Hatte wahrscheinlich eine falsche eigene TG-Einschätzung
RE: Hatte wahrscheinlich eine falsche eigene TG-Einschätzung
Beitrag #48
[Moderation: Zitat repariert; Bonita]
(20.12.2014, 21:14)Pia Jane schrieb: Liebe Jasmin Conny,

Ich finde es richtig, dass Du mit der Hormontherapie aufgehört hast. Wenn Du nicht in Deinem Körper und Kopf wohlfühlst, dann ist diese Weg nicht für Dich. Wie Du hier schreibst, ist es für mich nicht eindeutig, dass Du tatsächlich Transsexuell bist. Es gibt so viele andere Wege durch das Leben zu gehen, um mit sich selbst zufrieden zu sein. Wichtig ist Dich selbst zu lieben wie Du bist. Ich kann Dir nur raten Dich selbst besser kennenzulernen.

Liebe Pia Jane,
danke mal für die Rückmeldung und das Verständnis. Ich wurde durch den Druck des Nichtidentitätsgefühl als Mann in die falsche Vorstellung gedrängt dann unbedingt nur eine Frau sein zu müssen. Ich fand darin Lebenssinn und entwickelte gegen meine sonstige Gleichgültigkeit eine fixe Vorstellung als Frau und konnte mich selbst und Psychiater und Ärzte davon überzeugen.
Ich finde es jetzt im nachhinein gut dass ich mich durch die HRT auf einmal in einem Niemandsland wiederfand und alles nochmals in Frage stellte. Eine gute Freundin griff mich auch scharf an und hielt mir vor ich würde nie eine Frau sein, egal was ich an HRT oder Operationen durchführen würde. Ich gab ihr nach langem Nachdenken auch recht, weil es zwar äußerlich einfach ist eine Frau zu inszenieren, man erfüllt ein paar Dress- und Verhaltenscodes und wird auf einmal als Frau gesehen. Es könnte mir mit etwas Aufwand auch dauerhaft gelingen. Doch das Gefühl einer weiblichen Identität stellte sich für mich nicht ein, dafür fehlten mir ein Hormonzyklus, Eierstöcke, Gebärmutter, Monatsblutung und einfach der weibliche Körper. Mit dieser Selbsttäuschung finde ich auch die Fremdtäuschung unerheblich, ich bin mir aus den Gründen auch der beschränkten Möglichkeit einer physischen Anpassung als Frau bewusst und sehe die für mich einzig richtige Lösung als neutrales oder drittes Geschlecht heute zu schwach vertreten. Historisch wurden Transsexuelle auch immer als Mischwesen oder drittes Geschlecht gesehen und waren mit einer extra sozial anerkannten Geschlechtsrolle verbunden, die heute in einem längeren sozialen Entwicklungs- und Anpassungsprozess erst entstehen müsste.
Durch die Hormone fühlte ich auch, ich bin nicht Herr meiner Gedanken und Gefühle sondern alles, mein Verhalten, meine Wünsche, die sogenannte Männlichkeit oder Weiblichkeit ist einfach ein Produkt der Wirkungsweise von Hormonen. Ist der Wunsch einen radikalen, gefährlichen Weg mit möglichen Schmerzen eher als eine Lösung ohne medizinische Eingriffe zu suchen nicht mehr testosterongesteuert? Das sehe ich bei Transmännern und Transfrauen gleichermaßen so. Die sogenannte Selbstdisziplin, Willenskraft und Entschlossenheit ist vielleicht mehr männlich hormonell bewirkt und hat weniger mit einer freien Entscheidung zu tun.
Ich denke oft an Nathan Verhelst.
http://www.hln.be/hln/nl/957/Binnenland/...atie.dhtml
Er erschien mir im Verhalten als glücklicher stimmiger Mann bis er sich einer misslungenen Operation unterzog und keinen Sinn mehr im Leben fand. War er vor diesem sinnlosen Anpassungschritt kein richtiger Mann, nicht genug männlich, weil nicht mit einem männlichen Sexualorgan? Meiner Meinung nach sind Worte Schall und Rauch, nur das Verhalten, wenn es natürlich und nicht gekünstelt ist, ist echt und wichtig. Die Bezeichnungen Mann, Frau sind solche Hülsen, die eigentlich nichts besagen aber den Schutz einer Geschlechtsidentität vorgaukeln, die es verbindlich meiner Meinung nicht gibt, und wo einfach ein hormonell erzeugtes verschiedenes Geschlechtsempfinden verallgemeinert wird. Da aber jeder abseits der gesellschaftlichen Rolle anders ist, sehe ich wie gesagt mehr künstliche Geschlechterkonstruktion und Anpassung an Klischees als das eigene Selbst zu leben und zu verwirklichen. Die Verführung durch weiblich empfundene Körpermerkmale wie unmännliche Figur, emotionales, zurückhaltendes unaggressives Wesen, Sinnlichkeit, Kontaktsuche, Sinn für Körperlichkeit und Vorliebe für schöne Dinge und Mode, Freude an Bewegung und Tanz hatte ich rein Frauen zugeordnet und bestärkten weiter meine Selbsttäuschung. Dass der Körper dann als falsch empfunden wird, ist die Folge daraus, ein empfundener Ekel und ein Gefühl der Geschlechtsstörung begann. Einen lebenslanger Kampf um totale körperliche Anpassung nur in der anderen Richtung will ich aber jetzt vermeiden. Ich sehe es auch so, dass bei mir eine anatomische Angleichung aus Altersgründen und psychischer Einstellung nicht möglich ist. Künstliche Körperteile sind eine Notlösung für viele, aber ich würde damit langfristig nicht zurechtkommen. Ich fühlte mich jedenfalls nur mehr als Nichts und bedroht im eigenen Körper, wollte auf einmal wieder mein von selbst funktionierendes Hormonsystem zurück und fühlte mich durch dessen Ausfall wie ein belieferungsbedürftiges Mängelwesen. Bei Männern ist der Abbau oder Ausfall des Hormonsystems nicht wie bei Frauen vorgesehen und scheint mir viel zu gefährlich und bedenklich. Warum soll ich mich gegen die Natur stellen, wo ich selbst rein hormonell bestimmt und mein geglaubt freier Wille nur Ausdruck dieser Prozesse ist? Ich fühle mich jetzt erleichtert und auf dem richtigen Weg, also mehr Nogender than Transgender und wenn die Libido wiederkommt bin ich sehr happy.
Gender is a social and psychological construct. It is not inborn.
Some bodies are never at home, some bodies cannot simply cross from A to B, some bodies recognize and live with the inherent instability of identity
Zitat



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