Beitrag #39
17.11.2011, 09:05
(16.11.2011, 22:16)Carina_in_Graz schrieb: [hier gekürzt](11.10.2011, 18:37)Mike-Tanja schrieb: Aus meiner laienhaften Sicht ist das ein und dasselbe psychisch-emotional deviante ("psychopathologische") Erscheinungsbild, nur in unterschiedlicher Intensität.
Ich wollte das schon mal hinterfragen, aber ich fürchtete, eine zu kontroversielle Diskussion um dieses Thema anzuzetteln, da wir uns - u.a. eben auch in Hinblick auf unsere politisch-gesellschaftliche Stärke - keine interne Spaltung erlauben können.
Um es pointiert zu formulieren steht das Recht als Mann Frauenkleider tragen zu können ohne dabei schief angeschaut zu werden gegen das Recht auf zigtausend Euro, um diverse Behandlungskosten erstattet zu bekommen, weil man entweder einen schweren Gendefekt (XX/XY) hat oder einen derartigen Klescher in der Birne, daß man seinen völlig gesunden Körper so massiv umgestalten lassen muß, um die eigene Existenz zu ertragen. Ich hoffe ich beleidige jetzt keine TS, aber Krankheit ist das, ob nun eine körperliche oder eine seelische. Und krankenversichert sind wir nicht nur deswegen, weil wir das sein müssen, sondern weil wir uns davon die Bezahlung der Behandlung unserer Krankheiten erwarten, sowohl der körperlichen als auch der seelischen. [hier auch gekürzt]
D'acord. Nun, ich als Tivi erwarte mir, gesellschaftlich akzeptiert zu werden, aber mir ist klar, dass mir der Staat keinen Anspruch darauf verleihen kann. Was ich mir aber schon erwarte ist, dass an einer Schnittstelle von Staatshoheit und Wissenschaft, nämlich dort, wo Fachleute festlegen, was nicht nur "sozial unangepasst", "kurios" oder "schräg" sondern "krank" ist, ein klares Signal gesetzt wird, eben die De-Psychopathologisierung. Damit verweigert die Wissenschaft dem Staat sozusagen ihr Siegel auf dem Befund "Klescher in der Birne".
Das Prädiakt "schräg" wird mir in vielen Milieus weiter auf der Stirn picken, damit muss ich halt selber irgendwie zu Recht kommen, überall kann mir Papa Staat nicht helfen. Aber es wird mit der De-Psychopathologisierung sozusagen zur Privatmeinung, zum individuellen oder kollektiven Vorurteil. Keiner kann dann mehr sagen: "Und die Psychiatrie sagt auch, dass 'das' krank ist!"
Wie gesagt: meine persönliche Meinung ist, dass sich TV und TS nur in der Intensität unterscheiden. Bei TS ist die emotionale Polung auf das Nicht-Geburtsgeschlecht eben so stark, dass der Zwiespalt Leidensdruck und psychische Verwerfungen generiert. Diese Effekte (und die notwendigen, weitreichenden Strategien zu ihrer Beseitigung) sind es, die den Unterschied ausmachen.
Was würden wir eigentlich sagen, wenn jemand käme und verkündete: "Ich habe eine alternative Behandlung entwickelt. Ein klitzekleiner, völlig sicherer, neurochirurgischer Eingriff, nach dem biologisches Geschlecht und Geschlechtsempfinden harmonisch zusammenpassen."
Tolle Errungenschaft oder gefährliche Drohung?
- Sag' Du mir, in welche Schublade ich passe! -