Wie spreche ich TGs und Non Binary Personen in Briefen an?
RE: Wie spreche ich TGs und Non Binary Personen in Briefen an?
Beitrag #11
Wie die korrekte Anrede in so einem Fall aussieht, hab ich mich auch schon gefragt. Die Anrede einfach immer wegzulassen kann auf Dauer ja auch keine Lösung sein, im Alltagsleben kommt man früher oder später ja nicht drum herum, mit Anrede angesprochen zu werden. 

Im geschäftlichen Schriftverkehr duzt man sich ja eher nicht, und was schreibt man dann anstelle von "Sehr geehrte(r) Herr/Frau Maier,..." ? Das Wort "geehrte" oder "geehrter" weist ja schon auf das Geschlecht hin, also müsste man es weglassen, das "Herr/Frau" sowieso... Eine persönliche Anrede scheint mir daher unmöglich zu sein. 

In unserer Sprache gibt es (meines Wissens) nur weiblich, männlich, sächlich. Nichts davon passt. Im Alltag kann das ja nicht funktionieren. Wenn man über jemanden der N-B ist, in der 3. Person spricht, bspw. "Er/Sie/Es ist heute nicht anwesend", dann gibt es ja auch wieder kein passendes Wort.

(21.05.2017, 14:05)Falling Snow schrieb: ....
anrede einzeln: sehr geehrter (name)
anrede familie: sehr geehrte family (name)
anrede unbekannt einzeln: sehr geehrter (angestellter, mitarbeiter, kollege, besucher usw.)
anrede unbekannt mehrzahl: sehr geehrte (angestellte usw.)
 
anrede persönlich: du
anrede förmlich: sie
anrede dritte person: er (der mensch)
 
(der sprache selbst männliche und weibliche zuschreibungen auszutreiben, würde für mich übers ziel hinausschießen, bzw. wäre der zweite vor dem ersten schritt. wenn überhaupt.)
Wie soll das denn funktionieren? Bsp. N-B mit dem Namen Alex Meier.

sehr geehrter Meier?
sehr geehrte Familie Meier -> was wenn A.M. keine Familie hat?
sehr geehrter Kollege Meier -> klingt eindeutig nach Mann
sehr geehrte Kollegen Meier, Huber u. Müller --> ist ja auch wieder eher männlich

"Hallo Du!" "Kannst Du mir..." --> das würde funktionieren
"Hallo Sie!" "Haben Sie schon..." ---> detto
"Er hat heute nichts gefrühstückt" ---> das ist ja auch wieder eindeutig ein Mann.
korrekt wäre:
"Mensch Meier hat heute...." --> will wirklich jemand so bezeichet werden?
[Bild: bild1.jpg]  IF AT FIRST YOU DON'T SUCCEED, FIX YOUR Ponytail AND TRY AGAIN.[Bild: bild0.jpg]
Zitat

RE: Wie spreche ich TGs und Non Binary Personen in Briefen an?
Beitrag #12
ja, manches klingt in der tat gewöhnungsbedürftig bzw. unpersönlich, aber es wäre nur eine frage der zeit, bis es verinnerlicht werden würde.
das manches männlich klingt, liegt darin begründet, das der begriff "mensch" sprachlich eben "männlich" ist.

nur sind mit den ansprachen eben keine geschlechtl. besonderheiten gemeint.
ich bin selber gespannt, was noch so für ideen bei rumkommen.
---------------------------------------------------------------------------------------------
"Gender/Sex Identity" oder auch:
"Die Geschichte vom Regenbogen, der dachte, er wäre ein Halbkreis...."

Inter/Nonbinary?
pbs.twimg.com/media/DSkEWChWAAAu-FQ.jpg
Zitat

RE: Wie spreche ich TGs und Non Binary Personen in Briefen an?
Beitrag #13
Also wir nennen unseren Queeren eigentlich nur Alex(Sie heist eigentlich anders)uns anstatt sie muss,sie hat,sie braucht sagen wir Alex muss,Alex braucht usw.!Unser Queerer ist Glücklich und wir müssen uns keinen Kopf Zerbrechen wie wir Alex ansprechen!
Für immer Böhse. 

Zitat

RE: Wie spreche ich TGs und Non Binary Personen in Briefen an?
Beitrag #14
(21.05.2017, 14:05)Falling Snow schrieb: ... also den begriff "mensch" zugrundelegend und auf geschlechtliche zuweisungen verzichtend wären folgende anreden für mich sinnvoll.
...
(der sprache selbst männliche und weibliche zuschreibungen auszutreiben, würde für mich übers ziel hinausschießen, bzw. wäre der zweite vor dem ersten schritt. wenn überhaupt.)

Es würde auch nicht - außer eventuell durch politisch/gesetzlich verordneten Neu-Sprech a la Orwells 1984 - funktionieren; Denn einerseits wird jede Frau und jeder Mann gleichfalls - und das nicht erst seit gestern - behaupten, "mensch" zu sein; Möglich wäre es neue Begriffe einzuführen und diese verpflichtend zu benützen, allerdings eben neben den beiden bisherigen;

Außerdem liegt es in der Natur der (zumindest biologischen) Sache, dass sich - zumindest menschliche Tongue  - Weibchen von ihren Männchen mehr oder weniger auch abgrenzen wollen, tw auch müssen; Also nur vom rein biologischen her - und das wird man nur durch (erzwungen) Sprachumstellung den Damen und Herren Menschleins austreiben können (Nachtrag: was allerdings mbMn auch nicht unbedingt das optimalste Szenario darstellt).

Eine persönliche Anrede für Non-Binaries bzw Queere funktioniert nur, wenn der Anreder vom Anzuredenden weiß, dass es sich bei der Person bzw den Personen nicht um Frau/en bzw Mann/Männer handelt;

Da die meisten Sprachen entwicklungsgeschichtlich leider durchwegs "männlich" geprägt sind - https://de.wikipedia.org/wiki/Generisches_Maskulinum - sind "weibliche" sprich feministische (und andere) Gegenargumente leider nicht vollständig wegzudiskutieren; Da die Menschheit noch nichtmal dieses sprachliche Problem vollständig gelöst hat, wird es für Non-Binaries bzw Queere noch mindestens genausolange dauern, eher länger...
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RE: Wie spreche ich TGs und Non Binary Personen in Briefen an?
Beitrag #15
(21.05.2017, 10:55)AMi271 schrieb: ... in direkter, werblicher Kundenkommunikation bzw. Briefen ansprechen soll/kann. Die gebräuchlichen Formeln "Sehr geehrte Frau ...", "Sehr geehrter Herr ..." und "Sehr geehrte Familie ..", eventuell noch "Sehr geehrte Herr und Frau ..." passen ja nicht wirklich. Es geht nicht bloß um die Frage eines ditten "Geschlechts" ("X", "Unbestimmt", "Unbekannt", etc.) in einem Formular oder einer Datenbank, sondern darum, wie ich TGs und N-Bs auf Basis dieser Angabe in einem Schreiben korrekt anspreche.

Ich habe N-Bs kennengelernt, welche als "Es" oder in der Mehrzahl angesprochen werden möchten (also kein "Du", sondern "Ihr"). In einigen Threads in diesem Forum habe ich auch herausgelesen, dass die Anrede in der Mehrzahl (quasi kombiniert als Frau und Mann) auch für viele TGs eine Möglichkeit wäre. In diesem Fall wäre "Sehr geehrte Familie ..." noch ein, wenn auch sehr, sehr holpriger Ausweg, oder?

Habt Ihr Vorschläge, Vorstellungen, Wünsche, Tipps? Danke!
Möglich wäre noch zB
Sehr geehrte ... Name
oder
Sehr geschätze ... Name
oder
Werte ... Name
und wahlweise, branchenmäßig passend (statt den ...) zB
Abnehmer
Auftraggeber, auftraggebende

Bedarfsträger
Bezieher
Endverbraucher
Empfänger
Interessent, interessierte
Interessensgemeinschaft
Käufer

Klient
Konsument
Kunde
Kundschaft
Kundenkreis
Mandant
(was das/die/der Duden & Co noch so hergeben mögen) ...
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RE: Wie spreche ich TGs und Non Binary Personen in Briefen an?
Beitrag #16
(21.05.2017, 10:55)AMi271 schrieb: ...
Ich habe N-Bs kennengelernt, welche als "Es" oder in der Mehrzahl angesprochen werden möchten (also kein "Du", sondern "Ihr").
...

In der Mehrzahl wäre dann der Pluralis Majestatis.
Eigentlich ziemlich albern, aber zumindest ist das geschlechtsneutral.

Und im Geschäftsverkehr wird man immer häufiger mit "Du" angesprochen, sei es nun von den diversen Telekoms oder auch bei einer Sandwichkette. Ich persönlich finde das aber unhöflich.
Don't dream it, be it.
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RE: Wie spreche ich TGs und Non Binary Personen in Briefen an?
Beitrag #17
Der Konzern, für den ich arbeite, verkauft ein hochwertiges, teures Markenprodukt. Ein Ansprechen mit "Du" oder Vorname passt nicht.

(21.05.2017, 18:31)Roswitha schrieb: Und im Geschäftsverkehr wird man immer häufiger mit "Du" angesprochen, sei es nun von den diversen Telekoms oder auch bei einer Sandwichkette. Ich persönlich finde das aber unhöflich.

Da stimme ich Roswitha voll zu.

Zur Zeit bieten wir z.B. in Anfrageformularen nur das übliche "Herr" oder "Frau" an. Aufgrund meiner aktuellen Erfahrungen würde ich auch gerne ein "drittes Geschlecht" einführen, technisch wäre das möglich. Auf diese Weise hätten eben Non Binary Personen und Trans* Personen, die sich noch nicht festgelegt haben, eine Wahl, die ihnen vielleicht angenehmer ist. Aber das Speichern einer Information ist eben nur eine Seite, die andere ist, aufgrund dieser Information auch eine korrekte Konsequenz zu ziehen.

(21.05.2017, 13:02)Söckchen schrieb: Aber wenn ich jemanden (egal wen) mit "Sehr geehrtes" etc. ("Es-Form") anspreche, würde sich das für mich so anfühlen, als ob ich in dem Moment die Person "als minderwertiges Wesen herabstufe" oder beleidige - ich würde mich jedenfalls nicht gut dabei fühlen. Diese "Es-Form" käme für mich nicht in Frage, weil ich es für etwas Respektloses halte. Und falls es wirklich jemand ist, der in dieser Form so angesprochen und behandelt werden möchte, man selbst aber eine andere Anrede verwendet hatte, dann kann man sich ja im Nachhinein noch immer höflich entschuldigen. Jeder von uns ist auch nur ein Mensch (mit einigen Ausnahmen vielleicht ) und da darf man auch mal Fehler machen^^

Ich stimme Söckchen zu, eine Anrede in der Es-Form ist seltsam. Als ich das erste Mal von N-Bs hörte, dass sie mit "es" angesprochen werden wollen, fühlte ich mich ganz komisch. "Es" verbinde ich mit etwas sächlichem, sprich einem Ding. Aber ganz sicher nicht mit einem Menschen.

Ausprobieren, welche Ansprache von einem Menschen akzeptiert wird, funktioniert natürlich in der schriftlichen Kommunikation nicht. Wenn nach einer Woche ein zweiter Brief kommt, in welchem ich mich für eine etwaige falsche Anrede entschuldige, dann ist dies viel zu spät. Wobei ich ja nicht einmal weiß, ob ich mich überhaupt entschuldigen muss, da ich zuvor wahrscheinlich gar keine Reaktion auf mein erstes Schreiben erhalten habe.
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RE: Wie spreche ich TGs und Non Binary Personen in Briefen an?
Beitrag #18
Die vielen Vorschläge von Falling Snow und Bonita funktionieren leider idR auch nicht. Ich sehe es so wie Chipsi:

(21.05.2017, 14:16)chipsi schrieb: Wie die korrekte Anrede in so einem Fall aussieht, hab ich mich auch schon gefragt. Die Anrede einfach immer wegzulassen kann auf Dauer ja auch keine Lösung sein, im Alltagsleben kommt man früher oder später ja nicht drum herum, mit Anrede angesprochen zu werden.

Im geschäftlichen Schriftverkehr duzt man sich ja eher nicht, und was schreibt man dann anstelle von "Sehr geehrte(r) Herr/Frau Maier,..." ? Das Wort "geehrte" oder "geehrter" weist ja schon auf das Geschlecht hin, also müsste man es weglassen, das "Herr/Frau" sowieso... Eine persönliche Anrede scheint mir daher unmöglich zu sein.

In unserer Sprache gibt es (meines Wissens) nur weiblich, männlich, sächlich. Nichts davon passt. Im Alltag kann das ja nicht funktionieren. Wenn man über jemanden der N-B ist, in der 3. Person spricht, bspw. "Er/Sie/Es ist heute nicht anwesend", dann gibt es ja auch wieder kein passendes Wort.

(21.05.2017, 14:05)Falling Snow schrieb: ....
anrede einzeln: sehr geehrter (Name)
anrede familie: sehr geehrte family (name)
anrede unbekannt einzeln: sehr geehrter (angestellter, mitarbeiter, kollege, besucher usw.)
anrede unbekannt mehrzahl: sehr geehrte (angestellte usw.)
anrede persönlich: du
anrede förmlich: sie
anrede dritte person: er (der mensch)

(der sprache selbst männliche und weibliche zuschreibungen auszutreiben, würde für mich übers ziel hinausschießen, bzw. wäre der zweite vor dem ersten schritt. wenn überhaupt.)

Wie soll das denn funktionieren? Bsp. N-B mit dem Namen Alex Meier.
sehr geehrter Meier?
sehr geehrte Familie Meier -> was wenn A.M. keine Familie hat?
sehr geehrter Kollege Meier -> klingt eindeutig nach Mann
sehr geehrte Kollegen Meier, Huber u. Müller --> ist ja auch wieder eher männlich
"Hallo Du!" "Kannst Du mir..." --> das würde funktionieren
"Hallo Sie!" "Haben Sie schon..." ---> detto
"Er hat heute nichts gefrühstückt" ---> das ist ja auch wieder eindeutig ein Mann.

korrekt wäre:
"Mensch Meier hat heute...." --> will wirklich jemand so bezeichet werden?
Die Sonne ist der Mond
Das Licht ist der Schatten
Der Tag ist die Nacht
Die Nacht ist ..
Einsam und leer.
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RE: Wie spreche ich TGs und Non Binary Personen in Briefen an?
Beitrag #19
(21.05.2017, 21:21)AMi271 schrieb: Die vielen Vorschläge von Falling Snow und Bonita funktionieren leider idR auch nicht. Ich sehe es so wie Chipsi:

(21.05.2017, 14:16)chipsi schrieb: ... Im geschäftlichen Schriftverkehr duzt man sich ja eher nicht, und was schreibt man dann anstelle von "Sehr geehrte(r) Herr/Frau Maier,..." ? Das Wort "geehrte" oder "geehrter" weist ja schon auf das Geschlecht hin, also müsste man es weglassen, das "Herr/Frau" sowieso... Eine persönliche Anrede scheint mir daher unmöglich zu sein.
...

Liebe Sparkle,
klar ist und bleibt das immer (sehr) holprig wenn man alle Gender in (auch noch geschäftliche/Kunden-) Korrespondenz miteinbeziehen will (oder muss)...

Eine Möglichkeit gibt es de facto bereits, zB zu schreiben: "Sehr geehrte/r (ev zusätzlich: Frau/Herr)" folgend von "Vorname und/oder nur Name", und zwar genauso, mit dem (den) Schrägstrich(en) - und auch dann, wenn bereits in der Datenbank entweder Frau oder Herr eingetragen ist - so kann man schon etliche Anschreiben finden, von kleinsten bis große Firmen, es stellt keinen vereinzelten Softwarefehler dar...

Das ist wie erwähnt (noch) eine sehr holprige Lösung, aber bis es allgemeine/öffentliche Begriffe für persönliche Anreden für Non-Binaries bzw Queere gibt, eine Variante um nicht gänzlich unhöflich zu bleiben (falls das im Thread schon erwähnte "Hallo (Vor-) Name" nicht ausreicht/möglich)...
[Bild: avatar_202.jpg] „NATSUME! NATSUMEe! NATSUMEee!“ — Nyanko-Sensei en.wikipedia.org/wiki/Natsume%27s_Book_of_Friends
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RE: Wie spreche ich TGs und Non Binary Personen in Briefen an?
Beitrag #20
In Briefen ist das doch sehr einfach:

Wird ein männlicher Vorname angeschrieben, schreibe ich ihn in der männlichen Form an.
Wird ein weiblicher Name angeschrieben, schreibe ich sie in der weiblichen Form an, etwa "sehr geehrte Frau Maier".
Hat mein Adressat einen geschlechtsneutralen Namen und ich kenne die Person nicht, setze ich das männliche Endungs "r" in Klammer, etwa "sehr geehrte(r) Alex Maier". Ich ersetze die Bezeichnung des Geschlechts durch den geschlechtsneutralen Vornamen.

Dazu muß ich sagen, daß ich eine Frau mit männlichen Wurzeln bin. Die Personenstandsänderung habe ich unter Anderem auch deshalb gemacht, damit mich keiner falsch ansprechen kann.
Ein NB hat genauso wie ich die Möglichkeit einer Namensänderung auf einen geschlechtsneutralen Namen und kann sich als das erklären, als das was er/sie/es ist. Das kann ja nicht nur strikt zwischen m&w sein, sondern auch dazwischen. Nach Lust und Laune zu wechseln kann im (Geschäfts) -leben verstörend wirken.


Solange im Deutschen keine Rechtschreibreform, insbesondere der Artikel, gültig ist, werde ich mich in Brief und Mail an die derzeit geltende Schriftform halten. In der persönlichen Anrede kann das natürlich variieren.

Da wir in Österreich leben ist der majestätische Plural verpönt und meiner Meinung ein bißchen anmaßend.
Zitat



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