Depathologisierung - Stoppt F64.0
RE: Depathologisierung - Stoppt F64.0
Beitrag #88
(11.03.2012, 16:58)Mike-Tanja schrieb: Ja, was dort passiert - und vor allem: warum es passiert! - ist nicht abschließend geklärt.
Womit du, nebenbei bemerkt, deiner ganzen Argumentation die gesamte Grundlage entziehst.
Kein seriöser Mediziner oder Wissenschaftler wird eine Diagnose stellen oder eine Neuklassifizierung vornehmen, nur auf Grund von Mutmaßungen und Erwartungen oder Wunschdenken.
Solange wir die Geheimnisse des menschlichen Gehirns nicht entschlüsselt haben, bleibt uns nichts anderes übrig als auf Grundlage der uns bekannten Fakten von einer Psychischen Störung auszugehen.
Ob der Zustand von den Betroffenen selbst nun als krankhaft empfunden wird oder nicht spielt dabei genauso wenig eine Rolle, wie ob man den Begriff Psychische Störung emotional behaften will oder nicht.

(11.03.2012, 16:58)Mike-Tanja schrieb: Falls das psychische Selbst-Empfinden (jedenfalls zu wesentlichen Teilen, der Rest ist wahrscheinlich Erziehung) von der entwickelten physischen Gehirnstruktur abhängen sollte, wäre es aber so, dass dies der feste, der unabänderliche Faktor in der Gleichung ist, denn das Gehirn kann man nicht nachträglich umbauen.
Nun, wenn man die Gehirnstruktur bis ins Detail aufschlüsseln könnte und man würde tatsächlich Unterschiede zwischen normalen Menschen und Transsexuellen finden, wäre das ein neurologischer Defekt. Ob das nun wirklich besser wäre, weiß ich nicht, da viele Psychische Störungen ihre Ursache in neurologischen Defekten haben. An der abschließenden Diagnose würde das wenig ändern.
Aber vielleicht fühlen sich ja einige besser mit der Aussage: "Dein Gehirn hat einen Defekt." als mit der Aussage: "Deine Geschlechtsidentität ist gestört."

(11.03.2012, 16:58)Mike-Tanja schrieb: Geht man vom Gehirn aus, dann ist bei Trans*Menschen der Körper "falsch" (---> körperliche Fehlentwicklung). Dann kann das Individuum nur versuchen, entweder den Körper dem Selbst-Empfinden so weit als notwendig anzupassen (das wird bei der Behandlung Transsexueller regelmäßig erfolgreich getan), oder sein Leben halt so zu leben, dass der als "falsch" empfundene Körper erträglich wird.
Eine verführerische Argumentation, die mit Empfindungen spielt. Der Körper wird als falsch empfunden also muß eine Fehlentwicklung des Körper vorliegen. Diese Logik ist aber fehlerhaft. Weder können Emotionen die Grundlage eines Arguments sein, noch können die Empfindungen des Betroffenen das Maß aller Dinge sein. Wenn wir einen Menschen vor uns haben, der genetisch gesehen männlich ist und körperlich gesund ist, er aber zwei neuronale Bahnen hat, die zufällig anders liegen als bei anderen Männern und dieses zu einem Problem in der Selbstwahrnehmung führt kann man nicht von einer Körperlichen Fehlentwicklung reden, sondern nur von einem neurologischen Problem.
Ziel der Medizin müßte es dann sein das Problem zu beheben, aber dies ist nach dem jetztigen Stand nicht möglich, da uns a) das Wissen um die Struktur des Gehirns fehlt und b) die technischen Mittel um Operationen auf neurologischer Ebene durchzuführen.
Also wählt man den Ausweg, die Realität so weit es geht an die Selbstwahrnehmung anzupassen. Da es bedeutend einfacher ist den Körper zu modifizieren als das Gehirn.

(11.03.2012, 16:58)Mike-Tanja schrieb: Letzteres ist auch das, was körperbehinderte Menschen tun müssen: sich mit einem als unbefriedigend empfundenen physischen Zustand (z.B. durch Kompensation, Psychotherapie, Psychopharmaka) abzufinden, jedenfalls damit leben zu lernen.
Also das ist ja nun wirklich absoluter Blödsinn. Zum einen würde ich mich niemals erdreisten Transgender mit körperlich beeinträchtigen Menschen zu vergleichen. Diese Menschen sind leider alle, bis auf wenige Ausnahmen, auf die Hilfe ihrer Mitmenschen angewiesen, sonst können sie ihren Alltag nicht bewältigen. Transgender hingegen können ihren Alltag ohne Hilfe meistern. Zum anderen würde ich mir niemals anmaßen darüber zu urteilen, wie diese Menschen ihr Schicksal handhaben oder empfinden und wie sie psychisch damit zu recht kommen. Oder ob ihr Leben nur mit Psychopharmaka erträglich ist.
Also würde ich meine Worte in Zukunft mit Bedacht wählen, du weißt schließlich nicht, wie viele Menschen mit Behinderung hier ins Forum schauen und du weißt auch nicht wie viele Userinnen hier Angehörige mit Behinderungen haben und ob sich nicht jemand von solchen Worten verletzt fühlen könnte.
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