Was würdet ihr machen, wenn ihr einen weiblichen Körper hättet?

[Bonita]

Du siehst das - objektiv - so weil Du es so - subjektiv - sehen willst (oder musst)...

[Patricia1975]

Lassen wir mal die Ursachen für Transsexualität/Transidentität weg. Werden wir nicht lösen können und hat womöglich bei jedem andere Ursachen. Meine Mutter musste während sie zu schwanger war weibl. Sexualhormone einnehmen wg. einer mögl. Fehlgeburt. Meine Fachkraft in Luinz ist fest der Überzeugung, dass dies der Grund ist. Punkt. Und mein Zeigefinger-Ringfinger-Verhältnis würde auch sehr deutlich zu einer Frau passen - sehr deutlich. Mein Fallführer in Wien sieht das wieder ganz anders und will gar nichts von Ursachen wissen. Und mir ist es mittlerweile egal.

Also worum gehtsd? Wir haben das biolog. Geschlecht. Das gibt es und sollte nicht negiert. Auch von den polit. AktivistInnen nicht.

Dann haben wir da noch das "gender", jenes ungreifbare sozialisierte Geschlecht, auf das alle seit 10 Jahren ganz geil sind. Ui, klingt das etwa negativ? Das Problem dabei ist, dass damit oft auch zu viel begründet wird und alles Schuld der Gesellschaft ist. Sorry, aber ich lehne diese Ablehnung des freien Willens ab.

Und die meisten vergessen, dass wir ein Bewusstsein haben, mit dem wir geboren wurden. Wie jedes Lebewesen unterscheiden wir uns dadurch auch. Und dieses Gefühl, dieses Bewusstsein sehe ich als ausschlaggebend für uns TI/TS.

Was ließ mich schon als 5jährigen spüren, dass ich anders bin und nicht zu den Jungs passe? Ich denke nicht dass zu dem Zeitpunkt der Einfluß der Gesellschaft schon groß genug war.

[Chiara D.]

Entfernt,da 100% Offtopic.

[Sunburst]

(08.11.2017, 01:13)Eva_Tg schrieb: ich habe mir mal ein kleines Gedankenexperiment überlegt und bin auf den Ausgang gespannt.

Ob Ärzte sich so egal ob TS oder IS Patienten gegenüber verhielten? Aber schön...

Zugleich muß ich mich in Sachen IS für befangen erklären. Ich bin da mal mit welchen aneinandergeraten, die ziemlich transphob waren. Die hatten ihr Geschlecht in einem ganz makaberen Sinne "verordnet" bekommen, hielten das aber wohl trotz aller vordergründiger Kritik doch für "normal". Und so glaubten die dann auch, mit anderen Leuten umspringen zu dürfen.

Aber viel schlimmer ist, daß ich mal was mit einem IS Jungen hatte. Der hatte zwar einen dieser einschlägigen genetischen Befunde, aber hätte er mir nichts gesagt, wäre ich niemals auf die Idee gekommen. Und wir kamen uns einige Monate lang doch sehr oft körperlich sehr nahe Das Problem war nur, spätestens nachdem er mich mit zweiten Typen betrogen hatte, hatte ich fertig.

Zitat:Was würdet ihr mit diesem Wissen anfangen?

Es hätte mir Angst gemacht. Definitiv.

TS zu sein war für mich schießlich völlig ok. Ich wollte gar nichts anderes sein. Das war für mich kein "Mangelzustand" oder "Behinderung", wie das manche für sich sahen. Wäre ich nicht TS, dann wäre ich nicht ich.

(Den Begriff "non-binary" gab es damals noch nicht, aber von meiner Art zu denken wie meinen Gefühlen her war ich schon fast da. Dazu kamen freilich sehr scheußliche Erfahrungen mit Ausgrenzungen, aufgrund derer ich gar nichts anderes erwartete als in egal welcher Zweigeschlechterordnung niemals einen Platz zu finden.)

Daß ich keine Biofrau war, war ja wohl an meinen primären und sekundären Geschlechtsmerkmalen deutlich genug zu erkennen. Warum dann so ein Bohai über tertiäre und noch weiter nachgeordnetere Erscheinungen? Mein Aussehen mag ja auch pre-HRT schon ganz nett gewesen sein, aber mehr eben auch nicht.

Hätte es gravierendere IS Diagnosen gegeben, hätte ich befürchtet, daß es das nur schwieriger macht.

Aber schon klar, in der Zeit vor dem TSG hatten einige den Dreh 'raus, irgendwelche zweifelhaften endokrinologischen Tests zu machen, um mit dem Attest ein PStG Verfahren einzuleiten. Andere mußten sich mit einem geschlechtsneutralen Vornamen behelfen. (Wiederum andere hatten einen Namen, den Deutsche ohnehin nicht einzuorden wissen )

Das größte Problem ist aber, nur um das nicht zu unter den Tisch fallen zu lassen, nicht irgendeine körperliche Diagnose, sondern wenn irgendsoeine Nase auf die Idee kommt, man sei aus psychischen Gründen keine geeignete Kandidatin.

Zitat:Würdet ihr jedem erzählen, dass ihr biologisch weiblich seit und all die Probleme nur durch eine Laune der Natur entstanden sind?

Nein. Warum hätte ich mir vielleicht so ½-¾ Jahr post-coming out das Leben schon wieder schwer machen sollen?

Zitat:Wer würde euch glauben?

Schätzungsweise ohnhehin keiner.

Zitat:Würdet ihr euch freuen, dass ihr nicht transident seit, sondern einfach eine Frau seit?

Nein. Wiegesagt, TS zu sein war AOK für mich.

Zitat:Oder wärt ihr traurig, weil ihr und die Ärzte es zwar wissen, aber ihr könnt es niemanden wirklich beweisen?

Nein, warum hätte ich das tun sollen?

Ich hätte wirklich ganz andere Gründe gehabt, mich im Appartement einzuschließen, den Schlüssel wegzuwerfen, und die nächsten 3600 Jahre lang unablässig zu weinen.

Zitat:Würdet ihr euch fragen, warum so was in der Natur überhaupt vorkommt?

Nein. Ganz so naiv war ich nicht.

Zitat:Was würdet ihr dann von so Dingen wie dem Wunschgeschlecht, dem gefühlten Geschlecht oder dem sozialen Geschlecht halten?

Weiß nicht. Warum hätte mich Dein Szenario in dieser Hinsicht überhaupt beeinflußt haben sollen?

Zitat:Und eine Transition macht ihr dann eigentlich auch nicht mehr, weil ihr ja schon längst einen weiblichen Körper habt.

Irgendsoein "kryptisches" IS-Syndrom, das ich hätte haben können oder auch nicht, macht keinen weiblichen Körper. Auf HRT + SRS hätte ich niemals verzichten können. Und die sozialen Aspekte der Transition waren zu der Zeit auch längst gelaufen.

Zitat:Oder würdet ihr die ganze Geschichte einfach vergessen und nicht drüber nachdenken und als vermeintlich transidente Frau weiter durchs Leben gehen?

Ich bin TS, und das nicht nur vermeintlich.

Zitat:Wobei ihr jedes mal, wenn ihr mit transidenten Menschen sprecht, im Grunde wisst, dass ihr nicht dazu gehört.

Wenn ich nicht dazugehöre, dann aus anderen Gründen

Nebenbei zum Titel des Threads:

Zitat:Was würdet ihr machen, wenn ihr einen weiblichen Körper hättet?

Wenn ich das einmal eiskalt wörtlich nehme, dann könnte ich nur sagen, wäre ich eine Cis-Frau, dann wäre das halt so. Ich könnte nur hoffen, daß ich dann kein homo- und transphobes und strikt binaristisches ********* geworden wäre. Aber so wie ich mich kenne, hätte ich ohnehin meinen eigenen Kopf gehabt.

[Danielle Jan82]

Was würdet ihr machen, wenn ihr einen weiblichen Körper hättet?

Als Biofrau hätte ich all das Leid nicht was mich mein ganzes Leben lang schon begleitet aber auch als Trans-Frau wäre ich sehr viel besser dran, was ich tun würde als Frau? Ich würde endlich leben, endlich ein wenig Glück im Leben haben, keinen Krieg mehr gegen mich selber führen, müsste mich nicht mehr verstecken, nicht verstellen, nicht ständig neu anpassen, müsste nicht leiden, ich würde nicht in Einsamkeit versinken, würde mich nicht in die Arbeit flüchten, mich nicht mit Schmerzmitteln zudröhnen, mich nicht selbst verletzen, wäre nicht Depressiv und Suizidgefährdet, hätte nicht ständig starke Stimmungsschwankungen, Angststörungen, ständige Migräne durch den Stress und langsam anfangene andere körperliche Erscheinungen wie Magenprobleme, Rücken und Nackenschmerzen, Muskelkater am ganzen Körper etc. Ich wäre endlich ich selbst, endlich glücklich, endlich mit mir selbst in Reinen und ja mir sind die Risiken, die Kosten und die gesellschaftliche Ächtung voll und ganz bewusst, blöd bin ich ja nicht, auch mögliche negative Folgen die auftreten könnten sind mir bekannt und dennoch wäre es besser für mich, das was du normales Leben nennen würdest ist für mich nichts anderes als ein langsames, qualvolles sterben, Leben ist das was ich jetzt habe jedenfalls keines. Ich habe auch von klein auf nur diesen einen Wunsch, da ist nichts anderes bei mir, endlich Frau sein, wenn das falsch ist, dann ist das eben so. Ich war und bin eigentlich Frau aber leider mit männlichen Körpermerkmalen geboren worden, ich musste mein Leben lang schweigen und Theater spielen um eine Rolle aufrecht zu erhalten und ich habe ein Umfeld das es noch nicht akzeptiert und noch verbietet und das ist schlimm genug auch ohne einen weiteren Hasstext lesen zu müssen. Und um einen drauf zu setzen, ich bin sogar Bi, stehe also auf beide Seiten, ja ja jetzt kommt wieder bestimmt was ala, willst ja nur alles knallen/von allen geknallt werden, freie Auswahl, kannst dich ja nicht mal hier entscheiden, du bist ein Freak etc.

[Sunburst]

Natürlich ist es hart. Ich kann mich erinnern, ich habe damals kurz vor meiner Transition in mein Tagebuch sowas verzweifelt-widersprüchliches gekritzelt wie: तज्जीवितं हन्ति (tajjīvitaṃ hanti "Dieses Leben tötet"). Glücklicherweise war ich kein Jahr später schon post-op und tatsächlich viel entspannter

Das mit der "Orientierung" ist echt nervig. Wie sexbesessen sind angeblich "normale" Leute eigentlich?

Manchmal komme ich mir vor wie bei vor sich hin dilettierenden Hobby-Aquarianern, die einen Fisch und eine Fischin in ihr nasses Verlies werfen, und sich einbilden, denen bliebe ja nichts anderes übrig 

In der idealen Welt hätte man eine doch was größere Auswahl an Leuten, mit denen man zumindest potenziellerweise etwas anfangen könnte.

Leider ist das Problem, man ist nicht nur durch eine "Normalität" eingeengt, die man sogar noch überwinden könnte.

Wie das so mit Sex und Beziehungen läuft fällt für die wenigsten vom Himmel. Da gibt es doch Lern- und Erfahrungsprozesse ab der Pubertät. Später nochmal Neuland betreten wollen die meisten doch gar nicht.

[Geloeschter User]

(28.08.2018, 17:04)Danielle Jan82 schrieb: Was würdet ihr machen, wenn ihr einen weiblichen Körper hättet?

Als Biofrau hätte ich all das Leid nicht was mich mein ganzes Leben lang schon begleitet aber auch als Trans-Frau wäre ich sehr viel besser dran, was ich tun würde als Frau? Ich würde endlich leben, endlich ein wenig Glück im Leben haben, keinen Krieg mehr gegen mich selber führen, müsste mich nicht mehr verstecken, nicht verstellen, nicht ständig neu anpassen, müsste nicht leiden, ich würde nicht in Einsamkeit versinken, würde mich nicht in die Arbeit flüchten, mich nicht mit Schmerzmitteln zudröhnen, mich nicht selbst verletzen, wäre nicht Depressiv und Suizidgefährdet, hätte nicht ständig starke Stimmungsschwankungen, Angststörungen, ständige Migräne durch den Stress und langsam anfangene andere körperliche Erscheinungen wie Magenprobleme, Rücken und Nackenschmerzen, Muskelkater am ganzen Körper etc. Ich wäre endlich ich selbst, endlich glücklich, endlich mit mir selbst in Reinen und ja mir sind die Risiken, die Kosten und die gesellschaftliche Ächtung voll und ganz bewusst, blöd bin ich ja nicht, auch mögliche negative Folgen die auftreten könnten sind mir bekannt und dennoch wäre es besser für mich, das was du normales Leben nennen würdest ist für mich nichts anderes als ein langsames, qualvolles sterben, Leben ist das was ich jetzt habe jedenfalls keines. Ich habe auch von klein auf nur diesen einen Wunsch, da ist nichts anderes bei mir, endlich Frau sein, wenn das falsch ist, dann ist das eben so. Ich war und bin eigentlich Frau aber leider mit männlichen Körpermerkmalen geboren worden, ich musste mein Leben lang schweigen und Theater spielen um eine Rolle aufrecht zu erhalten und ich habe ein Umfeld das es noch nicht akzeptiert und noch verbietet und das ist schlimm genug auch ohne einen weiteren Hasstext lesen zu müssen. Und um einen drauf zu setzen, ich bin sogar Bi, stehe also auf beide Seiten, ja ja jetzt kommt wieder bestimmt was ala, willst ja nur alles knallen/von allen geknallt werden, freie Auswahl, kannst dich ja nicht mal hier entscheiden, du bist ein Freak etc.

Hallo meine liebe, ich finde es schade das du so negativ bist, schau, auch Frauen haben Probleme, wenn du als Frau zur Welt gekommen wärst hättest immer noch mit deinem Leben zu kämpfen! Ein Tipp von mir, lass dich von deiner Vergangenheit nicht in der Gegenwart und Zukunft beherrschen! Als Kind hattest du ja keine Wahl, jetzt entscheidest Du über dein Leben und auch du hast viele Möglichkeiten! Gerade wenn du es gewöhnt bist verstoßen zu werden dann brauchst dich nicht vor einem Outing fürchten, die Annahmen wie es wohl sein wird hast du ja schon im Kopf, lass es Wirklichkeit werden und du wirst sehen das der/die eine oder andere positiv auf dich reagieren wird, die wenigen Menschen im Umfeld machen es aus nicht die negativ denkende Mehrheit! Ob Du Bi, hetero, schwul, was auch immer bist macht doch nichts aus, ich mag auch beide Geschlechter, ist ja nichts schlimmes daran! Glaub mir, nicht nur du hast mit Problemen zu kämpfen, denke lösungsorientiert! ich bin auch nicht die schönste, hatte auch eine sehr schwere Kindheit, mein Vater war schwerer Alkoholiker und hat uns regelmäßig mit Fäusten verprügelt! Meine schwere Kindheit als Ausrede für Schwierigkeiten im Erwachsenenalter heranzuziehen ist nicht der richtige Weg! Mach das Beste aus Dir und du wirst einen Funken Glück erleben! Liebe Grüße, Lexi

[Danielle Jan82]

@Geloeschter User
Da hast du recht, es ist ja auch eine der Gründe weshalb ich so gerne eine Therapie machen würde (Abzusagen war ein Fehler aber ich habe es ja nicht freiwillig getan), weil ich eben viel aufzuarbeiten habe und ja ich gebe auch zu, ich werde mit vielen nicht mehr alleine fertig auch und weil ich ja über fast alles nie jemanden hatte zum reden und ich es immer war der/die für alle anderen stark sein musste, immer da war. Ich habe viel von mir erzählt aber bei weiten nicht alles, manche Sachen sind auch zu schlimm als das ich sie hier öffentlich machen könnte. Das alles ist nicht Folgenlos geblieben. Ich habe auch beschlossen das ich nicht aufgeben möchte was meinen Wunsch angeht, ich bin gerne bereit ihnen noch etwas Zeit zu geben um mich zu akzeptieren und das was ich möchte, ich habe vorher ja nie etwas für mich gewollt und ja das Wörtchen WOLLEN geht mir nicht leicht über die Lippen.
Und ich würde meine Probleme auch niemals über die von anderen stellen, mir bricht es immer das Herz wenn ich andere leiden sehe, ich helfe auch immer gerne wo ich es kann und ich freue mich immer wie eine Schneekönigin mit wenn es mal jemand besser hat bzw. etwas gewünschtes auch klappt.

[Sunburst]

Ironischerweise tauchen solche Dinge in den Biographien vieler Biofrauen auf, also "für andere dasein", "stark sein müssen", "nicht wollen dürfen" etc. etc. Und es fällt ihnen umheimlich schwer, dieses Joch abzuwerfen