicht? Mich würde vor allem interessieren, wie weit eine Einstufung als körperliche Fehlentwicklung für wirklichkeitsnäher und präziser gehalten wird?
Über die politische Forderung nach sozialer Absicherung, die ich aus Gruppensolidarität natürlich unterstütze, wären wir uns wohl schnell einig.
<ot>Aber einen Satz wie: "Die Leistungen der Krankenversicherung umfassen Krankheitsbehandlung, Gesundheitsvorsorge, Geburtshilfe und die zur Personenstandsänderung transidenter Personen erforderlichen medizinischen Behandlungen" im ASVG halte ich in Zeiten der Diskussion über massive Leistungskürzungen im Sozialbereich als strategisches Ziel für unerreichbar. </ot>
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RE: Depathologisierung
12.11.2011, 23:52
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 12.11.2011, 23:57 von ChrissieWien.)
(11.11.2011, 11:42)Angelika schrieb: Es geht nicht darum irgendwo ins ASVG zu schreiben, dass TS eine Krankheit ist, es geht darum festzulegen, dass die Sozialversicherungsträger für die Anpassungskosten (HRT, GA-OP, etc.) aufzukommen haben.
Schwangerschaft und Geburt sind auch keine Krankheiten und die KK bezahlen Untersuchungen und Spitalsaufenthalt zur Entbindung trotzdem.
Wow, endlich mal ein Statement von dir, das ich vollinhaltlich unterschreiben kann.
... nur um dann wieder die Gebetsmühle anzuwerfen
(11.11.2011, 19:47)Angelika schrieb: Nur, wie kann die Kostenübernahme dann sichergestellt werden?
Derzeit geht es wohl nur über den ICD und die "Krankheitswertigkeit" von TS.
[...]
Also ist es für TS wohl unumgänglich, dass F 64.0 und auch F 64.2, für TS-Kinder und TS-Jugendliche, erhalten bleibt.
[...]
Hier hätte eine Depathologisierung fatale Folgen für die Betroffenen.
Ja, dann werfe ich auch die Gebetsmühle an:
Wie schon so oft verweise ich darauf, dass die KK per Gesetz auch zur GesundheitERHALTUNG verpflichtet sind. Und dadurch IMHO auch zur Behandlung von TS, auch wenn diese selbst keine Krankheit ist. Denn eine unbehandelte TS führt zu Krankheiten - Depressionen etc.pp. bis hin zum Suzid.
Die KK müssen sich nur an ihre eigenen Regeln halten, bzw. muss man sie darauf festnageln.
Timeo Danaos et dona ferentes!
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