TG und die schwierige Arbeitswelt
RE: TG und die schwierige Arbeitswelt
Beitrag #41

Es scheint, dass die Mehrheit hier kein Coming-out von Trans-Menschen am Arbeitsplatz befürwortet.

Für diese Position gibt es natürlich gute Argumente.

Trotzdem möchte ich noch ein paar Argumente für ein Coming-Out liefern:
  • Ein Verschweigen des Lebensabschnitts im falschen Geschlecht heißt, dass man sich Vorgesetzten oder Kolleg/inn/en nicht restlos anvertrauen kann. Man muss eine gewisse Distanz wahren. Bei Fragen muss man u.U. sogar lügen.
  • Man wird sich immer vor einer Aufdeckung der eigenen Vergangenheit fürchten müssen. Bei jedem Flüstern wird man innerlich zusammenzucken.
  • Im Extremfall wird das eigene Passing zu einer Besessenheit oder zu einem dauernden Stressfaktor (Stimme!), weil es ja "um etwas geht".
  • Es kann sein, dass man sich vom betrieblichen Sozialleben (Kaffeepause, Feiern, Betriebsausflüge) distanzieren muss oder es, aus Sorge vor einem Outing, nicht voll genießen kann.
  • Sollte man doch geoutet oder - etwa durch eine direkte, ungenierte Frage - zum Coming-Out gezwungen werden, ist die eigene Position psychologisch viel schlechter als bei Freiwilligkeit. Da könnte glatt jemand fragen: "Was hat sie/er noch verheimlicht?"
  • Zu glauben, dass man unter einem perfekten Tarnschirm, mit für das Radar unsichtbarer Vergangenheit fliegt, halte ich, wie schon geschrieben, selbst bei erstklassigem Passing für eine (gefährliche) Illusion. Man kann immer durch Zufall, Verrat oder nicht vorhersehbare technische Entwicklungen auffliegen; einer gezielten oder gar professionellen Recherche wird der beste Tarnschirm nicht standhalten. Da muss man gar nicht an so etwas Gravierendes wie eine behördliche Sicherheitsüberprüfung denken.
Meine persönliche Erfahrung (u.a. als gegenüber Vorgesetzten geoutete TG/Tivi) ist, dass man mit Ehrlichkeit und Offenheit nicht schlecht fährt. Ja, das ist eine persönliche Erfahrung, mir ist klar, dass man das auch auf Faktoren wie die Besonderheiten im öffentlichen Dienst oder Zufälle zurückführen kann.

Ein sicheres Kochrezept, das stets gelingt, gibt es in dieser Situation einfach nicht. Aber man sollte auch die Pro-Argumente kennen und erwägen.
- Sag' Du mir, in welche Schublade ich passe! Wave   -
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RE: TG und die schwierige Arbeitswelt
Beitrag #42
Man will als Frau Leben. Nicht als TG oder sonst was.
Und nein man denkt nicht die ganze Zeit daran das man enttarnt werden könnte, man lebt ein ganz NORMALES Leben.

Scheinbar ist das als aussenstehende/r voll schwer zu verstehen. Es ist auch als betroffene voll schwer zu erklären.
T.S.S Big Grin
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RE: TG und die schwierige Arbeitswelt
Beitrag #43
Solange in der Gesellschaft TS - egal ob nun mit oder ohne GaOP - als Krankheit gilt und man sich als TS (inkl NÄ/PÄ) über ein entsprechendes Passing glücklich schätzen kann, dann sollte man diesen Teil des Lebens nicht unbedingt (neuen) Kolleginnen bzw Chefs etc pp auf die Nase binden.

Einem potentiellen Lebensabschnittspartner sagt man das meistens auch nicht in den ersten Tagen des Kennenlernens - wenn man sich jedoch ineinander verliebt hat sollte man sich dem Partner anvertrauen bzw man in der Firma zeigen konnte, dass man quasi unverzichtbar ;-) ist, könnte man darüber nachdenken, es in der Firma zum Thema zu machen; Aber auch da kommt es sehr auf die Firma u/o den Beruf an - doch noch immer eher nein.

Unfruchtbarkeit bei CIS-Leuten oder HIV oder HEP gilt auch als Krankheit und niemand würde das in einer neuen Firma zur Sprache bringen (außer bei HIV/HEP natürlich in Berufen, wo es vom Gesetz her nötig ist, zB in div Gesundheitsberufen), da auch das nur Nachteile - bis hin zum Mobbing, ähnlich wie bei TS - mit sich bringen kann.

Wenn man TG ist und in der "anderen" Rolle lebt bzw darin arbeiten will, dann wird man - so (noch) keine NÄ/PÄ hat - das Thema logischer Weise schon bei der Bewerbung bzw Arbeitsantritt thematisieren müssen, da ja das Erscheinungsbild mit den persönlichen Daten nicht übereinstimmt...
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RE: TG und die schwierige Arbeitswelt
Beitrag #44
(03.12.2015, 14:30)Mia schrieb: Man will als Frau Leben. Nicht als TG oder sonst was.
[hier gekürzt]

Darum geht's hier ja gar nicht. Es geht nicht darum, wer man jetzt innerlich und äußerlich ist. Das sollte eh klar sein, sonst ist das ein Problem. Es geht darum, wie und als wer man die ersten fünfzehn, zwanzig, dreißig Jahre seines Lebens verbracht hat. Und um die Frage, ob man dazu steht oder versucht, die Vergangenheit zu verdrängen.

Man muss doch nicht "als TG" leben, bloß weil man bei passender Gelegenheit darüber spricht, früher in einer anderen, falschen Geschlechtsrolle gelebt zu haben!
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RE: TG und die schwierige Arbeitswelt
Beitrag #45
Das is jedermenschs eigene Entscheidung ob er_sie darüber erzählt.
Ich wüsst auch nicht, dass ich jemals mit einer Chefin darüber geredet hätt was ich so mit 15 gemacht hätte ~.~
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RE: TG und die schwierige Arbeitswelt
Beitrag #46
Mike-Tanja sobald das bekannt wird wirst du immer als schräger Typ gesehen und nicht mehr als Frau. Ich hab das schon mehr als einmal erlebt, nicht beruflich aber privat. Beruflich dürfte es das gleiche in grün sein.
Du bist dann für die anderen Leute ein anderer Mensch. Und da ist es egal wie lange das ganze zurück liegt.

Glaubst du wieso die meisten alles daran setzen unerkannt zu bleiben.
T.S.S Big Grin
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RE: TG und die schwierige Arbeitswelt
Beitrag #47
(03.12.2015, 19:58)Mike-Tanja schrieb: ... Man muss doch nicht "als TG" leben, bloß weil man bei passender Gelegenheit darüber spricht, früher in einer anderen, falschen Geschlechtsrolle gelebt zu haben!

Mann muss natürlich nicht, jedoch wird man dann von der - überwiegenden - KollegInnenschaft nicht mehr als das gesehen, was man im Grunde nun ist, also eben Frau (bei m2f) oder Mann (bei f2m), sondern TS/TG; Nicht wir (zB angepasste TS) "leben dann als TG", sondern die anderen "sehen uns dann als TG" bzw "machen uns dann zu TG"; Mit eben allen - hier eher unschönen - "Nebenwirkungen", die das mit sich bringen kann...

Wie gesagt überwiegend, es gibt doch einige CIS-Leute, die das - zB nach einem Coming-Out - nicht so "negativ" registrieren und tatsächlich ganz normal mit einem umgehen; Aber das ist hier nur der berühmte Tropfen auf dem heißen Stein...

(03.12.2015, 23:16)Mia schrieb: Heute hab ich sie wieder mal gehört, die Frage die ich eigentlich nicht hören will.
Du wärst so eine tolle Mama, wieso hast du keine Kinder? ...

Sorry, dass ich das aus einem anderen Thread hier her verfrachte, aber passt sehr gut dazu...

Das hört man nämlich - vor allem wenn man (noch) im entsprechenden Alter ist - ziemlich oft, von eben auch KollegInnen; Da hilft dann nur die gute Mine zum "ungerechten" Spiel; Es gibt viele, hier also auch CIS-Leute, die eben Probleme haben, Kinder zu bekommen, obwohl sie sich welche wünschen würden; Auch diese "spielen" dann mit und man hört übliche Ausreden...

Ist die KollegInnenschaft schon "eingeschworener", und man erzählt dann, dass man eben keine eigenen Kinder bekommen kann (der explizite Grund - TS, in unserem Fall - muss da noch immer nicht genannt werden), dann gibt es freilich immer wieder Mitleidsphasen von den anderen aus; Vor allem wenn es bei anderen zu Schwangerschaft/en bzw eben Kind/ern kommt - aber bezüglich dieses Themas legt sich dann auch das; Und schließlich gibts auch - wie üblich, bei allen Themen, zumindest am Anfang - gut gemeinte Angel Tipps usw usf...

Schafft man es tatsächlich, ein Kind bzw Kinder zu adoptieren, dann ist die Situation von "unerkannen" TS aber auch genauso wie eben bei (unfruchtbaren) CIS-Leuten, die eben auf diese Weise eine Familie gründen...
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RE: TG und die schwierige Arbeitswelt
Beitrag #48
Na gut in dem Fall kam das von jemanden der Bescheid wusste. Ist trotzdem ungut.
Aber es ist ja keine Lüge wenn man sagt das man keine bekommen kann und nachgefragt wieso hat noch nie wer.
T.S.S Big Grin
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RE: TG und die schwierige Arbeitswelt
Beitrag #49
Ich bin PÄ und GaOP und würde NIEMALS in Gottesnamen auch nur ein Sterbenswort über meine (absolut verhasste) männliche Vergangenheit erwähnen. Eher kündige ich meinen Job von selbst als dass ich das jemals zu einem Thema machen würde.

Wennn mich jemand dannach fragt, frag ich zurück ob er nicht mehr alle Tassen im Schrank hat und lache ihm aus.
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RE: TG und die schwierige Arbeitswelt
Beitrag #50
Also aus meiner Warte, weil ja das Arbeitsouting grundlegenden seit kurzem durch ist und es für mich keinen anderen Weg gab als ein CO da ich ja nun anders angesprochen werden möchte. Im Prinzip ist es mir egal ob sie mich als TS oder Frau sehen. Hauptsache nicht mehr als "Mann" (und viele kennen mich schon über 15 Jahre, bin seit der Lehre beim selben Arbeitsgeber (fast 20 Jahre) und 15 Jahre bei der selben Abteilung). Es sind Arbeitskollegen, ich will mit niemandem ins Bett, von daher ist es mir wirklich egal wie man mich nun sieht, solange man mich jetzt mein Leben leben läßt. Wird mir ja nun keiner unter die Nase reiben ständig das ich TS bin. Ich merke trotzdem bei manchem das er mich nun "sanfter" behandelt, obwohl ich doch erst ab Montag "anders" erscheine. Das eine Mädel in der anderen Abteilung (aber fast selbe räumlichkeiten) findet es glaub ich gut ne "gleichgesinnte" zu haben, weil sie nun auffällig oft in unserem Büro ist. Find ich soweit alles gut wies ist ^^

Würde der unwahrscheindliche Fall eintreten das ich die Firma wechseln würde, würde ich es niemals jemanden unter die Nase reiben. Müßt ichn schönen Vogel haben ^^ Wenn alles umgeschrieben ist tu ich so als hätte es keine männliche Vergangenheit gegegen. Und die Vergangenheit würde halt so erzählt maximal als wäre ich als Frau geboren worden. Aber der Fall wird eher nicht eintreten, wie schon irgendwo wieder kürzlich erwähnt wurde, öffentlichen Dienst aufgeben, auch noch wenn man vertragsbediensteter ist, wäre nicht wirklich gescheit und man sollte sich glücklich schätzen in der heutigen Zeit, sowas zu haben.
mfg Rea Heart
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