Wie gefährlich ist Transsexualität?

[Rabenmädchen]

Gutes Passing mag helfen, als „gegengeschlechtliche Person“ gesehen zu werden.
Es macht den Menschen jedoch nicht besser.
Eine nervende Tusse ist eine nervende Tusse, egal ob cis oder trans.
Ein egomaner Kerl ist ein egomaner Kerl, egal ob trans oder cis.
 
Ich frage mich, warum manche trans Menschen – insbesondere YTrInnen – so viel Aufwand betreiben, um als gegengeschlechtlich gesehen zu werden, nur um dann laut herauszutröten, dass sie trans sind?
Um Kommentare zu ernten, wie toll und wie echt die „Anpassung“ oder „Umwandlung“ gelungen ist?
Wie klein muss ein Ego geworden sein, dass es diese Art von Bestätigung braucht?
 
Warum geben trans Menschen so viel Individualität auf, um in der Masse zu verschwinden?
 
Perfekt gestylt, perfekt geschminkt, perfekt gekleidet, perfekt sprechend, alles muss einer Perfektion entsprechen, die von außen, nämlich der Kosmetikindustrie, der Kleidungsindustrie usw. als perfekt weiblich vorgegeben wird.
 
Inklusive dem hohlen und nie einklagbaren Versprechen, dass dadurch eine höhere Lebensqualität erreicht wird.
 

[Sunburst]

(19.03.2021, 09:37)Rabenmädchen schrieb: Ich frage mich, warum manche trans Menschen – insbesondere YTrInnen – so viel Aufwand betreiben, um als gegengeschlechtlich gesehen zu werden, nur um dann laut herauszutröten, dass sie trans sind?
Um Kommentare zu ernten, wie toll und wie echt die „Anpassung“ oder „Umwandlung“ gelungen ist?

Yap. Das ist alles nicht neu. Es sind einem schon immer welche mit ihrer Lebensgeschichte auf den Keks gegangen und haben sich so Anerkennung erhofft.

Von meiner Seite aus sicherlich weniger. Ich wußte das nicht sonderlich zu schätzen. Geschweige daß mein eigener Lebensweg etwas anders aussah. Das haben die nicht verstanden

Allerdings war Stealth zu meiner Zeit noch wie Marmelade an die Wand zu nageln

[Rabenmädchen]

Ich stimme Kosmonautin vollkommen zu:

(18.03.2021, 21:09)Kosmonautin schrieb: Es gibt Statistiken die besagen dass suizidgefährdete Transidente oft nur eine (1) Freundin oder Bezugsperson brauchen um die Gefahr fast auszuschalten.

So etwas kenne ich aus meinem Bekanntenkreis.

Ein Biker hatte sich als trans Frau geoutet.
Ziemlich am Anfang ihres Alltagstests und mit recht männlichem Körperbau besuchte sie einen Motorradladen.
Einige Tage später kam einer ihrer Bikerfreunde (sehr männliches Äußeres, in einem sehr männlichen Beruf tätig) in den Laden und wurde vom Besitzer angesprochen:
„Du, was ist den mit der (hier folgte der männliche Name der trans Frau) los?“

Ihr Kumpel antwortete trocken:
„Die ist jetzt ne Frau.
Was eine Frau ist, das weißt du, ja?
Das da hinten, deine Angestellte, das ist eine Frau.
So was ist sie auch.“

Damit war das Thema ganz schnell durch.

Wenn „der Wunsch, im anderen Geschlecht zu leben und anerkannt zu werden“ von den im Leben wirklich wichtigen Menschen erfüllt wird, braucht es kein perfektes Passing.

[chipsi]

Ich finde es ist alles nicht so einfach. Gesellschaftliche Akzeptanz ohne wenn und aber, unabhängig vom Passing, ist ein schöner Gedanke, dem kann ich mich auch voll anschliessen. Das Problem ist halt die Realität.

Mit schlechten Passing wird man verwunderte Blicke ernten, manchmal vielleicht offene Ablehnung und dgl., und bei Bewerbungsgesprächen in manchen Branchen eher schlechtere Karten haben. Nun kann man darauf hinarbeiten die Gesellschaft zu verändern, das geht - wenn überhaupt - aber auch nicht von heute auf morgen. Angenommen ein Kind sagt zu seiner Mama: 'Warum hat der Mann ein Kleid an?' kann man das Kind nicht für diese Aussage verurteilen, weil es das sagt was es sieht (die Reaktion der Mama ist dann wieder eine andere Geschichte, das ist auch klar).

Letztlich bleibt ein Zwiespalt der einfach vorhanden ist. Es ist nicht möglich und auch gar nicht zwangsläufig von allen erstrebenswert, perfekt zu 'passen'. Es wird aber auch nicht möglich sein von allen immer und überall und heute 100%ige Akzeptanz einzufordern. Das ist die Realität, zumindest so wie ich sie mitbekomme.

Wie man damit umgeht ist vermutlich der springende Punkt. Das ist auch das einzige was ich selbst bis zu einem gewissen Grad steuern kann. Ich kann ja nicht meine Mitmenschen 'verändern' und ich kann auch nicht mein Passing nach Belieben steuern, jedenfalls kann das nicht jede. So zu tun als ob Äusserlichkeiten und dlg. keine Rolle spielen, wäre halt auch sehr naiv.

Es ist ein bisschen so wie mit dem Geld. Man kann auch sagen Geld ist nicht wichtig. Wenn ich aber gar kein Geld habe und auf der Strasse stehe, na dann viel Spaß.

Um bei dem Beispiel mit dem Kind zu bleiben, ich könnte bspw. erwarten dass die Mama dem Kind erklärt was eine Transfrau ist, was aber auch nur funktioniert wenn das Kind alt genug ist das zu verstehen. Das ändert dann aber nichts daran dass ein anderes Kind in einer anderen Situation wieder dasselbe sagt. Mit schlechten Passing muss man mit solchen Situationen dann eben umgehen und milde lächlen können, da hilft auch die geforderte gesellschaftliche Akzeptanz nichts.

[Rabenmädchen]

Kinder sind gute Indikatoren.
Sie nehmen vieles anders wahr als Erwachsene und sprechen es meist unbedarft aus.

Wie war es denn vor gar nicht so langer Zeit?
Ein Kind sieht zum ersten Mal real einen schwarzen Menschen.
Es sagt zur Mama „Mama, der Mensch ist schwarz!“
Und Mama antwortet „Ja, der kommt aus Afrika, da sind alle schwarz“.

Wie war es später?
Ein Kind sieht zum ersten Mal real einen schwarzen Menschen.
Es sagt zur Mama „Mama, der Mensch ist schwarz!“
Und Mama antwortet „Das ist kein Mensch, das ist ein Untermensch“.

Und noch später?
Ein Kind sieht zum ersten Mal real einen schwarzen Menschen.
Es sagt zur Mama „Mama, der Mensch ist schwarz!“
Und Mama antwortet „Ja, wie Roberto Blanco. Manche Menschen haben eine schwarze Hautfarbe“.

Wie ist es heute?
Ein Kind sieht zum ersten Mal real einen schwarzen Menschen.
Es sagt zur Mama – nichts.
Weil es selbst in seinem kurzen Leben viele Menschen gesehen hat, die verschiedener Hautfarbe sind.
Es ist für das Kind völlig normal.

Zugegeben, das ist der Idealfall.
Schön, wenn das normal wäre. Auch bei trans Menschen.

[Kosmonautin]

Das ist jetzt wieder die Passing Diskussion. Menschen geben das Leben aber auf wenn sie sich schlecht fühlen, einsam, etc. Nochmal. Ich glaube nicht dass Menschen einsam sind weil sie hässlich sind, sondern weil es aus irgendwelchen depperten Gründen wichtig ist nicht hässlich zu sein.

Zitat: ...Wie man damit umgeht ist vermutlich der springende Punkt...

Eben, und wie sehr es KEIN Thema mehr ist. Und wie wir mit Dingen umgehen können hat sehr damit zu tun wie unser Leben um uns aussieht. Probleme verhundertfachen sich wenn man sie alleine immer und immer wieder wie ein Mantra widerholt. Da können Freunde, die das gleiche fühlen sogar sehr hinderlich sein, weil man sich diese Gedanken dann wie beim Ping Pong hin und herschiebt. Oder hier im Forum...

Zitat: ...Das ist auch das einzige was ich selbst bis zu einem gewissen Grad steuern kann...

Nnnjjain.
Du? Ich hoffe es. Man? Oft nicht, wenn in dieser Spirale gefangen, die von äußeren Einflüssen immer wieder gefüttert wird.

Zitat: .. Es wird aber auch nicht möglich sein von allen immer und überall und heute 100%ige Akzeptanz einzufordern. Das ist die Realität, zumindest so wie ich sie mitbekomme...

Ich nehme 50%, mit Handkuss und Purzelbaum. Und stimmt, wir nehmens alle anders war und deshalb darf man die nicht vergessen denen es schlechter geht als Dir und mir. Unsere eigenen Anektoten haben im Großen und Ganzen ja kein Gewicht. Wir stehen gerade wo? 43% Selbstmorde? Das exkludiert uns - hier im Forum - ja (noch).

Zitat: ...Es ist ein bisschen so wie mit dem Geld. Man kann auch sagen Geld ist nicht wichtig...

Nein ists nicht. Das sind zwei völlig verschiedene Dinge. Geld wird dir kaum helfen dich besser zu fühlen mit dir selber, und gesellschaftliche Akkzeptanz bringt auch keine Butter aufs Brot. Bleiben wir beim Thema.

Dieses - für andere passen müssen - füttert das Problem nur, glaube ich. Wir machen es uns gegenseitig nur schwerer. Es ist auch hier im Forum sicher das Thema Numer 1. Passing sollte nicht der Grund sein warum wir nicht das sein dürfen als was wir uns fühlen. Es darf gar keinen Grund geben. Das ist viel zu binär (Geschlechtlich) gedacht. Die Gefühle einzelner stell ich nicht in Frage, aber irgendwie gehen wir mit dieser Diskussion hart am Thema vorbei. Ich hab mich da auch grad was Verzettelt. Sorry.    Sollte aufwachen bevor ich schreib. Lass es trotzdem mal stehn.

[Rabenmädchen]

Ich muss die alten Hasen hier um Verzeihung bitten.
Für euch mag die Passing-Diskussion ein alter Hut sein, für mich ist sie neu.
Ich taste mich mit viel Tryanderror in das hinein, was für mich passt.
 

(19.03.2021, 12:20)Kosmonautin schrieb: Ich glaube nicht dass Menschen einsam sind weil sie hässlich sind, sondern weil es aus irgendwelchen depperten Gründen wichtig ist nicht hässlich zu sein.
…
Probleme verhundertfachen sich wenn man sie alleine immer und immer wieder wie ein Mantra widerholt. Da können Freunde, die das gleiche fühlen sogar sehr hinderlich sein, weil man sich diese Gedanken dann wie beim Ping Pong hin und herschiebt. Oder hier im Forum...
 

 
Da bin ich absolut deiner Ansicht.
 

(19.03.2021, 12:20)Kosmonautin schrieb: Wir stehen gerade wo? 43% Selbstmorde? Das exkludiert uns - hier im Forum - ja (noch).
 

 
Diese Zahl erschreckt mich.
Hast du da eine Quelle?
 

(19.03.2021, 12:20)Kosmonautin schrieb: Dieses - für andere passen müssen - füttert das Problem nur, glaube ich. Wir machen es uns gegenseitig nur schwerer. Es ist auch hier im Forum sicher das Thema Numer 1. Passing sollte nicht der Grund sein warum wir nicht das sein dürfen als was wir uns fühlen

 
Auch hier stimme ich dir völlig zu.
 
Eigenartigerweise äußern sich in Foren und fb usw. fast nur trans Menschen mit perfektem Passing und super Stealth.
Bei Stammtischen oder CSD sehe ich dann bis auf ein paar DragQueens zum größten Teil Menschen, deren „Ursprungsgeschlecht“ bei aller Bemühung, es zu verbergen, dennoch leicht zu erkennen ist.
Oder erkennen trans Menschen andere trans Menschen eher?
 
 
Transsexualität ist imho gefährlich, wenn zwei Besonderheiten (es Störungen ex Erkrankungen) zusammenkommen.
Zum einen die geschlechtliche Inkongruenz der Seele mit dem eigenen Körper und zum anderen ein deutlich verringertes Selbstwertempfinden.

Da stimme ich Kosmonautin zu.
Um der Transsexualität ihre Gefährlichkeit zu nehmen, braucht nur ein liebevoller Mensch mich so anzuerkennen, wie ich bin.
Im Idealfall bin dieser Mensch ich selbst.  

[chipsi]

(19.03.2021, 13:23)Rabenmädchen schrieb: Ich muss die alten Hasen hier um Verzeihung bitten.
...

Nein, musst du nicht. 

Dieses Forum ist genauso sehr dein Forum und lebt auch von deinen Beiträgen und du kannst über alles schreiben was für dich wichtig ist oder dich interessiert.

[Kosmonautin]

Gibts nix zu verzeihen. 43% bezieht sich auf eine Art Höchstschätzung und beinhaltet Selbstmorde und Selbstmordversuche unter TG Menschen. Hätte ich klarer sagen können. Trotzdem ists sehr sehr hoch, war angeblich in den 90er Jahren noch bei 50%. Gibt auch Studien dass unter TG Jugendlichen 2/3 sich irgendwann auf irgendeine Art selbst verletzen weil die Umstände/Umgebung etc. nicht „hilfreich“ sind oder schlimmeres.

Ich glaub einen Link habe ich oben schon gepostet, gibt es aber massig leicht zu finden.

[Rabenmädchen]

(19.03.2021, 13:43)chipsi schrieb:

(19.03.2021, 13:23)Rabenmädchen schrieb: Ich muss die alten Hasen hier um Verzeihung bitten.
...

Nein, musst du nicht. 

Dieses Forum ist genauso sehr dein Forum und lebt auch von deinen Beiträgen und du kannst über alles schreiben was für dich wichtig ist oder dich interessiert.