Interessierte Studentin auf der Suche nach Antworten :)
RE: Interessierte Studentin auf der Suche nach Antworten :)
Beitrag #4
(01.02.2017, 10:08)tanxa_b schrieb: ... Ich fasse nun für mich zusammen, wie ich deine Erläuterungen verstanden habe:
TG oder TI kann sehrwohl bedeuten, dass sich Personen mit dem seit der Geburt zugewiesenen Geschlecht nicht identifizieren können und folglich das andere Geschlecht bevorzugen und durch gewisse Maßnahmen auch erreichen können (binäres System also vorhanden!). So. Mit dieser Definition kann ich zwar etwas anfangen, jedoch irritiert mich dann die Definition der Universität, die ja von einem totalen Abweichen der binären Struktur ausgeht. Jene Definition sagt ja eigentlich, dass sich TG/TI-Personen (und zwar alle, so habe ich das verstanden) weder mit dem einen, noch mit dem anderem Geschlecht identifizieren können und somit ein Bereich der Zugehörigkeit entsteht, der weder zu Frau/weiblich oder Mann/männlich passt. So eine Art "Zwischenebene", das dennoch eigenständig für sich steht, da ja (wie du auch geschrieben hast) eher Intersexuelle Personen mit beiden angelegten Geschlechtern als diese Zwischenebene gesehen werden. Hat hier die Universität geschlampt und einen zu breit gefassten Überbegriff gewählt, der zwar auch zu TG/TI passen kann, aber eben nicht ausschließlich? Ich fände diesen Gesichtspunkt extrem wichtig, weil im Gespräch mit anderen Studenten genau diese "Erklärung" bei den meisten hängengeblieben ist und eigentlich entspricht das ja gar nicht den Tatsachen! Oder?!
Geschlampt? Womöglich Wink2

Da man nicht nur TS/TI zu TG zählt, und der große Rest früher ja auch schon mal als TS/TI gesehen bis diagnostiziert wurde, könnte es freilich sein, dass man an der UNI da (k)eine Unterscheidung traf - wir hier im Forum machen das nicht unbedingt (und im realen Leben wohl ebenso).

Wobei man auch bedenken sollte, dass sich TS/TI oft sehr lange (Jahrezehnte mitunter!) eben nicht genau darüber klar sind, was sie sind resp wollen. Ein/e TS/TI, eine Frau mit hebammengeschlechtlich männlichem Körper bzw ein Mann mit hebammengeschlechtlich weiblichem Körper - strebt idR kein Leben "dazwischen" an; Man könnte nach der Transition (den therapeutischen Behandlungen) auch sagen, dass das nun eine Frau oder ein Mann (mit jeweils transsexuellem/transidentem Hintergrund) ist - und sie jeweils somit nicht mehr per Definition unter TG zu zählen seien.

Viele TS/TI bestehn sogar darauf, eben dieses "Zwischenleben", welches sie führen mussten um am Ziel anzukommen, endlich/vollständig ablegen zu können.

(01.02.2017, 10:08)tanxa_b schrieb: Das mit der fließenden Identität ist mir auch noch nicht ganz klar - kannst du mir das eventuell nochmal erklären?
Nun ja, das ist eben die Sache - wie kann ich es erklären, wenn ich nicht selbst davon betroffen war/bin?! Mit (meinen) einfachen Worten: Diese Menschen fühlen sich überwiegend weder als Frau noch als Mann respektive beides bzw alles in einem oder auch abwechselnd so (salopp ausgedrückt - Betroffene mögen mir verzeihen!). Ich hoffe, es meldet sich noch jemand der darüber aus eigener Erfahrung schildern kann...

(01.02.2017, 10:08)tanxa_b schrieb: Und zum Begriff der Two-Spirits: kann ich davon ausgehen, dass es sich dabei sozusagen um das gleichzeitige Vorhandensein von "männlicher" & "weiblicher" Seelen/Gedanken/Vorstellungen/Ideale/etc. in einem Körper handelt? Oder sind diese Seelen als geschlechtsneutral zu sehen?
Das wären Erklärungversuche, die diese Menschen die eben beides oder alles oder nichts in sich fühlen bzw sehen - es kann jeweils so sein für diese Menschen.

(01.02.2017, 10:08)tanxa_b schrieb: Zu den geschlechtsanpassenden Methoden habe ich auch noch eine Frage: angenommen, eine Person kann sich weder mit männlich noch mit weiblich identifizieren - ich schlussfolgere daraus, dass eine Angleichungsop demnach keinen Sinn macht, weil wir hier ja wieder in diesem Entweder/Oder-System wären, das aber bei keinerlei Präferenz unlogisch wäre. Wie reagieren diese Personen auf ihre Identität? Gibt es hierfür Erfahrungsberichte, die ich nachlesen, recherchieren kann?
Es gibt Betroffene, die solche Angleichungen tatsächlich bereuten (weil ev zu rasch oder fälschlich so diagnostiziert und/oder die chirurgischen Möglichkeiten eben nur eine Angleichung und nie eine ugs Umwandlung sein können bzw es OP- bzw Heilungs-Fehler gab usw usf) und dann erneut "wechselten" oder dann "das Dazwischen" lebten/leben. Unter Anderem könnte man unter "transsexuelle Reue-Patientinnen" fündig werden (ohne Gewähr!)...

(01.02.2017, 10:08)tanxa_b schrieb: Um mein Grundanliegen vielleicht noch einmal zu verdeutlichen: auf der Uni wurde uns geprädigt, dass es im Bereich des TG/TI hauptsächlich um diese bewusste, gewollte Abgrenzung von dem Entweder/Oder-System geht und dass es eben diese "dritte" oder zusätzliche Ebene gibt, die aber nicht wirklich beschrieben werden kann, weil einfach die dafür nötigen Begriffe/Worte/Personalpronomen etc. fehlen. Was ich aus deiner Beschreibung herausgelesen habe, ist es aber schon so, dass das Entweder/Oder-System präsent ist und nicht (wie auf der Uni gelehrt) verteufelt wird. Eine derartige Abgrenzung findet also gar nicht statt? Oder zumindest nicht hauptsächlich?
Nein, TS/TI sollte man schon unbedingt auch eigenständig sehen, siehe vorige Erklärungsversuche; Aber alles was sich von TS/TI unterscheidet, kann natürlich unter die gewollte Abgrenzung vom Entweder/Oder-System fallen. Kann, weil es auch da Fälle gibt, die eine Zeitlang "männlich" und dann abwechselnd "weiblich" (bzw umgekehrt) leben - weil es wahrscheinlich grade zu deren Situation bzw Gefühlen passt...

Das Problem mit den Personalpronomen in den jeweiligen Sprachen wurde noch nicht so ernst genommen - zumindest von Schweden wissen wir, dass es eine neue Wortschöpfung diesbezüglich gibt:

Geschlechtsneutrales Fürwort: "hen" im Deutschen?

Eventuell auch noch interessant dazu:

Im deutschen Recht gibt es bald ein drittes Geschlecht

Inter: "Gericht in Oberösterreich soll ein drittes Geschlecht anerkennen"
[Bild: avatar_202.jpg] „NATSUME! NATSUMEe! NATSUMEee!“ — Nyanko-Sensei en.wikipedia.org/wiki/Natsume%27s_Book_of_Friends
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RE: Interessierte Studentin auf der Suche nach Antworten :) - von Bonita - 01.02.2017, 12:02

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