Transfrau bei Vera
RE: Transfrau bei Vera
Beitrag #11
das finde ich interessant, das mit "Trans haben" und "Trans sein". Aber dennoch denke ich, dass das kein Unterscheidungsmerkmal sein kann. Wer weiß schon, wie hoch die Zahl derer ist, die nie, also ihr ganzes Leben draufkommen, was mit ihnen eigentlich los ist. Das war vielleicht auch den Großteil der Menschheitsgeschichte so. "Transsexualität" ist, so denke ich, etwas Angeborenes, aber es gibt wahrscheinlich auch genug Menschen, die irgendein psychisches Problem haben, aber durch ihre Sozialisation oder ihr Eingebettetsein in die jeweilige Zeit, gar nicht um ihre Befindlichkeit Bescheid wissen können oder es benennen können. Es kann niemand in den anderen hineinschauen oder wissen, was der andere fühlt. Und es kann auch niemand sagen, wie hoch die Leidensfähigkeit bei anderen Menschen ist.
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RE: Transfrau bei Vera
Beitrag #12
Ja, eh, Vera (SingingComet), es ist wohl kein "echtes" Unterscheidungsmerkmal, aber irgendwie eine "schöne" Erklärung; Was ich jedoch jedenfalls meine ist, dass nicht nur Transsexualität angeboren ist, sondern auch alles andere, was so unter Gender läuft...
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RE: Transfrau bei Vera
Beitrag #13
Hmmm, also mein Blickwinkel ist sicherlich einigermassen eingeschränkt, das gebe ich zu. Denn praktisch alle Transfrauen die ich bisher kennengelernt hab, wollten eigentlich durchgehend Hormontherapie und ein(vor allen auf ihren Körper bezogen) möglichst weibliches Erscheinungsbild und auch so Sachen wie eine weibliche Stimme etc.

Ist auch irgendwie nachvollziehbar, denn wenn ich mich als Frau fühle, dann will ich ja eher nicht in einem männlichen Körper stecken, jedenfalls hab ich immer geglaubt dass dem so ist. Aber gut, ich bin halt altmodisch. Die Tatsache, dass es aussreicht sich weiblich zu kleiden und zu schminken um die Personenstandsänderung zu bekommen (was ja wiederum die Diagnose F64.0 voraussetzt) war mir neu und deswegen hab ich auch so blöd gefragt.

Ich versuche jetzt trotzdem mal einen Gedanken weiterzuspinnen um deutlich zu machen worauf ich hinauswill: 

Es könnte ja jemand auch sagen er ist transsexuell, mag aber lieber androgyne oder auch männliche Kleidung und verzichtet auf Schminke. Eine Hormontherapie oder sonstige geschlechtsangleichende Massnahmen sind auch nicht geplant. Wenn man dann die passenden Psychologen/Psychiater findet, die einem die Diagnose F64.0 bestätigen, müsste man ja auch die Personenstandsänderung bekommen. 

Man kann ja dann dem Beamten erklären, das äussere weibliche Erscheinungsbild ergibt sich aus dem Halsketterl das eindeutig weiblich ist. Und man kann zusätzlich erklären, das es unfair wäre sich ausschliesslich auf stereotypische Klischees bzgl. äusserer Erscheinung zu beziehen, schliesslich gibt es ja auch Frauen in Jeans und Frauen mit Oberlippenbart.

Also muss man eigentlich gar nichts verändern wollen und kann trotzdem dank Personenstandsänderung offiziell als Frau leben.
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RE: Transfrau bei Vera
Beitrag #14
(02.02.2020, 01:38)chipsi schrieb: ... Also muss man eigentlich gar nichts verändern wollen und kann trotzdem dank Personenstandsänderung offiziell als Frau leben.
Naja, wers braucht (muss halt dann auch mit den Konsequenzen leben)...
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RE: Transfrau bei Vera
Beitrag #15
Hinsichtlich "Haben oder Sein" bin ich etwas voreingenommen, weil ich als Teenie mal Fromm gelesen hatte Blush

Als etwas äußerliches sehe ich das für mich allerdings nicht, so im Sinne von "ich habe kleine Füße" (was immerhin ja auch sozusagen angeboren bzw. genetisch prädisponiert wäre).

Irgendwie ist es mir aber auch zunehmend egal in meinem Alter, nachdem ich mein Leben eben so gelebt habe, wie ich es getan habe. (Ok, das liest sich etwas banal, ist es aber wohl tatsächlich Blush Da steckt nicht viel Voodoo drin Big Grin)
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RE: Transfrau bei Vera
Beitrag #16
Da würde sich wohl eher anbieten: Der (einzelne) Mensch hat einen (körperlichen) Zustand, der nur leidvoll ist und dieser Zustand geändert werden "muss" um das Leid zu verringern (Hormone, Operationen etc pp) - bzw man ist als Mensch jemand (Person), die/der/das einem sozial-gesellschaftlich Leid bringen kann (falsche Papiere, Anrede etc pp), also Bezug soziale Rolle (Gender); Es kann freilich bei manchen Menschen bei trans haben oder sein auch Überschneidungen geben Wink2
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RE: Transfrau bei Vera
Beitrag #17
(02.02.2020, 12:57)Bonita schrieb: Es kann freilich bei manchen Menschen bei trans haben oder sein auch Überschneidungen geben Wink2

Ich glaube, ich litt an einer solchen Multimorbidität Sad Fand jedenfalls beide Arten von Kalamitäten nicht gut (und einiges mehr). Mit dem nicht unbeträchtlichen zeitlichen (und lebensgeschichtlichen) Abstand kann ich natürlich etliches lockerer sehen.
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RE: Transfrau bei Vera
Beitrag #18
Ich vermute auch, dass viele an beidem leiden...
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RE: Transfrau bei Vera
Beitrag #19
(02.02.2020, 01:38)chipsi schrieb: [hier gekürzt]Ich versuche jetzt trotzdem mal einen Gedanken weiterzuspinnen um deutlich zu machen worauf ich hinauswill: 

Es könnte ja jemand auch sagen er ist transsexuell, mag aber lieber androgyne oder auch männliche Kleidung und verzichtet auf Schminke. Eine Hormontherapie oder sonstige geschlechtsangleichende Massnahmen sind auch nicht geplant. Wenn man dann die passenden Psychologen/Psychiater findet, die einem die Diagnose F64.0 bestätigen, müsste man ja auch die Personenstandsänderung bekommen. [hier auch gekürzt]
Ja. Ich habe das Gedankenexperiment selbst schon einige Male gemacht. Da ich einiges über die Gedankenwelt und die psychische Situation von Transfrauen weiß, würde ich mir zutrauen, eine/n oder mehrere Psycholog/inn/en zu überzeugen und entsprechende Tests zu bestehen. Die dienen ja hauptsächlich dazu, Menschen auszusieben, die in einer mehr oder weniger psychopathologisch induzierten Fantasiewelt leben und irgendwann geschockt "aufwachen" könnten. Und zu dieser Gruppe gehöre ich sicher nicht.

Aber was würde mich dann überhaupt von einer "echten" Transfrau unterscheiden? Feinspitze würden jetzt sagen: "Ja, aber bei Tanja gibt es keinen Lei-dens-druck!" Also, wenn ich als "Mann" bewusst die Entscheidung treffe, eine Frau zu sein, mein Leben umzustellen, selbst bei schlechtem Passing und den damit verbundenen Problemen im ganzen Umfeld, dann muss mich wohl irgendwas motivieren, oder? "Leidensdruck" muss sich aus meiner Sicht nicht immer in extremer Form zugespitzt äußern (Selbsthass, Depressionen, Suizidgedanken etc.). Ist der positiv gepolte Wunsch, besser und der eigenen Persönlichkeit angemessener zu leben, keine gültige Motivation?

Ich persönlich komme mit der Switcher-Existenz ganz gut zurecht. Also wahrscheinlich kein (ausreichender) Leidensdruck nach den gängigen psychologischen Definitionen. Aber den kann man wahrscheinlich eben mit etwas Sachkunde simulieren, wenn die/der Psycho-Doc es nicht darauf anlegt, das aufzudecken.
- Sag' Du mir, in welche Schublade ich passe! Wave   -
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RE: Transfrau bei Vera
Beitrag #20
Für das Konzept "Leidensdruck" hatte ich nie viel übrig. Ich fand es ein echt mieses Menschenbild, zu glauben, denen müßte es nur besch...en genug gehen, dann würden die schon machen Angry

Von außen betrachtet konnte man mir schon leicht eine Depression in die Schuhe schieben. Daß ich nicht brav still vor mich hin litt, sondern ich vieles nur zum Kotzen fand, wollte keiner so genau wissen [Bild: smilie_krank_128.gif]
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