Noch mal 20 sein, und das heute und jetzt
RE: Noch mal 20 sein, und das heute und jetzt
Beitrag #11
(13.03.2021, 12:09)Rabenmädchen schrieb: Was mich zu diesem Thread bewogen hat und was es mit dem kritisierten Begriff ...

... wie abfällig Frauen mit deutlich sichtbarem Testosteronshintergrund angesehen und abgeurteilt werden?
Es mag nicht so viele davon geben, aber auch schon vor 40 und mehr Jahren wurde unter cis Frauen ebenso gelästert, über andere cis (!) Frauen, die "wie ein Mannweib" wären, entweder aufgrund der massiveren körperlichen Erscheinung, oder aufgrund des "männlicheren" Gehabes, und manchmal wegen beidem; Oder über cis Frauen, die an Hirsutismus litten und sich deshalb rasieren mussten...

Aber klar, keine cis und auch keine trans Frau möchte als sowas gesehen und wohl auch nicht als solches benannt werden (ja, eh, die regelbestätigende Ausnahme wäre da ev eine Butch oder ein sich selbst nicht bewusster trans Mann)...
 
(13.03.2021, 12:09)Rabenmädchen schrieb: So langsam glaube ich zu verstehen, warum manchre Frauen mit Testohintergrund sich als ein drittes Geschlecht bezeichnen.
Sie wollen aus dem Druck heraus kommen, einem weiblichen Schönheitsperfektionsdiktat zu entsprechen.
Das dritte Geschlecht entspräche dann der Magersucht der cis Frauen.
Den letzten Satz würd ich so nicht unterschreiben, Magersucht (oder irgend eine andere Eating-Disorder) kennt weder Sexus noch Gender.

Ansonsten gibts wohl tatsächlich trans, die sich nicht auf die "gegenüberliegende" Seite schlagen wollen, sondern sich im 3. (oder sonstigem) Gender besser aufgehoben fühlen.

Aber, es gibt doch auch einige darunter, die eigentlich ganz gut "passen" würden, also in diese "gegenüberliegende" Seite, und sich dennoch nicht "binär" fühlen...
[Bild: avatar_202.jpg] „NATSUME! NATSUMEe! NATSUMEee!“ — Nyanko-Sensei en.wikipedia.org/wiki/Natsume%27s_Book_of_Friends
WWW
Zitat

RE: Noch mal 20 sein, und das heute und jetzt
Beitrag #12
(13.03.2021, 10:26)chipsi schrieb: Nochmal 20 zu sein, hmmm, möchte ich das?

Ich nicht Blush Der Haken an den täglich alle paar Jahre grüßenden Murmeltieren wäre, daß nicht nur ich, sondern auch meine Feinde dazulernen könnten Sad

(13.03.2021, 10:26)chipsi schrieb: Unter all den Lebensformen auf unseren Planeten sind wir als Mensch ohnehin am oberen Ende der Evolution oder zumindest der Nahrungskette oder so

Menschen bilden sich zu viel auf sich ein Sad
Zitat

RE: Noch mal 20 sein, und das heute und jetzt
Beitrag #13
Ich habe mich nie als drittes Geschlecht verstanden.
Meiner Erinnerung nach (die nicht ganz soooo sicher ist wie z.B. eine abgespeicherte Datei in der Cloud) war ich immer Mädchen und Frau.
Wann immer ich den Jungen oder den Mann gegeben habe, dann war das ein Spiel, eine Rolle gewesen, und oft hatte ich mich diebisch gefreut, wenn es mir gelungen war, die männliche Rolle besonders überzeugend zu spielen.
 
Doch dieses Theaterspiel wurde um so anstrengender, je älter ich wurde.
Je länger ich diese Rolle spielen musste.
Zum Zusammenbruch kam es, als ich mit einer Frau mit Kindern zusammenlebte und ich 24/7/365 nicht nur den „Mann“, sondern auch noch den „Vater“ geben musste.
 
 
Heute noch mal 20 sein?
Dann aber bitte nur mit den Erfahrungen einer Frau, die als Berufskraftfahrerin, Stahlkocherin, Bandarbeiterin, Security, Soldatin, Moderatorin, Lebenskünstlerin, Studentin, Auszubildende, selbständige Kauffrau tätig gewesen war.
 
Denn trotz dieser Lebenserfahrungen hatte ich in den Anfangszeiten meiner Transition und des „Alltagstestes“ Situationen, in denen ich richtige Angst vor körperlichen Konsequenzen hatte wegen meines Auftretens als Frau.
 
Sicher, wenn ich heute  die Jugendgruppe unseres Stammtisches erlebe, die voller Lebensenergie ist, bis morgens um drei durchdiskutiert und – vor Corona - durch die Stadt zog und sich am nächsten Tag in der Schule ausschlief, okay, die haben keine Probleme mit ihrer Transsein.
Für die ist das geil.
 
Wirklich?
 
Welche Szenen schneiden die trans YTerinnen heraus?
Wie viele Tränen werden hinter Schminke versteckt?
Was fühlen sie, wenn sie abwertende Kommentare lesen?
 
Was fühlen junge trans Menschen, wenn sie sich vor älteren, „fertigen“ trans Menschen outen, und fast als erstes einen Fahrplan zur VÄPÄ und GAOP vorgesetzt bekommen?
 
Wenn von jungen trans Menschen eine Entscheidung verlangt wird, die diese „fertigen“ trans Menschen oftmals erst nach vielen Lebensjahrzehnten getroffen haben?
Oder mit der diese bereits seit vielen Lebensjahrzehnten leben?
 
Wobei es ja nicht einmal bei VÄPÄ und GAOP bleibt, denn dazu kommt ja noch die FFS und Brust- und Hüftvergrößerung hinzu und StimmbandOP und das alles in einem Lebensabschnitt, wo die wenigsten auch nur annähernd die finanziellen Mittel dazu haben, sich zu einem Barbie- oder Ken-Abbild zurechtmodeln zu lassen,
nein, das alles auch noch in einem Lebensabschnitt, in dem Altersgenossen den Grundstein für einen Versdienst legen, der solche OPs zu bezahlen überhaupt erst ermöglicht.
 
 
Im Jahre 2021 20jähriger trans Mensch zu sein ist bestimmt in mancher Hinsicht einfacher als es vor 50 Jahren gewesen ist – hier denke ich besonders an die Beiträge von Jacob Winter hier.
Aber die Anforderungen sind heute ganz anders als damals und ich glaube, sie sind größer und schwerer erfüllbar.
 
Trotzdem…noch mal 20 sein…heute…alles anders machen zu können…

Hug
Nicht zu hassen - um zu lieben bin ich da (Antigone)
Zitat

RE: Noch mal 20 sein, und das heute und jetzt
Beitrag #14
  
(13.03.2021, 13:09)Sunburst schrieb:
(13.03.2021, 10:26)chipsi schrieb: Nochmal 20 zu sein, hmmm, möchte ich das?

 
Ich nicht Der Haken an den täglich alle paar Jahre grüßenden Murmeltieren wäre, daß nicht nur ich, sondern auch meine Feinde dazulernen könnten
 
(13.03.2021, 10:26)chipsi schrieb: Unter all den Lebensformen auf unseren Planeten sind wir als Mensch ohnehin am oberen Ende der Evolution oder zumindest der Nahrungskette oder so

 
Menschen bilden sich zu viel auf sich ein

 
Das ist die antropozentrische Sichtweise.
 
Würmer würden SICH als Spitze der Nahrungskette sehen.
 
Hühner wiederum SICH.
 
Es ist halt ein Nahrungskreislauf mit der kreislaufbedingten Besonderheit, dass es keine Hierarchie gibt.
Nicht zu hassen - um zu lieben bin ich da (Antigone)
Zitat

RE: Noch mal 20 sein, und das heute und jetzt
Beitrag #15
Zitat:
(13.03.2021, 13:19)Rabenmädchen schrieb: Zum Zusammenbruch kam es, als ich mit einer Frau mit Kindern zusammenlebte und ich 24/7/365 nicht nur den „Mann“, sondern auch noch den „Vater“ geben musste.

Mal von den üblichen erbärmlichen Rollenspielchen abgesehen, glauben manche Leute mit Kindern, alle anderen hätten ihnen zuzuarbeiten, da sie ja gesamtgesellschaftlich wichtige Leistungen erbrächten Angry

Ha ha... "Wenn ich Kinder gewollt hätte, hätte ich meine nicht an der Autobahnraststelle festgebunden." [Bild: smilie_wut_105.gif]
Zitat

RE: Noch mal 20 sein, und das heute und jetzt
Beitrag #16
Ach die Rollenspielchen fand ich schon in Ordnung…ich wollte ja „den Mann“ darstellen.
Hat nur nicht lange funktioniert, und je länger es dauerte, umso mehr hatten die Kinder zwei Mütter.
Nicht zu hassen - um zu lieben bin ich da (Antigone)
Zitat

RE: Noch mal 20 sein, und das heute und jetzt
Beitrag #17
(16.03.2021, 21:17)Rabenmädchen schrieb: und je länger es dauerte, umso mehr hatten die Kinder zwei Mütter.

Ist eh g'scheiter [Bild: smilie_op_045.gif]
Zitat

RE: Noch mal 20 sein, und das heute und jetzt
Beitrag #18
Könnte sein, abr die eine Mutter sah wie ein Mann aus, und das war schon ziemlich verwirrend... Laughing
Nicht zu hassen - um zu lieben bin ich da (Antigone)
Zitat

RE: Noch mal 20 sein, und das heute und jetzt
Beitrag #19
(16.03.2021, 23:59)Rabenmädchen schrieb: Könnte sein, abr die eine Mutter sah wie ein Mann aus, und das war schon ziemlich verwirrend... Laughing

Das ist eine der wichtigsten Lektionen für's Leben überhaupt: Daß Dinge und Personen nur selten so sind wie sie aussehen [Bild: cool.gif]
Zitat

RE: Noch mal 20 sein, und das heute und jetzt
Beitrag #20
Habe keine Ahnung, aus welcher Zeit ihr alle kommt, aber ich bin 1974 geboren und habe noch in den 90ern meine GA vollständig hinter mich gebracht. Ich war damals 23 und habe ab 16 Hormone bekommen. Meine GU war mit 23 und musste damals noch 2 Jahre auf der Warteliste von Dr.Spehr warten. Ich nehme 30 Jahre HRT und ich bin ehrlich gesagt froh. Viele Probleme kenne ich nicht. Mein Mann und ich sind nach GA sofort weggezogen und ich lebe schon über 20 Jahre "deep stealth". Ich lebe unauffällig und ich glaube, wenn es einige wissen würden, wären sie vielmehr enttäuscht, daß ich es ihnen vorenthalten habe. Ich komme aber aus einer Zeit, wo man von Psychiatern gesagt bekommt, daß man nicht darüber reden darf.. und ich komme auch nicht damit zurecht, wie freimütig die heutige Generation über ihre Angleichung in Youtube reden.
Wir leben in einer Gesellschaft, die nur zwischen Mann und Frau einordnet..und ich finde das sehr gut. Ich persönlich finde die Bezeichnung "3.Geschlecht" nicht gut, denn gerade DAS ich die Angleichung vollzogen habe, steht ja für sich, dass ich eindeutig sein wollte..sonst hätte ich es ja so lassen können..das wollte ich nicht und nach diesen Jahrzehnten, in denen ich so lebe, wie ich hätte geboren werden sollen, steht für meinen Erfolg, damit klarzukommen.
Im übrigen bezweifle ich es, auf langzeit richtig glücklich zu werden, wenn man sich auf Dauer gesellschaftlich von der Masse abhebt... Dr Mensch neigt dazu, um dazugehören zu wollen... Man kann es vielleicht mal paar Jahre mitmachen, ist aber auf Dauer nicht sozialverträglich.. man sollte in der Gesellschaft schon unauffällig sein, sonst erntet man auf Langzeit psychisch keine tollen Ergebnisse
Zitat



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